Knud Romer

Die Kartografie der Hölle

Roman
Cover: Die Kartografie der Hölle
Insel Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783458178507
Gebunden, 555 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg. Knud hatte als Kind eine alte Landkarte über dem Bett hängen, sie zeigte den Horizont seiner Welt - des Paradieses. Wie das dänische Nykøbing auf der Insel Falster, der Ort seiner Kindheit, es war. Als er älter wird, geht er zum Studieren nach Kopenhagen: Literaturwissenschaft, denn die Bücher im Schrank der Frankfurter Großmutter haben ihn geprägt. Aber in der Großstadt beginnt ein Leben voller Ab- und Ausschweifungen, bestimmt von Alkohol und Drogen. Die Suche nach dem Paradies führt ihn in die Hölle. Bis Knud sich einen Gefährten herbeihalluziniert. Einen gewissen "M", Sohn eines CIA-Agenten in Teheran, der ihn errettet. Jetzt wird aus dem ewigen Studenten ein erfolgreicher Werbefachmann - und ein schonungsloser Chronist des eigenen Lebens.Nykøbing, Kopenhagen, Frankfurt, Teheran - Auf seinem Weg durch die politisch und gesellschaftlich ereignisreichen achtziger und neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts springt Knud Romer zwischen Orten und Zeiten, jongliert mit Fakten und Gefühlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.05.2020

Rezensent Ulrich Seidler liest den zweiten Teil von Knud Romers autobiografischer Erzählung mit einer Mischung aus Faszination, Interesse und quälender Langeweile. Ein Roman im klassischen Sinne mit Spannungsaufbau, Identifikationsmöglichkeiten und allem anderen Drum und Dran ist auch darin enthalten, so Seidler, macht allerdings nur einen kleinen Teil des Textes aus und zwar den, indem es um Romers erfundenen Freund M. geht. Dieser M. ist der eigentliche Sympathieträger, während der unerträglich narzisstische Erzähler mit seinem wahnsinnigen Geltungsbedürfnis höchstens Mitgefühl im Leser auslöst. Es ist das Feld der Literaturwissenschaft, auf dem Knud sich als Student versucht, dabei immer wieder an seinen unerreichbaren Ansprüchen scheitert, sich von neuem geißelt, sich dabei aus allen sozialen Netzen löst, mit Alkohol und Drogen betäubt, in Schulden versinkt und so weiter. Diesen Zerfall schildert der Autor mit solcher Bitterkeit und sprachlicher Kunstfertigkeit, dass der Rezensent durchaus seine Freude daran hat. Allerdings können diese kleinen Genüsse die grundsätzliche Ermüdung nicht ausgleichen, so Seidler. Und auch die zahlreichen Abschweifungen über literaturiwssenschaftliche Kuriosa sind an sich zwar interessant, unterstützen aber im Verbund eher die wachsende Langeweile. Nach dem Studium folgt dann die Karriere in der Werbebranche und anschließend die Schauspielrolle in Lars von Triers "Idioten". Dazu der Rezensent nur: "Da muss der Leser dann auch noch durch."