Masande Ntshanga

positiv

Roman
Cover: positiv
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2018
ISBN 9783884235843
Gebunden, 200 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch. Lindanathi und seine Freunde, die direkte und tiefsinnige Cissie, und der meist zugedröhnte Ruan, leben zusammen in einer Wohngemeinschaft in Kapstadt. Sie schlagen sich durchs Leben mit Hilfsarbeiten und durch den Verkauf von antiretroviralen Medikamenten, bevor diese in Südafrika landesweit und ohne Auflagen für alle erhältlich gemacht wurden. Lindanathi jobbt in einer Videothek. Er ist HIV positiv, er schnüffelt, zieht Kokain und raucht alles, was er bekommen kann. Sein Trauma ist der Tod seines jüngeren Bruders, für den er sich seit 10 Jahren verantwortlich hält. Die drei Freunde streifen durch die Stadt, hängen herum, sind Party-Hopper und nehmen dabei die immer weiter fortschreitende materielle Ungleichheit in ihrer Stadt wahr. So entsteht ein eindrückliches Bild von Kapstadt, wo ehemalige Sklaven-Verliese zu Boutique-Hotels und Imbissbuden werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.08.2018

Es gibt Romane, die fallen den Leser an wie "Raubtiere", meint Rezensentin Irene Binal und zählt Masande Ntsgangas Debüt ohne jeden Zweifel dazu. Wie ihr der afrikanische Autor in einem Mix aus Coolness und Eleganz von dem jungen HIV-positiven Lindanathi erzählt, der, sich die Schuld am Tod seines Bruder gebend, mit seinen Freunden trotz eines abgeschlossenen Studiums schnüffelnd und Drogen vertickend die Tage in Kapstadt tot schlägt, hat die Kritikerin tief beeindruckt. Sie lernt hier viel über das junge Südafrika, in dem die Jugend nicht mehr an fehlenden Chancen, sondern vor allem an sich selbst scheitert und staunt, wie "dicht" und vielschichtig Ntshanga Tradition und Moderne verknüpft. Kleinere Schwächen des Romans nimmt Binal angesichts der vielen mitreißenden "jugendlich-schnoddrigen" Formulierungen nicht übel.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.08.2018

Jonathan Fischer lernt mit Masande Ntshangas Roman das Kapstadt des Jahres 2003 kennen, als dort Aids noch von offizieller Seite geleugnet wurde. Das zerstörerische Leben der Protagonisten zwischen Klebstoffschnüffelei und Künstlerpartys, Initiationsriten und Post-Apartheid scheint der Autor Fischer zufolge als "wohlbekannten Existenzialismus" zu schildern. So weit ist Südafrika also nicht entfernt von London oder Berlin, stellt Fischer fest. Urkomisch findet Fischer den Mix aus Nietzsche und Folklore, mit dem der Autor die Atmosphäre gestaltet. Der lakonische Sound gefällt ihm, ebenso die "zwischenmenschlichen Subtilitäten" im Text und die zwischen gesellschaftlichen Ebenen switchenden Figuren. Zum Schluss lasse der Autor den Plot geschickt entgleisen, erklärt Fischer.
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