Madame Nielsen

Lamento

Roman
Cover: Lamento
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022
ISBN 9783462001273
Gebunden, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Hannes Langendörfer. Wie wird aus Verliebtheit Liebe? Und wann erlischt das Feuer? "Lamento" beginnt mit einem Brand, das Feuer durchzieht den ganzen Roman. Die Erzählerin, eine Schriftstellerin, lernt als ganz junge Frau bei der Premiere eines ihrer Stücke einen ebenfalls sehr jungen Dramatiker und Theatermacher kennen. Sie verlieben sich schlagartig und verbringen fortan jede Minute miteinander, völlig unberührt von der Außenwelt. Doch als sie schließlich heiraten, ein Kind bekommen und der Alltag die Leidenschaft erstickt, schlägt die Liebe ins Destruktive um. Die Frau kämpft um jede Minute, die sie schreiben kann, während der Mann sich immer mehr seiner Kunst zuwendet und dem Familienalltag den Rücken zukehrt. Letztlich zerbricht alles, und die Frage bleibt: Wie wird aus Liebe Hass?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.06.2022

Rezensent Thomas Ribi macht sich Gedanken über die Wandlungen des Claus Beck-Nielsen, aus dem schließlich Madame Nielsen wurde. Nielsens neuer Roman erzählt laut Ribi davon, was es bedeutet, wenn Leben und Kunst eins werden, und von der Liebe. Und davon, was geschieht, wenn unser Bild von einem anderen Menschen ins Wanken gerät. Für Ribi besticht diese Prosa durch eine erstaunliche Gelassenheit gegenüber dem, was am Ende des Tages übrig bleibt von der Liebe: eine Pfütze, ein Pferdeapfel vielleicht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.04.2022

Rezensent Claas Oberstadt wähnt sich in einem Gemälde von Hieronymus Bosch während der Lektüre von Madame Nielsens neuem Roman. So "bizarr" scheint ihm diese so wolllüstige wie ungestüme "Klagelied" über Liebe und Hass, dass die als Claus Beck-Nielsen in Dänemark geborene Künstlerin hier anstimmt. Nielsen, der Frau und Kind verließ, freiwillig als Obdachloser lebte, in den Irak zog, sich für tot erklärte, ein öffentliches Begräbnis feierte und als Frau wiederauferstand, lehnt jede Form von Zuschreibung ab, weiß der Kritiker. Der biografische Hintergrund der Autorin scheint im Roman durch, wenn eine Ehefrau in drei Akten in Form eines Briefes einer Mutter an ihr Kind vom Zerbrechen ihrer Beziehung erzählt, klärt uns Oberstadt auf. Gebannt lässt er sich hineinziehen ins  "Höllenfeuer" einer Kleinfamilie auf der "fiebrigen" Suche nach dem ersten Riss einer Beziehung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.04.2022

Rezensentin Meike Feßmann liest mit Madame Nielsens "Lamento" erneut einen musikalisch grundierten Roman der Autorin, in diesem Fall handelt es sich um den Klagegesang über den verpassten Übergang von sexueller Begierde hin zur Liebe. Die 1963 als Claus Beck-Nielsen geborene Autorin stellt dafür eine als Schriftstellerin tätige Ich-Erzählerin und deren gescheiterte Beziehung in den Vordergrund, so Feßmann. Das Erzählte schwebt der Rezensentin zufolge stets zwischen der Realität und einem im Verlauf immer präsenter werdenden Surrealismus, mitunter an Andrei Tarkowski erinnernd. Nicht zuletzt verdankt sie dem Roman zahlreiche Bilder einer gescheiterten Liebe auf.