Gaito Gasdanow

Schwarze Schwäne

Erzählungen
Cover: Schwarze Schwäne
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446267510
Gebunden, 272 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Rosemarie Tietze. Gaito Gasdanows Romane wurden von der Kritik als Sternstunde der Literaturgeschichte gefeiert - nun erscheinen erstmals seine besten Erzählungen auf Deutsch. Genossin Brack hätte "vor unserer Zeit und in anderer historischer Umgebung zur Welt kommen müssen" und der Exilrusse Pawlow beschließt, "sich genau am fünfundzwanzigsten August im Bois de Boulogne zu erschießen. "Schwarze Schwäne" vereint Gaito Gasdanows beste Erzählungen und spannt den Bogen von der vorrevolutionären Zeit über die Sowjetepoche bis ins französische Exil. Wie in den Romanen liegen auch in den Erzählungen Lebensüberdruss und Gewalt ganz nah bei Schönheit und Verletzlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 08.01.2022

Bettina Hartz wird die Figuren und Geschichten aus den von Rosemarie Tietze ausgewählten und übersetzten Erzählungen von Gaito Gasdanow nicht mehr los. Als tröstliches Winterbuch taugt der Band für sie schon wegen der melancholischen, doch nie sentimentalen Stimmung in den "meisterlichen" Geschichten aus dem russischen Bürgerkrieg, von Unglücklichen und Entwurzelten im Exil. Wie der Autor aus den russischen Klassikern und aus Joyce, Kafka und Proust einen ganz eigenen Ton entwickelt, wie er aus Assoziationen, Träumen, Reflexionen und Erinnerungen, Szenen und Dialogen schließlich glaubhafte Figuren entstehen lässt und das Wesentliche zeigt, ohne es zu benennen, das wirkt bei der Rezensentin lange nach.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.11.2021

Rezensent Franz Haas freut sich über den von Rosemarie Tietze kommentierten und seiner Meinung nach gelungen ins Deutsche übersetzten Sammelband "Schwarze Schwäne", der neun von insgesamt fünfzig Erzählungen Gaito Gasdanows enthält. Der 1971 verstorbene russische Schriftsteller, der Haas zufolge viel bekannter sein sollte, beschreibt in seinen "autobiografisch gefärbten" Geschichten die Emigrantenszene in Paris, Heimatverlust und seelische Not, erklärt der Rezensent, der den Vergleich mit Nabokov nicht scheut. Er wünscht sich auf alle Fälle noch viele weitere deutsche Übersetzungen der Werke Gasdanows.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.07.2021

Rezensentin Juliane Liebert macht Gaitio Gasdanows Buch eine Liebeserklärung. Hingerissen ist sie von den im russischen Original zwischen 1927 und 1960 erschienenen Erzählungen des Jahrhundertschriftstellers, in denen die Rezensentin die Vergänglichkeit des alten Russland, eines "ganzen Zeitalters" in aller Deutlichkeit vor sich sieht - so zum Beispiel in einer Geschichte der Alkoholrausch des Erzählers auf der Totenfeier für seine verstorbene Frau, der eine "sanfte, aber ungeheure Präsenz" entfalte, staunt Liebert. Im Schatten Nabokovs etwas untergegangen sei Gasdanow vielleicht, weil seine Prosa so unaufdringlich sei, überlegt die Kritikerin - melodische, fast romantische Sätze von einer "warmherzigen Illusionslosigkeit", aber auch eine "radikale Sachlichkeit" mit komödiantischen Zuspitzungen begeistern sie hier, ebenso wie Rosemarie Tietzes Übersetzung. Jede einzelne Geschichte ein "Einbruch von Schönheit", schwärmt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.07.2021

Rezensent Volkmar Mühleis freut sich sehr über Rosemarie Tietzes neun ausgewählte und übersetzte Erzählungen von Gaito Gasdanows aus den 1930er- und 1940er-Jahren. Der Autor kämpfte mit 16 im russischen Bürgerkrieg auf der Seite der Weißen Armee, floh anschließend nach Paris, arbeitete dort als Taxifahrer und begann Romane und Erzählungen zu schreiben, die heute als "Klassiker der Moderne" gelten, informiert Mühleis. Die Texte beschreiben zumeist aus einer Ich-Erzähl-Perspektive heraus Themen wie Tod und Suizid, doch über allem steht dem Rezensenten zufolge die Frage, was für ein Leben man führen kann "am falschen Ort zur falschen Zeit". Die Figuren und Schilderungen findet Mühleis scharf gezeichnet, den Ton modern, voller Nuancen. Das macht Hoffnung auf viele weitere Übersetzungen, schließt er zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.05.2021

Singuläre Lektüreerlebnisse von einem "genialischen Außenseiter" der russischen Literatur verspricht Rezensent Jürgen Verdofsky in seiner Rezension zu "Schwarze Schwäne", die selbst schon beinahe pure Poesie ist. Vergleiche mit Nabokov oder Camus sind verständlich, so Verdofksy, aber sie vermögen nicht, das gesamte, komplexe Genie zu fassen dieses in Deutschland erst weit nach seinem Tod bekannt gewordenen Erzählers. Inzwischen sind einige Romane übersetzt und nun zum Glück aller Gasdanow-Leser auch eine überzeugende Auswahl von Erzählungen aus den Exiljahren 1927 bis 1939. Was macht diese Geschichten aus? Wiederkehrende Motive einer verbindenden und verbindlichen, bitteren aber nicht hoffnungslosen Realität: Krieg, Tod, Suizid, Arbeit, Armut und Exil, alles was Gasdanow nur zu gut kannte. Außerdem: Ein strenger, ausgewogener Erzählstil, mit dem der Autor den Pathos mäßigt, und eine Geschichtlichkeit, die sich immer wieder Raum verschafft. Dabei wird im Zusammentreffen individueller Lebensgeschichten mit vermeintlich festgeschriebener Historie, die "kanonisierte Geschichtsstille" aufgebrochen. Eine große Leistung, so der hingerissene Rezensent.