Brigitte Reimann

Post vom schwarzen Schaf

Geschwisterbriefe
Cover: Post vom schwarzen Schaf
Aufbau Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783351037369
Gebunden, 416 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

"Ihr seid die beste Familie der Welt" - Brigitte Reimanns unveröffentlichte Geschwisterbriefe. Brigitte Reimann wollte immer über ihre Geschwister schreiben. Deren Konflikte, Reibungen, Energie schienen ihr symptomatisch für die junge Generation, die sich in den sechziger Jahren aufmachte, ihre Ideale umzusetzen. Weil kaum jemand damals Telefon hatte, gingen Briefe zwischen Rostock, Hoyerswerda und Hamburg hin und her: Ermutigungen, Beichten, "Weiberkram". Besonders mit Lutz, der in den Westen geflohen war, stritt sie erbittert über Politik. Am Ende ihres Lebens, als sie sich ironisch als "schwarzes Schaf" der Familie sah - kinderlos, krebskrank, der Roman unvollendet -, waren es die Geschwister, die ihr Mut machten. Nun fügen sich die Briefe der Brüder und Schwestern zu einem deutsch-deutschen Familienroman, in dessen Zentrum eine außergewöhnliche Schriftstellerin steht. "Jon hatte recht, als er unsere Familie als einen Indianerstamm bezeichnete." Brigitte Reimann, 21. April 1965

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.01.2019

Katharina Granzin empfiehlt diesen Briefband aus dem Nachlass der Schriftstellerin Brigitte Reimann nicht nur Reimann-Fans. Die Korrespondenzen zwischen Reimann und ihren Geschwistern bewahren laut Granzin den Mikrokosmos DDR in den sechziger Jahren, enthalten Weltanschauliches zur deutschen Teilung und erinnern an die politischen Gräben von damals. Daneben kommt auch viel Persönliches zur Sprache, so die Rezensentin, Alltagssorgen, Wohnungsknappheit et cetera. Die Munterkeit der Autorin bis zu ihrem frühen Tod findet Granzin erstaunlich.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.08.2018

Die hier rezensierende Schriftstellerin Kathrin Schmidt fühlt sich als Voyeur beim Lesen der Familienkorrespondenz der DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann. Die Briefe an die Geschwister, einsetzend im Jahr 1960, als Reimann sich auf den Bitterfelder Weg macht, sind laut Schmidt einerseits geprägt von Banalitäten, Liebschaften, Mode, Geldfragen, andererseits von Reimanns Eintreten für die DDR und für den Familienverbund (vor allem, als ihr Bruder in den Westen geht). Reimanns Aufrichtigkeit und Intelligenz findet Schmidt bestechend.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.07.2018

Rezensent Michael Pilz lernt die Brigitte Reimann hinter der DDR-Schriftstellerin kennen in dieser zum 85. Geburtstag der Autorin von Reimanns Archivarinnen herausgegebenen Familien-Korrespondenz. Von Alltagssorgen, Wohnungsnot und Systemkritik liest der Kritiker ebenso wie von Reimanns zunehmendem Leid an dem von ihr geliebten Land. Und doch ist das titelgebende "schwarze Schaf" nicht Reimann, sondern ihr Bruder Ludwig, der bereits 1960 nach Hamburg ausreiste, seine Schwester mit Jazzplatten und Eau-de-Cologne versorgte, aber auch an harscher Kritik nicht sparte, informiert der Rezensent, der das Buch mit Gewinn gelesen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.07.2018

Rezensentin Cornelia Geißler hat Brigitte Reimanns Briefwechsel mit ihren erwachsenen Geschwistern, der nun unter dem Titel "Post vom schwarzen Schaf" veröffentlicht wurde, mit Interesse gelesen. In den Briefen gehe es um die Bewältigung des täglichen Lebens, aber auch das Verhältnis der Geschwister zur DDR werde immer wieder ausgelotet, so die Rezensentin. Vor allem die Briefe von und an Bruder Lutz haben Geißler gezeigt, wie Reimanns Verhältnis zur Partei sich bis zu ihrem Tod zunehmend verschlechterte. Für die Rezensentin haben die Briefe inhaltlich nichts wirklich Neues bereitgehalten, da sie die Tagebücher und andere Schriften Reimanns kennt, allerdings haben sie ihr gezeigt, wie warm und eng die Beziehung der Reimann-Geschwister war und ihr somit eine emotionale Seite Brigitte Reimanns nähergebracht, die sie so zuvor noch nicht wahrgenommen hatte.