Lina Meruane

Heimkehr ins Unbekannte

Unterwegs nach Palästina
Cover: Heimkehr ins Unbekannte
Berenberg Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783946334682
Gebunden, 208 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Susanne Lange. "Im Kopf werfe ich eine Münze: Falls mich eine Einladung nach Europa führt, werde ich die Reise auf eigene Faust gen Osten ausdehnen." Die Einladung kam, und die in New York lebende Chilenin Lina Meruane fuhr erstmals in die Heimat ihrer palästinensischen Großeltern, ins heutige Israel. Der Bericht über ihre Reisen in die eigene Vergangenheit ist ein gedankensprühender Kommentar zu einem zunehmend weltbewegenden Problem: Warum wird es immer komplizierter, die Fragen "Wo kommst du her? Wer bist du?" eindeutig zu beantworten? Ausgerechnet in Israel, so hat es Lina Meruane am eigenen Leib erfahren, haben mehr als anderswo rassische, genetische, physiognomische Zuschreibungen Einzug gehalten in den Alltag der Menschen. Ein Buch darüber, wer man zu sein glaubt, und welche politisch wirksamen Täuschungen damit verbunden sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2020

Rezensent Jakob Hessing hat dieses Buch mit einer gewissen Trauer gelesen: weil die Autorin Lina Meruane seiner Ansicht nach ihre "schriftstellerischen Möglichkeiten", die er hoch schätzt, bei der Zeichnung der Israelis nicht mehr einsetzt und zur Geltung bringt. Sie lässt das Feindbild regieren, so Hessing, der selbst Israeli ist, wie er schreibt, und voller Trauer über die Unterdrückung der Palästinenser. Doch dieser Teil der israelischen Bevölkerung, zu dem er gehört, bleibt bei der Beschreibung einer Reise der Autorin außen vor, bedauert er. Der Kritiker schätzt MeruanesText am meisten dort, wo die Zerrissenheit der Familiengeschichte deutlich wird - auch die der Autorin.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.08.2020

Rezensent Ralph Hammerthaler rät unbedingt zur Lektüre dieses literarischen Reisebuchs der chilenischen Autorin Lina Meruane. Zumindest zum ersten Teil des Buches, denn hier erzählt ihm die Autorin, wie sie zum ersten Mal ins Land ihrer Vorfahren, nach Palästina reiste, von Begegnungen mit anderen Exilanten, Besuchen in Schulen, in denen arabische und jüdische Kinder gemeinsam unterrichtet werden, und von der fest gefahrenen Politik. Genau da erkennt der Kritiker den besonderen Mehrwert dieses Buches, denn aus palästinensischer Sicht hat er bisher selten vom Alltag in Israel, von Enteignungen, geteilten Städten und Überwachung gelesen. Dass Meruane nicht einfach als Kritikerin israelischer Politik auftritt, sondern zu "klugen und komplexen" Einschätzungen kommt, rechnet ihr der Kritiker hoch an. Und so kann er über den zweiten Teil des Buches, der eher in Form eines Tagebuchs mit exkursiven Anteilen gehalten ist, hinwegsehen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.04.2020

Rezensentin Katharina Döbler hat dieses Buch sehr gefallen. Fünf Jahre nach ihrem ersten Besuch in Palästina, die sie in ihrem Buch "Volverse Palestina" beschrieb, ist die in Chile geborene Lina Meruane auf den Spuren ihres palästinensischen Großvaters noch einmal nach Palästina gereist. Ihr Geschichte vom Palästinenser-Werden ist durchsetzt mit Rückblicken, Reisebeschreibungen und immer wieder dem Blick ins eigene Gesicht, so Döbler. Wie palästinensisch sehe ich aus? Wie wirke ich auf andere? Auf Israelis, auf Palästinenser? Das sind ihre Fragen, mit denen sie auch die "Worte des Alltags" auslotet, schreibt Döbler, die das Buch - nicht zuletzt auch dank der "wunderbaren" Übersetzerin Susanne Lange - höchst lesenswert fand.