Lisa Eckhart

Omama

Roman
Cover: Omama
Zsolnay Verlag, Wien 2020
ISBN 9783552072015
Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

"Helga, schnell, die Russen kommen!" 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. 1955 schickt man Helga dann aufs Land. Den Dorfwirt soll sie heiraten. Sowohl Helga als auch die Wirtin haben damit wenig Freude. 1989 organisiert die geschäftstüchtige Oma Busreisen nach Ungarn, um Tonnen von Fleisch über die Grenze zu schmuggeln. Bevor sie - inzwischen schon über achtzig - in See sticht und mit der Enkelin im handgreiflichen Wettbewerb um den Kreuzfahrtkapitän buhlt. Lisa Eckhart unternimmt einen wilden Ritt durch die Nachkriegsgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.08.2020

Für Rezensent Adam Soboczynski geht es ein bisschen zu deutlich zu in Lisa Eckharts Oma-Geschichte. Vom Krieg, als die Russen in die Steiermark kamen, von Großmutterpsychologie, Österreichs Minderwertigkeitskomplexen, Schlachtfesten und Saufgelagen in der Provinz erzählt die Autorin "kalorienreich", "fäkalfreudig", allzu pointenlastig und mit einem mächtigen Schuss Lebensweisheit, meint der Rezensent. Auf der Strecke bleiben für ihn leider: differenzierte Figuren und entscheidende Handlungsdetails. Die dauernde Leseransprache nervt Soboczynski (wie "schon bei Doderer"), und die Moral von der Geschicht' scheint ihm "etwas überdeutlich".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2020

Rezensentin Elena Witzeck kann nicht viel anfangen mit dem Debütroman der streitbaren Kabarettistin Lisa Eckhart. So ambitioniert ihr die Geschichte über Großmutter Helga aus der österreichischen Provinz erscheint, über die einfallenden Russen und gar nicht keusche Landmädchen, so sehr geht ihr das Effekt-Feuerwerk der Autorin bald auf die Nerven. Dauer-Provokation und die "Reproduktion von Vorurteilen" - das macht für Witzeck noch keinen guten Roman.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2020

Jakob Biazza würde gern die Erzählerin Lisa Eckhart von der Kabarettistin Lisa Eckhart trennen. So ganz will das nicht gelingen beim Lesen von Eckharts erstem Roman über eine Oma und ihre Erinnerungen an eine Jugend im Krieg. Zu schmissig die Sätze und die "Ein-Satz-Milieustudien", zu nervig die vielen fremdwörterstrotzenden Welterklärungspassagen im Buch, findet Biazza. Auf der Bühne mag das funktionieren, meint er, als Buch eher nicht so gut.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.08.2020

Rezensentin Doris Akrap rät Lisa Eckhart dazu, den ein oder anderen Judenwitz weniger loszulassen. Der Autorin antisemitische Tendenzen zu unterstellen, fällt Akrap aber nicht ein. Wie auch die Kritik an allzu provokanten Thesen. Wie Eckhart in ihrem Roman über ein Abziehbild von einer Oma, Sprachpolitik, Geschichte und Zeitgeist herfällt und wie sie die Tiefen des österreichischen Kneipenmilieus auslotet, darüber kann Akrap durchaus lachen. Das Zwiespältige der Aussagen, ob gegen oder für Feminismus etwa, erscheint Akrap hier als programmatische Absicht und "Kabaretthumor".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.08.2020

Ein bisschen ratlos scheint Jan Drees vor diesem Debüt zu stehen, das bereits vor seinem Erscheinen hohe Wellen geschlagen hat. Die österreichsiche Kabarettistin Lisa Lasselsberger schreibt hier als jene "blass-blasierte, aschgrau getönte" Kunstfigur Lisa Eckhart, die sich mit ihren Sottisen in die Herzen aller Rechtsradikalen geplaudert hat. Sie lässt in "Omama" ihre Großmutter vom Krieg erzählen, von Russen und den Vergewaltigungen, der Anstellung beim Herrn Doktor und den Kreuzfahrten als Rentnerin. Für Drees reihen sich die Provokationen wahllos und variantenarm aneinander, manche Witze seien geschmacklos, aber originell. Den Sinn kann er nicht ganz erkennen, vielleicht könnte der Roman aber ein Notausgang für eine Kabarettistin werden, der die eigene Figur aus dem Ruder gelaufen sei.