Louis-Karl Picard-Sioui

Der große Absturz

Stories aus Kitchike
Cover: Der große Absturz
Secession Verlag für Literatur, Basel 2020
ISBN 9783906910949
Gebunden, 184 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen (Québec) von Sonja Finck und Frank Heibert. Pierre Wabush ist verkatert. Nicht bloß vom Suff, den Pillen, der heißen Nacht, an die er sich nur vage erinnert. Ihn macht das Reservat fertig, sein Zuhause: "Kitchike hat es drauf, alles Schöne und Gute kaputt zu machen." Keine Perspektive - was ebenso am Rassismus der Weißen liegt wie an der Korruption der eigenen Führungsriege. Das muss anders werden, und er muss den Hintern hochkriegen. Dabei erscheint Kitchike zunächst wie eine ganz normale Kleinstadt. Jeder kennt jeden, man tratscht, man wurschtelt sich durch, man lebt. Wenn Lydia, die die örtliche Tankstelle schmeißt, sonntags nach dem Kirchgang das halbe Kaff beobachtet und spitzzüngig kommentiert, könnten wir überall auf der Welt sein. Sind wir aber nicht. In Kitchike kann es passieren, dass die Göttin aus einer indigenen Legende einem Konzert lauscht und nachher mit dem Sänger flirtet ... Während der Reservatschef Polizei und Mafia gegen sich hat, so dass er nun vor dem "großen Absturz" steht. Panisch sucht er nach Verbündeten, doch ganz Kitchike hat die Schnauze voll. Louis-Karl Picard-Sioui katapultiert uns mitten in die Lebenswirklichkeit eines heutigen Reservats in Québec. Ein Dutzend Stimmen fügen sich zu einem Panorama, einem Chor der Aufbegehrenden. Picard-Sioui steht für eine indigene Generation, die die Opferstarre abschüttelt und politische Wut in Kraft zum Handeln ummünzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.03.2021

Ein wenig verhalten betrachtet Rezensent Tilman Spreckelsen dieses hier ausgebreitete Leben im Reservat kanadischer Indigener. Der Autor erzählt, so lesen wir bei ihm, aus "verschiedenen Perspektiven" und in kleinen Portionen jene Geschichten aus Kitchike, die allesamt wenig Hoffnung oder Trost bieten für die Menschen, die hier aufwachsen und leben. Es geht um Männer und Frauen, um den Kolonialismus der Weißen und die mafiösen, offenbar unreformierbaren Strukturen in der Selbstverwaltung der Indigenen, um ihre imaginäre Welt, Feste, Kunst und Götter, so der Kritiker. Ihm gefällt, wie sich der Autor mit seinen Figuren zwischen den bösen Realitäten und den schönen Träumen bewegt und lobt die Hinweise, die im Nachwort gegeben werden. Allerdings hätte er sich ein paar mehr Informationen zum Autor gewünscht.
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