Takis Würger

Noah

Von einem, der überlebte
Cover: Noah
Penguin Verlag, München 2021
ISBN 9783328601678
Gebunden, 188 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Verfolgter, Schmuggler, Häftling, Dieb, Matrose, Kämpfer, Retter. Die Geschichte eines Helden. Noah Klieger war 13, als er sich während der deutschen Besatzung Belgiens einer jüdischen Untergrundorganisation anschloss und half, jüdische Kinder in die Schweiz zu schmuggeln. Noah Klieger war 16, als er im Morgengrauen als Häftling in Auschwitz ankam, bei Minusgraden. Noah Klieger hatte noch nie geboxt, als am Tag seiner Ankunft im Konzentrationslager gefragt wurde, ob sich Boxer unter den Häftlingen befänden und seine Hand nach oben ging. Die tägliche Sonderration Suppe für die Mitglieder der Boxstaffel von Auschwitz ließ ihn lange genug überleben. Noah Klieger war 20, als die Konzentrationslager befreit wurden. Er hat drei Todesmärsche und vier Konzentrationslager überlebt in einer Zeit, in der ein Wort, eine gehobene Hand oder ein Schritt den Tod bedeuten konnten oder das Leben. Auch in den dunklen, eiskalten Stunden fand er Hoffnung, fand er Kämpfer für den Widerstand gegen die Deutschen, fand er Verbündete, die mit ihm Kartoffeln stahlen, fand er einen Arzt, der ihm das Leben rettete, fand er List und Glück und einen letzten Laib Brot. Takis Würger erzählt die Lebensgeschichte des Noah Klieger - von seiner Kindheit im Frankreich der 1920er Jahre, seinem Überleben in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten bis zu seinem Engagement für die Staatsgründung Israels.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 14.03.2021

Rezensentin Anna Prizkau hält Takis Würgers Bericht über das Leben und Überleben des Juden Noah Klieger für groß. Einfach, weil Würgers Wiedergabe der Erlebnisse Kliegers in Auschwitz und auf der Exodus 47 literarisch wirken, echt, kraftvoll, nicht kitschig, wie Prizkau findet. Die Absicherungsgesten in den Nachworten findet die Rezensentin überflüssig. Wer den allgegenwärtigen Tod auf den Todesmärschen so beschreiben kann, lakonisch, als etwas Beiläufiges, das den Leser gerade deshalb direkt berührt, braucht dergleichen nicht, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2021

Für Rezensent Rainer Moritz hat das Buch von Takis Würger einen schlechten Beigeschmack. Das geht mit der Unklarheit über die Autorschaft los, meint er, zieht sich über die hinlängliche Bekanntheit der Geschichte des Auschwitz-Überlebenden Noah Klieger und hört mit der "schwammigen" Erzählmethode nicht auf, bei der Würger die Erzählungen Kliegers einerseits genau wiederzugeben vorgibt, andererseits jedoch selbst referiert und zusammenfasst. Dass Kliegers Erlebnisse abenteuerlich und beklemmend sind, bestreitet Moritz allerdings nicht.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.03.2021

Rezensent Henryk M. Broder ist froh, dass Takis Würger Noah Kliegers Erinnerungen festgehalten hat, denn er hat selbst mehrfach über den Shoah-Überlebenden geschrieben und weiß, wie leidvoll dessen Leben war und wie bemerkenswert der "Jude, Journalist, Sportfan, Zionist" damit umging. Dennoch befällt den Kritiker bei der Lektüre mehrmals Unbehagen, zum einen, weil Würger Klieger Fragen stellt, die Broder eher befremdlich findet, und Würger außerdem betont, dass die Erinnerung zwangsläufig subjektiv und stellenweise fragwürdig sei, zum anderen empfindet Broder  das Nachwort einer Historikerin als Ärgernis, die seiner Meinung nach dünne Sätze produziert und zum Ausgleich gendert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.03.2021

Rezensent Christoph Schröder zeigt sich deutlich entnervt vom "Sensationsreporterstil", den er in Würgers Arbeit findet. Aus dessen Roman "Stella", der seinerzeit für viel Aufregung sorgte, ist schon bekannt, wie vorgegangen wird und wie das klingt, so findet er. Hier hat es einen Überlebenden von Auschwitz getroffen, Noah Klieger. Dessen unglaubliches Leben hat das Erinnern gewiss verdient, darin stimmt der Kritiker Kliegers Nichte zu, die es im Nachwort so sagt. Aber der angewiderte Kritiker verabscheut die predigerhaften Gesten und den Dauerton der "Selbsterregung" dieses Buches und beklagt den gleichzeitigen und absoluten Mangel an Feingefühl und Würde.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.03.2021

Für den Rezensenten Klaus Hillenbrand ist der Wirbel, den Takis Würger mit seinem letzten Roman "Stella" verursachte, mit diesem Buch vergessen. Würger lege hier nicht weniger als das "Vermächtnis" des Auschwitz-Überlebenden Noah Klieger vor, meint der Kritiker, der das Buch in den höchsten Tönen lobt: Anhand zahlreicher Interviews mit Klieger und eingehender Recherche notiere der Autor nüchtern, ohne Spekulationen, Sprachbilder oder Spannungsbögen Kliegers Geschichte, der zunächst im Widerstand in Belgien kämpfte, Auschwitz und den Todesmarsch 1945 überlebte und schließlich als Journalist in Israel lebte. Zugleich entgeht Würger den Problemen der Oral History, wenn er die Notate als Erinnerungen kenntlich macht und wenn nötig, Zweifel anmerkt, versichert der Kritiker. So "unerträglich", aber eben auch "wahrhaftig" findet Hillenbrand die Lektüre immer dann, wenn die in Auschwitz erlebten Grausamkeiten detailreich und in sachlichem Ton geschildert werden. Nicht zuletzt dank des lesenswerten Essays von Sharon Kangisser Cohen, der Chefredakteurin der Yad Vashem Studies, empfiehlt der Rezensent das Buch nachdrücklich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.03.2021

Rezensent Rainer Moritz erinnert sich noch gut an die "verkitschten" Bücher von Takis Würger. Dessen neues Werk irritiert ihn schon durch die unklare Autorschaft. Wer erzählt eigentlich, Würger im Namen des Holocaust-Überlebenden Noah Klieger, oder doch Würger als Würger über Mengele und Kliegers Weggefährten? Moritz wird nicht schlau aus dem Buch, auch wenn Kliegers Geschichte (die dieser selbst schon ausgiebig erzählt hat) zweifellos abenteuerlich und erschreckend ist, wie der Rezensent zugibt. "Unangenehm" findet Moritz den Eindruck, der Autor schmücke sich mit fremden Federn.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.02.2021

Rezensentin Marie Schmidt treibt eine beunruhigende Frage um angesichts von Takis Würgers neuem Buch. Wie Würger nämlich die bewegende Geschichte des Shoah-Überlebenden Noah Klieger erzählt, scheint ihr der Absicht, die Erinnerung wach zu halten, nicht unbedingt förderlich. Aus den Gesprächen mit dem Zeitzeugen, der seine Geschichte selbst in Interviews und seiner Autobiografie bereits recht gut vermittelt hat, wie Schmidt findet, wird bei Würger eine "dem Schock dienende" verkürzte Fassung, die den Leser ohne das nötige "Kontextwissen" laut Schmidt überfordern könnte. Wird der Holocaust hier nicht vielleicht zu etwas Abstraktem umgeschrieben?, fragt sich die Rezensentin.
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