Luisa Neubauer, Dagmar Reemtsma

Gegen die Ohnmacht

Meine Großmutter, die Politik und ich
Cover: Gegen die Ohnmacht
Tropen Verlag, Stuttgart 2022
ISBN 9783608501636
Gebunden, 240 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Luisa Neubauer hat eine besondere Beziehung zu ihrer Großmutter Dagmar Reemtsma. Seit sie ein Kind ist, besprechen sie alles miteinander. Persönliches, genauso wie die großen Fragen von Geschichte, Politik und Gesellschaft. Früh fingen sie an darüber nachzudenken, was Privilegien bedeuten, und wie man ihnen gerecht wird. Sie wurden in sehr unterschiedliche und sehr schwierige Zeiten hineingeboren, mussten früh eine eigene Haltung finden: Dagmar Reemtsmas Vater wurde im KZ ermordet, sie heiratete jung und erfuhr zu spät, dass ihr Schwiegervater aus der neuen Familie, den Reemtsmas, Mittäter der NS-Diktatur war. Luisa Neubauer musste verstehen, dass das Land, in dem sie aufwächst, ihre Generation nicht vor der Klimakrise schützt. Als sie ihr Studium aufnimmt, um die ökologischen Katastrophen besser zu verstehen, stirbt ihr Vater. Doch der Ohnmacht zu erliegen, war für beide nie eine Option. Der Krieg gegen die Ukraine brach mitten in die Gespräche zu diesem Buch. Keine von beiden hätte geglaubt, wieder Krieg in Europa erleben zu müssen. Und wieder stehen sie vor Haltungsfragen, vor Verantwortungsfragen und der Frage, was man der Ohnmacht entgegenstellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.2023

Am dritten Buch der deutschen Klimaschützerin Luisa Neubauer interessiert Rezensentin Susanne Preuß vor allem die Koautorin: Die von ihrer Enkelin befragte, 90 Jahre alte Dagmar Reemtsma. Das Buch sei deshalb weder eine "Karrierefibel" noch ein "Rezeptbuch für den alltäglichen Umgang mit der Klimakrise", resümiert Preuß, sondern der Versuch der 26-Jährigen Neubauer, mit einem Rösslsprung zu erklären, warum sie wurde, wie sie ist. Angesichts der nationalsozialistischen Geschichte der Tabakdynastie Reemtsma und Neubauers eingeheirateter Großmutter, die sich ihr als "rechthaberische, eitle Wutbürgerin" präsentiert, kommt es der interessierten Rezensentin so vor, als habe Neubauer das Buch wegen ihrer eigenen Ohnmachtsgefühle geschrieben. Davon abgesehen, so Preuß, seien ein "bisschen Nazi, ein bisschen Generationenkonflikt, zwei prominente Namen und noch die Klimakrise" Ingredienzien für ein sehr profitables Buch.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.12.2022

Rezensentin Pauline Voss lässt kaum ein gutes Haar an dem Dialog zwischen Klima-Aktivistin Luisa Neubauer und ihrer Großmutter. Sehr simplifiziert kommen die Schlussfolgerungen und Vergleiche daher, die von den beiden Damen gezogen werden, findet sie, Waffenlobby und Patriarchat ist für Neubauer im Prinzip das gleiche, beides frauenfeindlich, ähnlich verhält es sich für die Aktivistinnen mit der Verbindung von fossilen Brennstoffen und Ukraine-Krieg, führt die Rezensentin an. Ihr ist das allzu einfach gedacht, ganz besonders den Vergleich von NS-Zeit und Klimakatastrophe findet sie einfach geschmacklos. Zu selbstgefällig, zu moralinsauer sei dieser Dialog, der als Austausch zwischen verschiedenen Generationen interessant hätte werden können. Einzig eine "souveräne Erzählstimme" bescheinigt Voss Neubauer.