Matthias Wittekindt

Die Tankstelle von Courcelles

Kriminalroman
Cover: Die Tankstelle von Courcelles
Edition Nautilus, Hamburg 2018
ISBN 9783960540700
Kartoniert, 256 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Dieser Roman ist das Prequel zu Matthias Wittekindts Fleurville-Krimis. Die Vogesen in den 1970er Jahren: grün, friedlich, ein wenig am Rand von allem. Hier wächst abgeschieden eine Gruppe von Kindern zu Jugendlichen heran, die mehr oder weniger subtile Rangkämpfe ausfechten. Als Lou, die nachts an der Tankstelle jobbt, Zeugin eines Verbrechens wird, ändert sich alles: ein erschossener Fahrer neben seinem Auto, ein verwaister Lieferwagen, aus dem Spender gerissene Papiertücher, als hätte jemand dort etwas gesucht - was ist passiert? Der junge, schlanke und vollkommen unerfahrene Ohayon versucht, hinter die Selbstdarstellungen der Jugendlichen zu schauen. War Lou wirklich nur Zeugin? Oder hat sie die Gunst der Stunde zu einer Tat genutzt, deren Folgen sie nicht absehen konnte?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.05.2018

Matthias Wittekindts Roman ist eines dieser Bücher, erklärt Rezensent Tobias Gohlis, bei denen man erst nach einer ganzen Weile bemerkt, dass es sich um einen Kriminalroman handelt - so zurückhaltend manifestiert sich der Schrecken hier. Diese Wirkung mag dadurch verstärkt werden, dass Wittekindt seine Story nicht über den Handlungsablauf entwickelt, sondern über einzelne Bilder, aus denen sich die Geschichte zusammensetzt und aus denen auch die Erinnerung der Protagonistin Lou besteht, die sich Jahre nach einem schockierenden Ereignis in ihrem Heimatort, mit Schuldgefühlen herumplagt. Was genau damals geschehen ist, lässt der Autor im Dunkeln und den Leser damit in der Ungewissheit. Obwohl Gohlis es nicht explizit macht, so offenbart er doch indirekt seine Bewunderung für diese Fähigkeit des Krimiautors, einen "Raum unordentlicher Gefühle" zu schaffen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.05.2018

Sylvia Staude erträgt ganz gut, dass am Ende von Matthias Wittekindts Vogesen-Krimis Fragen offen bleiben und der Polizistenalltag eher nicht so detailliert dargestellt wird. Dafür bekommt sie einen Ermittler, der fragen und zuhören kann, einen Autor, der beim Beobachten glänzt, pointilistisch Gefühle schildert und Klischees zu meiden weiß. Der Ermittler als junger Mann Ende der 70er gefällt ihr gut, wie der Autor psychologisch feinarbeitet und in aller Ruhe seinen Plot um eine in einen Doppelmord verwickelte Jugendclique ausführt nicht weniger.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.03.2018

Elmar Krekeler hält es gut aus mit Matthias Wittekindts Krimi, auch wenn es um eine Tankstelle in den Vogesen geht, um Philosophie in den 70ern und pubertären Wahnsinn. Oder gerade. Auf den Existenzialismus nämlich blickt Krekeler immer neidisch herüber. Aber Wittekindts Ermittler ist eben auch saucool, beteuert Krekeler, und es wird geschossen. Ein ganzes Gesellschaftspanorama kommt dabei heraus, psychische Entwicklungsgeschichten, Zeitgeschichte. Können sich deutsche Philosophenfilme gern was von abschneiden, meint er.
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