Rosmarie Waldrop

Pippins Tochters Taschentuch

Roman
Cover: Pippins Tochters Taschentuch
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518225189
Gebunden, 275 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ann Cotton. Mit einem Nachwort von Ben Lerner. Hätten Josef und Frederika Seifert mal besser nicht geheiratet!? Der Ort ist Kitzingen am Main, es sind die späten Zwanziger. Josef ist Kriegsveteran und Lehrer, sehr ins Metaphysische entrückt, Frederika rasend frustrierte Sängerin, rasend frustrierte femme fatale, die, unfähig zu den spirituellen Sublimationen ihres Mannes, bereits wenige Wochen nach der Trauung eine Affäre mit seinem besten Freund beginnt. Ist dieser Seitensprung an allem schuld, was folgen wird? Das fragt - ein halbes Jahrhundert später - Lucy, die älteste Tochter, in Briefen an ihre Schwester (oder ist es ihre Halbschwester?). Hätte ihre Mutter nur ein Machtwort sprechen müssen, was die Musik Richard Wagners angeht, damit sich alles ganz anders entwickelt? Und hat der Umstand, dass Frederikas Liebhaber Jude war, Josefs Faszination für den Nationalsozialismus weiter entfacht? Rosmarie Waldrop hat einen Roman über eine marode Familie im anschwellenden Nationalsozialismus geschrieben. Über Sehnsüchte, Enttäuschungen und Verrat. Über kleine Ursachen und große Wirkungen. Und über die beharrliche Ambivalenz einer nicht wirklich zu bewältigenden Vergangenheit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.05.2021

Rezensent Christian Metz wünscht Rosmarie Waldrop endlich mehr Aufmerksamkeit unter deutschen Lesern. Hätte sie verdient, meint er, spätestens mit diesem Buch, das Metz ganz hinreißend findet. Gefallen haben ihm Waldrops an Shakespeare erinnernder Familienreigen, in dem es um genealogische Lasten und die Frage "Schicksal oder nicht?" geht, und vor allem Ann Cottens kongenial lässige Übersetzung. Rasant, sprachlich herausfordernd, wunderbar, findet Metz.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2021

Rezensent Ulrich Rüdenauer ist beeindruckt von Rosmarie Waldrops Roman in der Übersetzung von Ann Cotten. Wie die Autorin die eigene Familiengeschichte im Schatten des Nationalsozialismus erkundet, mit der gebotenen Brüchigkeit der Erinnerung, findet er fordernd und zugleich glaubwürdig. Kein klassisch erzählter Roman, sondern ein Text mit Leerstellen und Sinn für die Konstruiertheit des Erinnerten, meint Rüdenauer. Dass diese Erzählweise nicht künstlich erscheint, liegt für ihn an Waldrops lyrisch-musikalischer Begabung und ihrer "humoristischen Verve" und auch an Cottens übersetzerischem Geschick.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.04.2021

Rezensentin Maike Albath entgeht nicht der Witz am Grund dieser Story über unersättliche Liebschaften vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus, wie sie Rosmarie Waldrop laut Albath retrospektiv und höchst sprachakrobatisch (und kongenial übersetzt von Ann Cotten, so die Rezensentin) inszeniert. Ein szenischer Tanz aus Erinnerungen, Dialogen, Briefen. Von "schmatzender Sprachlust", meint Albath.