Mark Braude

Kiki Man Ray

Kunst, Liebe und Rivalität im Paris der 20er Jahre
Cover: Kiki Man Ray
Insel Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783458643647
Gebunden, 365 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Man nannte ihn "Man Ray" und sie die "Königin von Montparnasse": Emmanuel Radnitzky und Alice Ernestine Prin. Kiki de Montparnasse begeisterte als Sängerin in Nachtclubs, plauderte mit Jean Cocteau und Marcel Duchamp in den angesagten Cafés von Paris und saß Malern wie Modigliani, Calder und Soutine Modell. Ihre Autobiografie - mit einem Vorwort von Ernest Hemingway - kam in Frankreich ganz groß raus und in Amerika auf den Index. Und das alles noch vor ihrem dreißigsten Lebensjahr. Als Kiki und Man Ray sich kennenlernen, ist sie 20 und eine feste Größe in der Montparnasse-Bohème, er 31, ein namenloser Fotograf aus Amerika, gerade erst in Paris angekommen. Er fotografiert sie, sie werden ein Paar, es folgt eine acht Jahre währende stürmische Liebesbeziehung. Mit ikonischen Aufnahmen wie "Violon d'Ingres" und "African mask" - ihr Rücken, ihr makelloses Gesicht - begründet Man Ray seine Karriere, sie öffnet ihm die Türen zu Galeristen und Künstlern. Er ermuntert sie, selbst zu malen: Alltagsszenen, Erinnerungen an ihre Kindheit im Burgund. Aber als sie auch damit Erfolg hat, ist er eifersüchtig und macht sie klein. Wa war es, das diese junge Frau wie keine andere zur Verkörperung einer ganzen Ära machte?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.06.2023

Rezensent Thomas Groß freut sich darüber, wie vielschichtig Mark Braudes Doppelbiografie von der Beziehung zwischen der Künstlerin Alice Prin alias Kiki de Montparnasse und Man Ray im Paris der 1920er Jahre erzählt. Einerseits fängt der Autor das Lebensgefühl der Zeit ein, meint Groß: die Abkehr von der Bourgeoisie, die Suche nach künstlerischer Freiheit und Ekstase. Andererseits, so der Kritiker, hat Baude mehr als ein weiteres "Sittengemälde aus dem Leben der Bohème" geschrieben, viel mehr versucht er, dass Verhältnis zwischen "Künstler und Muse" aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Dem Kritiker gefällt, dass Baude die angenommene Hierarchie in der Beziehung in Frage stellt. Bloß weil Kiki für den Fotografen Modell stand, muss sie ja nicht zwangsläufig passiv und abhängig von ihm gewesen sein, stimmt Groß zu.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.05.2023

Rezensent Robert Misik darf mit Kiki Man Ray einen "doppelten Outcast" und zugleich die Pariser Bohème kennenlernen: Alice Prin, unter ihrem Künstlernamen Kiki bekannt, hat weder zur bürgerlichen Welt noch, unehelich geboren, wirklich zu den Künstlern gepasst, mit denen sie in den 1920er-Jahren in Paris unterwegs war, erfährt der beeindruckte Misik von Mark Braude. Er freut sich, hier viel über eine flüchtige Zeit mit Künstlern wie Marcel Duchamp und Arno Breker erfahren zu können, ohne dass der Autor aus den Augen verliert, wie oft Frauen wie Kiki die nötigen Inspirationen für das Neue lieferten und wie oft sie dann doch vergessen wurden. Kiki wird dem Kritiker als talentierte, unabhängige Frau präsentiert, deren flüchtige Kunst, oftmals über ihren Körper ausgelebt, durch dieses Buch hoffentlich dem Vergessen enthoben wird, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Die Schriftstellerin Djuna Barnes hat einmal gesagt, ein Modell könne ihre Zeit und deren Kunst mitunter stärker prägen als die Künstlerin oder der Künstler selbst, weiß Rezensentin Maria Wiesner. Mark Braude folgt in seiner Biografie Kiki Man Rays dieser These. Mit einem Blick für Details knüpft er Anekdote an Anekdote und lässt so nach und nach ein eindrucksvolles Bild entstehen, so Wiesner. Dass er bei allem Eifer und der Liebe zum Detail manchmal die Frau aus dem Blick zu verlieren scheint, kann man als konsequent betrachten, mal abgesehen davon, dass seine lebendigen Beschreibungen von Hypnose-Séancen, Café-Atmosphären oder Künstler-Begegnungen stets interessant und unterhaltsam sind. Kiki Man Ray, heißt es einmal, habe ihre Ära nicht nur geprägt, sie habe "eine eigene Ära erschaffen". Wenn Braude also gewissermaßen um die Frau herum auch ein Bild ihrer Zeit zeichnet, dann ist dies nur folgerichtig, argumentiert die Rezensentin.
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