Margaret Laurence

Der steinerne Engel

Roman
Cover: Der steinerne Engel
Eisele Verlag, München 2020
ISBN 9783961610921
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Monika Baark. Mit über neunzig will Hagar Shipley nicht wahrhaben, dass ihre Kräfte schwinden, Sohn und Schwiegertochter mit ihrer Pflege überfordert sind. Mit dem letzten Funken Lebenskraft kämpft sie gegen den Umzug in ein Pflegeheim. Während sie mit Marvin und Doris in Konfrontation geht, wird sie mehr und mehr überschwemmt von den Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend, ihre Ehe mit dem Farmer Bram und das Aufwachsen ihrer Söhne. Schonungslos reflektiert sie teils mit Bitterkeit, teils mit Humor, immer aber mit großem Scharfsinn die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Dabei bedauert sie vieles, aber bereut nichts. Und bittet weder Gott noch die Menschen um Vergebung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2021

Für den Rezensenten Jan Wilm ist Margaret Laurence die große Erzählerin des kanadischen Dorflebens. Ihr dritter Roman, von Monika Baark großartig neu übersetzt, liefert außerdem ein Paradebeispiel für ihre starken Frauenfiguren, so Wilm: Er hat unheimlich gerne von der demenzkranken Hagar gelesen, die aus dem beengenden Dorf Manawaka wegläuft, um nicht in ein Pflegeheim zu müssen. Nachdem er ihre Geschichte kennengelernt hat, weiß der Kritiker: Hagar ist "wie ihre Autorin immer auf der Suche nach 'ein klein wenig Anmut inmitten einer unansehnlichen Welt'"

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.11.2020

Janika Gelinek erwartet bei Margaret Laurences Roman von 1964 zunächst einen Frauenroman. Der Text aber ist mehr für sie. Zwar geht es um eine unzeitgemäße weibliche Selbstentfaltung, doch spürt Gelinek eine Traurigkeit in dem Text, der mit dem Zuspätkommen der Protagonistin zu hat, wie sie vermutet. Dass die Einsamkeit des Alters etwas grundsätzlich anderes ist als die Freiheit des Alleinseins, erfahren die Hauptfigur und die Leserin auf schmerzhafte Weise, stellt die Rezensentin fest.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.11.2020

Rezensent Thomas Steinfeld bedauert, dass Margaret Laurences "außerordentlicher" Roman von 1964 in neuer Übersetzung durch den Ausfall der Buchmesse nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er seiner Meinung nach verdient. Vom Leben einer willensstarken Frau während der Gründerjahre Kanadas irgendwo in Manitoba erzählt die Autorin laut Steinfeld mit Sinn für die Aspirationen der Siedler, die Despotie des Vaters und die Heuchelei des Milieus. Auch wenn die Autorin mit inneren Monologen und Zeitenwechseln eher klassisch modern erzählt, nicht so "wagemutig" wie Faulkner, wie Steinfeld anmerkt, findet der Rezensent die Form angemessen der thematisierten "Dialektik von Schuld und Anmaßung" und dem erzählten Leben in der kanadischen Provinz.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.10.2020

In Kanada steht die Autorin Margaret Laurence auf einer Stufe mit Alice Munro und Margaret Atwood, informiert uns Rezensent Rainer Moritz. Ihr im Original 1964 erschienener Roman "Der steinerne Engel" gilt als Klassiker der kanadischen Literatur. Das, so Moritz, liegt vor allem an der Heldin, der 90-jährigen Hagar Shipley, die sich eigensinnig weigert, ins Pflegeheim zu gehen und sich auf der Flucht an die entscheidenden Episoden in ihrem Leben erinnert. Moritz hat große Sympathie für diese widerborstige, eigenwillige und unglückliche Frau, deren Geschichte Laurence mit "furiosem Wortwitz" erzählt. Eine schöne Entdeckung für ihn, an der auch die "frische" Übersetzung von Monika Baark ihren Anteil hat.

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