Lorenz Gallmetzer

Von Mussolini zu Salvini

Italien als Vorreiter des modernen Nationalpopulismus
Cover: Von Mussolini zu Salvini
Kremayr und Scheriau Verlag, Wien 2019
ISBN 9783218011822
, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Nach 15 Monaten ist das einmalige Experiment einer extrem nationalpopulistischen Regierung im Herzen des traditionellen Europa zerbrochen. Die Konflikte zwischen der rechtsradikalen, nationalistischen "Lega" Matteo Salvinis und der Antisystem-Bewegung Beppe Grillos "Movimento 5 Stelle" hatten sich zugespitzt. Nach spektakulärem Erfolg bei den EU-Wahlen und einem Höhenflug in den Umfragen griff Salvini nach der ganzen Macht, wollte Neuwahlen. Eine Fehlkalkulation durch Selbstüberschätzung. Die 5-Sterne-Bewegung entschied sich durch fliegenden Wechsel zu einer Koalition mit der Linken. Salvini beschuldigt Macron, Merkel, Brüssel mit van der Leyen und die internationale Finanz als Drahtzieher eines "Coups", um Italien zu schwächen. Und er ruft das "Volk auf die Straße" zu einer Art Marsch auf Rom, um gegen die "gestohlenen demokratischen Wahlen" anzukämpfen. Das verschärft die seit Monaten andauernde Debatte über die politische Natur der populistischen Kräfte in Italien und ganz Europa. Wie sind sie einzuordnen, zu benennen: totalitär, präfaschistisch, autokratisch, illiberal, souveränistisch oder einfach nur populistisch?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.04.2020

Obwohl offenkundig schnell geschrieben, ist dieses Buch des Italienkorrespondenten Lorenz Gallmetzer von der Aktualität längst eingeholt worden, schickt Matthias Rüb seiner Besprechung vorweg. Matteo Salvino ist nicht mehr im Amt, Giuseppe Conte führt eine linke Koalition der Fünf Sterne mit den Sozialdemokraten, versöhnt mit der EU. Dennoch hat Rüb das Buch mit Gewinn gelesen, Gallmetzer kennt sich hervorragend im Land aus, und wie der Rezensent darstellt, macht er neben der fehlenden Aufarbeitung von Mussolinis Erbe drei Dinge für Italiens Dysfunktionalität aus, nämlich "Bürokratie, Korruption, Justiz", die Rüb so aufreiht, als wäre das alles gleich übel. Die linke Schlagseite verübelt Rüb dem Autor nicht, erklärt damit aber einige blinde Flecken.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2019

Werner Weidenfeld weiß, dass Italiens "spezifische Krisenfixierung" das Land stets daran gehindert hat, in Europa eine wichtigere Rolle zu spielen. Mit Interesse liest er daher zwei Neuerscheinungen, die den Zusammenbruch der derzeitigen Politik nicht als bloße Fortschreibung bisheriger Krisen verstehen, sondern als eine neue Qualität: Der aus Südtirol stammende ORF-Journalist Lorenz Gallmetzer nimmt mit seiner Bestandsaufnahme dem Rezensenten leider jeden Hauch von Zuversicht. Zwar ordne Gallmetzer die Erfolge der Populisten auch in den internationalen Kontext, mache jedoch klar, dass in keinem anderen europäischen Land das Verhältnis der Bürger zu ihren Politikern so zerrüttet sei wie in Italien. Und nirgendwo hätten sich die traditionellen Gesellschaftsstrukturen  so unwiderruflich aufgelöst, erfährt Weidenfeld.
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