Karl-Heinz Göttert

Deutsch

Biografie einer Sprache
Cover: Deutsch
Ullstein Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783550087783
Gebunden, 400 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Die deutsche Sprache ist bedroht, so heißt es - durch eine Flut an Anglizismen, durch mangelnde Sprachkenntnisse der Migranten, durch das rudimentäre Deutsch der Generation doof. Wird unsere Muttersprache bald zum Denglisch verkümmern und jämmerlich untergehen? Karl-Heinz Göttert meint: Nein - denn das Deutsche hat es immer vermocht, Einflüsse aus anderen Sprachen zu integrieren, ohne den eigenen Charakter zu verlieren. Mit profunder Sachkenntnis und viel Humor erzählt Göttert die spannende Biografie der deutschen Sprache, von ihren sagenumwobenen Anfängen in Germanien über den Durchbruch als Nationalsprache bis hin zur Wiederkehr der Dialekte. Das Deutsche ist nicht nur eine Sprache mit einer großen Vergangenheit und lebendigen Gegenwart, sondern auch mit einer vielversprechenden Zukunft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.08.2010

Der hier rezensierende Germanist (und Rechtschreibreform-Gegner) Rezensent Theodor Ickler kann an dieser deutschen Sprachgeschichte des emeritierten Mediävisten und Rhetorikforscher Karl-Heinz Göttert nicht viel finden. Höchstens dem Laien biete sie Neues über Geschichte und Literatur des Mittelalters präsentiere. Doch das eigentlich Thema - die Geschichte des Deutschen - findet Ickler derart fehlerhaft, dass er nicht zur Lektüre rät. Ickler stört sich an zahlreichen unglücklichen Formulierungen und offenbar falschen Behauptungen, etwa dass die Straßburger Eide bei Göpfert in den falschen Sprachen gesprochen werden oder die Geschichte der Rechtschreibreform "sachlich verkehrt" dargestellt wird. Auch die ausführliche Auseinandersetzung mit der "Kanak Sprak" behagt ihm nicht, welche die These belegen soll, dass "die Sprachgeschichte des Deutschen in einem mehrsprachigen Deutschland" münde.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.04.2010

Der emeritierte Sprachwissenschaftler Hans-Martin Gauger lässt sich eingehend zu Karl-Heinz Götterts Geschichte der deutschen Sprache vernehmen, die er nach eigenem Bekunden zwar "irgendwie sympathisch" findet, die dann aber sehr viel, sehr leidenschaftlich geäußerte Kritik einstecken muss. Die offenkundige Intention des Kölner Germanisten, eine auch den interessierten Laien erreichende, umfassende Sprachgeschichte zu schreiben, hat er in den Augen des Rezensenten schon deshalb verfehlt, weil er sich nicht genug auf sein Thema konzentriert habe und nebenbei auch noch so etwas wie eine kleine Literaturgeschichte bieten wollte. Zudem setze Göttert für die nicht Eingeweihten allzu viel voraus, so dass trotz des ausgesprochen lockeren Tons - für Gauger häufig viel zu salopp - nicht immer alles für alle verständlich sein dürfte. Schwerer aber wiegen für den Rezensenten offenkundig die vielen sachlichen Fehler, die er besonders in der zweiten Hälfte des Buches gefunden hat. Hier sammelt er akribisch die Schnitzer, die sich der Autor geleistet hat, begleitet von entsetzten "Mon-Dieu!"- und "Incroyable!"- Ausrufen. Empörung hat dabei insbesondere das Kapitel über den Philologen Victor Klemperer bei ihm ausgelöst, in dem er zahlreiche verfälschende Unrichtigkeiten gefunden hat. Schließlich findet er die Haltung des Autors gegenüber den Gefahren, die der deutschen Sprache vom Englischen her drohen, zu Unrecht heruntergespielt. Götterts Argumentation, gegenüber dem Französischen habe sich Deutsch ja auch behaupten können, ist in seinen Augen ein nur teilweise passender Analogieschluss im Kölner Geist von "Es hätt noch immer jotjejange", den Gauger durch die Geschichte hinlänglich widerlegt sieht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.03.2010

Spannend, oft überraschend und insgesamt die unterhaltsamste Sprachgeschichte, die Claude Haas bislang gelesen hat, ist in seinen Augen Karl-Heinz Götterts "Deutsch", auch wenn er den "Feuerzangenbowle"-Ton kritisch hervorhebt. Dafür stellt er zufrieden fest, dass der Autor von einem mentalitäts- und sozialhistorischen Blickwinkel aus alle wichtigen Stationen der Sprachentwicklung abschreitet, und mit interessanten Ergebnissen so verschiedenen Etappen wie die Weimarer Klassik, die frühneuzeitliche Verwaltungssprache oder Besonderheiten der Sprache der Nationalsozialisten unter die Lupe nimmt. Göttert kann mit so mancher Überraschung aufwarten, etwa dass die Mystikerinnen mit ihrem "sexuellen Wahn" entscheidenden Einfluss auf abstrakte Wortbildungen mit Endungen auf "heit" oder "keit" hatten, so Haas gefesselt. Nur, dass der Autor für die Sprachentwicklung das Metaphernfeld "Biografie" bemüht, findet der Rezensent völlig verfehlt, lässt sie doch an ein lineares Werden und Vergehen denken, was hier einfach nicht der Fall ist, so Haas.

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