Mary Gaitskill

Das ist Lust

Cover: Das ist Lust
Blumenbar Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783351050825
Gebunden, 128 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Daniel Schreiber. Der gefeierte Lektor Quin wird durch Vorwürfe von Mitarbeiterinnen öffentlich zu Fall gebracht. Auch Margot griff er vor zwanzig Jahren bei einem ihrer ersten Treffen zwischen die Beine, und sie wehrte sich. Ihre Entschlossenheit imponierte ihm - und sie genoss nach wie vor die Aufmerksamkeit des schillernden Bonvivants. Sie wurden Freunde. Während er langsam verstehen muss, dass sich das Blatt für ihn gewendet hat, versucht sie das Handeln des Freundes zu verstehen. Inwiefern hat er ihre Loyalität verdient, welches Leid hat er verursacht? Ein ebenso unerschrockener wie hellsichtiger Blick auf eine Welt, in der es keine moralischen Eindeutigkeiten mehr gibt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.05.2021

Rezensentin Nina Apin hält Mary Gaitskills "Das ist Lust" für ein mutiges Buch. Gaitskills, vor allem für ihre Kurzgeschichten "Bad Behaviour" bekannt, beschreibt darin Apin zufolge, ohne zu urteilen, ein vermeintlich bekanntes #MeToo-Szenario: Der Protagonist "Quin" überschreitet gerne Grenzen beim weiblichen Geschlecht, wird dafür der sexuellen Belästigung bezichtigt und dennoch von der Hauptbetroffenen seiner Übergriffe als Mensch gesehen, was die Rezensentin erfrischend findet. Sie bewundert die Autorin für ihren sehr genauen Blick auf "die blinden Flecken" heterosexueller Intimbeziehungen. Dass das Buch Widersprüche nicht vermeidet und die Menschen nicht in Täter-Opfer-Rollen zwingt, rege im Vergleich zu anderen Beiträgen der #MeToo-Debatte zum Nachdenken an, schließt Apin anerkennend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.04.2021

Rezensentin Marlen Hobrack hat vor allem die "Ambivalenzen" dieses Buches genossen, in die sich ihres Erachtens auch die Leserinnen verheddern werden. Die wie ein Ping-Pong-Spiel aufgebaute Darstellung - mal erzählt die Frau, mal der Mann - findet sie zwar sehr einfach, aber doch höchst wirkungsvoll. Es gehe hier nicht um die Eindeutigkeit patriarchaler Machtverhältnisse, wie sie in der MeToo-Bewegung laut Kritikerin manchmal etwas zu simpel abgebildet wurden, sondern um ein "sadomasochistisches Machtspiel". Dieses männliche Ansinnen ihres Chefs Quin wird von der Lektorin Margot verweigert, die sich dann zur Verteidigerin des Mannes entwickelt - eine ungemein zweideutige Positionierung der Frau durch die Autorin, meint die davon beeindruckte Kritikerin. Dass die sadistische Lust des Mannes, der zuvor mit den Gefühlen der Frauen gespielt und sie dadurch beschädigt hat, schließlich zur ebenso sadistischen Lust der Frauen an seiner Zerstörung wird, ist eine weitere schillernde Facette in diesem roman, findet die faszinierte Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.04.2021

Rezensent Nora Noll fühlt sich bei der Zeitdiagnostikerin Mary Gaitskill gut aufgehoben. Wenn Gaitskill sexuelle Machtdynamiken analysiert, bleibt ihr genug Raum für eigene Interpretationen. So auch in der vorliegenden Erzählung, in der die Autorin eine Lektorin und ihren übergriffigen Kollegen und ihre unterschiedlichen Perspektiven auf einen MeToo-Fall untersucht. Die Ambivalenzen der Sichtweisen kann Gaitskill Noll gut vermitteln, ebenso die Widersprüche postfeministischer Haltungsweisen. Freude hat Noll am gebotenen "Rezeptions-Spielraum".
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