Leopold Tyrmand

Filip

Roman
Cover: Filip
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783627002848
Gebunden, 500 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Peter Oliver Loew. Sommer 1943: Der dreiundzwanzigjährige Filip, knapp aus sowjetischer Gefangenschaft entkommen und mit falscher Identität nach Deutschland geflohen, taucht als französischer Fremdarbeiter in Frankfurt am Main unter. Frech und von sich eingenommen, verschafft er sich eine Anstellung als Kellner im renommierten Parkhotel, das als Luxusherberge für Nazi-Bonzen gilt - in der Absicht, den Krieg "im Auge des Orkans" zu überleben. Filip ist ein temporeicher Schelmen- und Hotelroman über einen 'jüdischen Felix Krull', der leichthändig und aus einer wenig bekannten Perspektive ein lebendiges Stimmungsbild einer deutschen Großstadt während des Kriegs entwirft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.09.2021

Rezensent Matthias Alexander empfiehlt dringend die Lektüre von Leopold Tyrmands Roman von 1960. Dass der Text so lange auf eine deutsche Fassung warten musste, kann sich Alexander kaum erklären, derart stark findet er die Geschichte einer Selbstbehauptung über einen polnischen Widerstandskämpfer im Frankfurt des Jahres 1943. Wie der in ständiger Angst vor der Entdeckung durch die Nationalsozialisten lebende Protagonist sich als Kellner und Bibliothekar durchschlägt, kleine Siege gegen die Herrschenden verbucht und immer wieder auch das sommerliche Leben in Kneipen, Kinos und Bädern genießt, schildert der Autor laut Alexander lebensprall, mitreißend und mit Komik. Die Ambivalenz der Figuren scheint Alexander anschlussfähig an die Gegenwart, und das Bild des damaligen Frankfurt findet er stimmig.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.08.2021

Rezensentin Marta Kijowska freut sich, dass der autobiografische Roman "Filip" von Leopold Tyrmand endlich in deutscher Übersetzung von Peter Oliver Loew erschienen ist. Der polnische Schriftsteller ist 1966 aufgrund von Konflikten mit der kommunistischen Behörde in die USA ausgewandert, davor publizierte er noch diesen Roman, erklärt die Rezensentin. Das Buch sei kein klassischer Kriegsroman, obwohl er im Kriegsjahr 1943 spielt. Das liege Kijowska zufolge zum einen an der oftmals ironischen und situationskomischen Sicht des titelgebenden Ich-Erzählers Filip, der sich in seinem erwählten Wohnort Frankfurt als Franzose ausgibt, aber auch an den autobiografischen und teilweise psychologischen Elementen der Handlung. Auch wenn die Rezensentin manche Passagen des Protagonisten zu lang oder ein wenig altklug findet, lässt sie sich durch Erzählstil und die "gekonnte Handlungsführung" überzeugen und schließt: Eines der besten Bücher des legendären Leopold Tyrmands.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.06.2021

Moritz Baumstieger kann gar nicht fassen, dass dieser schelmische Roman von Leopold Tyrmand sechzig Jahre brauchte, um auf Deutsch zu erscheinen. Die Geschichte des sich im Hitler-Deutschland behauptenden jüdischen Außenseiters Filip führt Baumstieger in den Alltag der Mangelwirtschaft und des Überlebenswillens. Das liest sich laut Rezensent unterhaltsam, bisweilen komisch und als wäre der Protagonist der Popliteratur entsprungen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.03.2021

Begeistert und wie mit offenen Munde staunend legt uns Rezensent Claus-Jürgen Göpfert diesen Roman eines "Filou" ans Herz. Als Glücksfund des Verlegers Joachim Unseld, so berichtet der hingerissene Kritiker, ist dieser übersprudelnde und dennoch den NS-Alltag in Frankfurt 1943 aus den Augen eines polnischen Widersachers, der mit falschen Papieren dort lebt, präzise zeichnende Text endlich in deutscher Übersetzung zu haben. Es sei zu großen Teilen die Lebensgeschichte des Autors selbst, der über Wien floh, gefangen genommen und in einem norwegischen Lager festgesetzt das Ende des Krieges erlebte - und 1966 in die USA auswanderte, so Göpfert. Dass er dort die "68er Revolte" kritisierte, vermerkt der von diesem Roman uneingeschränkt überzeugte Kritiker am Ende ein wenig betreten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.03.2021

Rezensent Eberhard Falcke feiert Leopold Tyrmands 1960 entstandenen Schelmenroman über einen sich durchschlagenden jüdischen Fremdarbeiter in Frankfurt während der Nazi-Herrschaft. Die erstmalige deutsche Übersetzung von Peter Oliver Loew überzeugt Falcke ebenso wie Tyrmands erzählerische Fähigkeiten, die sich für den Rezensenten in der lebendigen Darstellung von Milieus, Zeitgeist, Haltungen, Gefühlen und Zwischentönen äußert. Wie das Treiben auf dem Schwarzmarkt oder in den Ämtern der Gestapo aussah, machen die Beschreibungen und Dialoge im Buch laut Falcke nachvollziehbar.

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