Kathrin Schmidt

Finito. Schwamm drüber

Erzählungen
Cover: Finito. Schwamm drüber
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011
ISBN 9783462043174
Gebunden, 208 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Kathrin Schmidts Erzählungen spannen den Bogen von der Zeit des geteilten Deutschlands bis in die Gegenwart, führen in Familien und Singlehaushalte, zeigen starke Frauen in schwachen Momenten und Männer, die nie so stark geworden sind, wie sie sich immer empfanden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.07.2011

Ganz und gar kein leichtes Spiel treibt die Autorin in ihrem Erzählband mit der Sprache, freut sich der solchermaßen von Kathrin Schmidt geforderte Rezensent Lothar Müller. Er weiß: Sprachspiele, Doppelbedeutungen erlauschen und dergleichen kann Schmidt sehr, sehr gut. Die Texte aus fünfzehn Jahren bestechen für Müller durch den Anschein von Alltäglichkeit, knapp erzählt mit trockenem Ton, aber dahinter lauert das Exzentrische, sei es ein Kirchenlied (quasi als Figur), sei es die Unterbrechung einer Routine. Traurig und witzig, elegisch und grotesk zugleich findet Müller das, auch weil Schmidt nie Pathos braucht, nicht mal im letzten Satz.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.06.2011

Mitten hinein in die verschatteten Existenzen heutiger Glückssucher befördern Kathrin Schmidts Erzählungen Jürgen Verdofsky. Der Rezensent staunt über die schlafwandlerische Zielsicherheit, mit der die Figuren in diesen Texten auf Talfahrt gehen beziehungsweise  geschickt werden. Dabei registriert er bei ihnen sowohl das "Verlangen nach großen Taten", "kleine Freuden", "Scham und Schuld", als auch die großen geschichtlichen Zusammenhänge, die sich für Verdofsky in den Biografien begreifbar spiegeln. Obwohl die Texte unterschiedliche Entstehungsdaten tragen (manche gehen zurück auf die Zeit vor Schmidts Erfolgsroman "Du stirbst nicht" von 2009, wie Verdofsky anmerkt), scheinen sie dem Rezensenten ästhetisch aus einem Guss und sämtlich mit nachhaltiger Wirkung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2011

Ja, es gibt helle und lustige Momente in diesen Erzählungen, die aber eigentlich, so Rezensent Hans-Jürgen Schings, genauer zur Gattung der Kurzgeschichte gehören. Das Komische freilich, darunter eine Hochzeit zwischen Frau Ypsi und Herrn Lon, ist Einsprengsel nur in weithin herrschendem Dunkel und Abgrund. So trägt ein Protagonist den sprechenden und treffenden Namen "Grund ihres Wunsches, die Welt zu verlassen". Selten nur geht es auch sonst glücklich aus und oft genug tödlich. In "Der Kirschgott" hängt zu DDR-Zeiten ein Lehrer im Baum. Erst zwanzig Jahre später spricht man darüber. Wie überhaupt die ostdeutsche Vergangenheit in die gesamtdeutsche Gegenwart vielfach hineinhängt. Und weil Schmidt das mit "von Bitterkeit geschärfter Sprachkraft" zu schildern versteht, liest der Rezensent das, wenn nicht mit Vergnügen, dann doch mit an Bewunderung grenzender Zustimmung zum jüngsten Werk dieser Autorin.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2011

Silke Burmester macht sich Gedanken über das Innenleben und die Inneneinrichtung der Person Kathrin Schmidt, die es als Schriftstellerin meisterhaft versteht, beklemmende "Situationen treffend aufzubauen und den Leser mitten hineinzuführen". Diese ausweglosen Situationen ereignen sich ausnahmslos im Osten Deutschlands, beschädigte Leben von zumeist Frauen werden aufgegriffen, zumindest in den ersten vierzehn Geschichten (die Titel tragen wie "Bissel Liebe wär nett, göll!") schont Kathrin Schmidt die Leser nicht: Es ist eine anstrengende und trostlose Lektüre, warnt die Rezensentin, "schlimmer als RTL II". Im zweiten Teil lässt die Autorin dann zugunsten ihrer Figuren und Leser etwas mehr Milde, Miteinander und Mitgefühl walten. Die sprachliche Brillanz der Erzählungen hat auf Silke Burmester durchaus Eindruck gemacht, dennoch hat sie das Buch nicht ungern zur Seite gelegt.
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