Lion Feuchtwanger

Ein möglichst intensives Leben

Die Tagebücher
Cover: Ein möglichst intensives Leben
Aufbau Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783351037260
Gebunden, 640 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Klaus Modick. Mit zahlreichen Abbildungen. Zum ersten Mal vollständig erschlossen: Lion Feuchtwangers bislang unveröffentlichte Tagebücher aus den Jahren 1906 bis 1940. Entdeckt wurden sie erst in den neunziger Jahren in Los Angeles in der Wohnung seiner Sekretärin, wo er sie in der McCarthy-Ära wohl ihrer Brisanz wegen versteckt hatte. Die vorliegende Edition basiert auf der Transkription der Handschrift und einer mühevollen Entzifferung sämtlicher in Kurzschrift verschlüsselten Teile. Der Tagebuchschreiber erweist sich als ein vorbehaltlos offener Chronist des eigenen bewegten Lebens sowie zentraler Kapitel deutscher Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.01.2019

Tobias Döring kann sich dem ablehnenden Reaktionen seiner KritikerkollegInnen nicht anschließen. Die nie zur Veröffentlichung bestimmten Notate aus den Jahren 1906 bis 1940 geben dem Rezensenten zwar überwiegend Einblick in Feuchtwangers Liebschaften, aber die Art und Weise, wie der Schriftsteller sein Tagewerk festhält, scheint Döring bemerkenswert: "Lakonisch und knochentrocken" nämlich und somit im direkten Gegensatz zur "barocken" Sprachgewalt seiner Erzählwerke. Auch während Hitler-Deutschland vor dem Krieg steht, schreibt Feuchtwanger nur knapp nieder, mit wem er isst und ins Bett geht, informiert Döring. Dennoch erkennt der Kritiker in diesem Tagebuch ein "pointillistisches Gemälde", in dem sich die einzelnen Punkte zu einem "Panorama von weltgeschichtlichem Ausmaß" zusammensetzen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.12.2018

Wilhelm von Sternburg ist enttäuscht von den Tagebüchern des Lion Feuchtwanger. Wann der Autor wen gevögelt hat, interessiert ihn nicht wirklich. Vor allem darum aber drehen sich Feuchtwangers Einträge laut Rezensent, daneben Männerstolz und Eitelkeit. Zeitgeschichtliches (zum Krieg etwa) oder den Schaffensprozess Betreffendes entdeckt Sternburg höchstens mit der Lupe. Dass dieser Autor ein großes, durchaus philosophisch reflektiertes Werk hinterlassen hat, kann der Rezensent beim Lesen der Tagebücher jedenfalls kaum glauben. Ein Weihnachtsgeschenk für Voyeure, meint er.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.12.2018

Michael Naumann zeigt sich entsetzt über diese Veröffentlichung der Tagebücher von Lion Feuchtwanger aus den Jahren 1906 bis 1940. Seiner Meinung nach hat der Aufbau-Verlag seinem Autor damit einen Bärendienst erwiesen. Derart peinlich scheinen ihm Feuchtwangers Aufzeichnungen, die laut Naumann außer der geradezu zwanghaften Mitteilung sexueller Aktivitäten wirklich überhaupt nichts zu bieten haben, geschweige Neues aus dem Kreis der Exilliteraten. Ob Feuchtwanger nun seine Frau, seine Geliebte oder eine Hure vögelt - wen juckt es, meint der Rezensent. Ein sehr überflüssiges Buch, findet er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018

War die Publikation dieses Bandes wirklich notwendig? Helmut Böttiger stellt die Frage nicht, aber was er über Feuchtwangers Tagebuch erzählt, klingt eher so, als sei der Band allenfalls für Biografen des einst gefeierten Autors einschlägig. Feuchtwanger hat so viel "gehurt" und "gevögelt" (Feuchtwangers eigene Sprache), dass selbst das Tagebuch - das nur ein Fragment mit jahrelangen Lücken ist - nur herausgehobenere Ereignisse dieser Art zitiert. Der Rest, so Böttiger sind Auslassungspunkte. Für seine Zeit scheint sich Feuchtwanger nicht weiter interessiert zu haben. Selbst als in München Revolution war, so Böttiger, habe ihn nur seine Machtposition als Kritiker im Theaterbetrieb beschäftigt. Dann und wann aber, so Böttiger, fallen Namen wie Brecht oder Benjamin. Böttiger verreißt die Edition nicht, aber ein deutliches Lob kann er sich auch nicht abringen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.11.2018

Rezensent Richard Kämmerlings gibt sich zwar große Mühe, eine unterhaltsame und lesenswerte Rezension zu schreiben, aber was er über dieses Buch berichtet, klingt doch recht öde. Kämmerlings gibt selber zu, dass Feuchtwangers permanente Notate über sein Onanieren, über seine Besuche bei Prostituierten und über weitere Affären "extrem nervig" sein können. Lebendige Beschreibungen dessen, was Feuchtwanger sonst noch erlebt hat, findet Kämmerlings allenfalls bei Notaten zu seiner Amerika-Reise 1932. Feuchtwangers Moskaureise - "der größte Schandfleck seines Schriftstellerlebens" - kommt im Tagebuch zwar auch vor, wird von Kämmerlings aber nur kurz abgehandelt. Die Notate, so Kämmerlings, waren nie für spätere Veröffentlichung gedacht - und man scheint es ihnen anzumerken.
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