Qian Zhongshu

Die umzingelte Festung

Roman
Cover: Die umzingelte Festung
SchirmerGraf Verlag, München 2008
ISBN 9783865550590
Gebunden, 542 Seiten, 25,80 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort und erläutert von Monika Motsch. Aus dem Chinesischen von Monika Motsch und Jerome Shih. Bummelstudent Fang hat in Europa reichlich westliche Lebensart gelernt, die er nun nach China importiert. Beim Versuch, erotisch und beruflich Fuß zu fassen, gerät er in die Fallstricke einer Gesellschaft im Übergang, bei der sich traditionelle chinesische und moderne westliche Vorstellungen in tragikomischem Konflikt befinden. Der Klassiker der modernen chinesischen Literatur aus aktuellem Anlass nun wieder auf deutsch. Erstmals 1946 als Fortsetzungsroman in China erschienen und während der Kulturrevolution verboten, erlangte das Buch nach seiner Neuauflage 1980 weltweite Bekanntheit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2009

Michael Müller stellt uns Qian Zhongshu als bedeutendsten Schriftsteller der chinesischen Moderne vor und preist seinen 1946 zunächst in Fortsetzungen erschienenen und nun in einer überarbeiteten Übersetzung vorliegenden Roman "Die umzingelte Festung" als eines seiner wichtigsten Bücher. Darin schildert der Autor das Schicksal des Taugenichts Fang, der mit einem gekauften Doktortitel aus dem westlichen Ausland 1937 zu Beginn des zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges in seine Heimat zurückkehrt und dort eine Reihe von privaten und beruflichen Rückschlägen hinnehmen muss. Der Titel knüpft nicht nur an Montaignes Bild der Ehe an, die für den Außenstehenden erstrebenswert ist, und für den Verheirateten zum Gefängnis wird. Man brachte die "umzingelte Festung" in China natürlich auch mit der japanischen Bedrohung in Verbindung. Im Roman aber wird die Metapher zum "Symbol für das gesamte Leben", wie der Rezensent erklärt. Dass Zhongshu mit dem Buch nicht politische Stellung bezog, wurde dem lange verbotenen, im Umerziehungslager internierten und erst 1976 rehabilitierten Autor als moralische Verderbung der chinesischen Jugend angelastet, heute macht dieser Umstand den Roman umso lesenswerter, meint Müller.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.02.2009

Christoph Bartmann bescheinigt diesem Roman des 1998 gestorbenen Qian Zhongshu im Laufe seiner wechselvollen Editionsgeschichte seit 1946 nichts von seiner Frische verloren zu haben. Der Titel geht auf eine Sentenz von Montaigne zurück, der damit auf die Ehe als gleichermaßen ersehnte und beklagte Festung zielte, erklärt der Rezensent. In Zhongshus satirischem Roman ist es der schlagfertige Taugenichts Fang Hongjian, der sich im westlichen Ausland einen akademischen Abschluss erkauft hat, nun nach China zurückkehrt und sich nach einigen Wirrungen des Herzens in der Ehe wieder findet. Hatte man dem Roman einst vorgeworfen, er steuere nicht zur moralisch-politischen Erbauung der chinesischen Jugend bei, weshalb man ihn dann 30 Jahre lang nicht nachdruckte, so ist es gerade dieser Umstand, der das Buch für Barthmann auch heute noch zum Lesevergnügen macht. Mit seinen vielen literarischen Anspielungen erweise sich der chinesische Autor zudem als beeindruckend belesen und weltklug, so der Rezensent begeistert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.01.2009

Ludger Lütkehaus hat einen der "berühmtesten" modernen chinesischen Romane entdeckt und sich selten so amüsiert. Allerdings nur mit den ersten 150 Seiten, wie er einschränken muss. Der in der europäischen genauso wie in der chinesischen Literatur bewanderte Gelehrte Qian Zhongshu wird in China immer noch hoch geschätzt, der vorliegende Roman erschien zwischen 1946 und 1947 als Zeitschriften-Fortsetzungsroman, lässt der Rezensent wissen. Es geht darin um die Liebes- und Karrierebemühungen des aus dem Ausland zurückgekehrten Fang Hiongjian, dessen glücklose Unternehmungen schließlich in einer desaströsen Ehe enden, fasst Lütkehaus zusammen. Treibt ihn der überbordende Witz, die Ironie und der Sarkasmus der Schilderungen zunächst in haltloses Gelächter, wie er gesteht, muss er schließlich bemerken, dass sich im Lauf der Geschichte, nicht zuletzt wegen der geballten Komik, eine gewisse Ermattung einstellt. Zudem fällt ihm - wie schon der frühen Kritik - auf, dass der Roman in einem seltsam geschichtslosen Raum spielt, in dem die verschiedenen Eroberungsversuche des glücklosen Helden immer stereotyper wirken.