Meg Wolitzer

Das weibliche Prinzip

Roman
Cover: Das weibliche Prinzip
DuMont Verlag, Köln 2018
ISBN 9783832198985
Gebunden, 496 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens. Die schüchterne Greer Kadetsky ist noch nicht lange auf dem College, als sie der Frau begegnet, die ihr Leben für immer verändern soll: Faith Frank. Die charismatische Dreiundsechzigjährige gilt seit Jahrzehnten als Schlüsselfigur der Frauenbewegung, und sie ist das, was Greer gerne wäre: unerschrocken, schlagfertig, kämpferisch. So sehr Greer ihren Freund Cory liebt und sich auf die gemeinsame Zukunft freut, wird sie doch von einer Sehnsucht umgetrieben, die sie selbst kaum benennen kann. Durch die Begegnung mit Faith Frank bricht etwas in der jungen Frau auf, und sie stellt sich die entscheidenden Fragen: Wer bin ich, und wer will ich sein? Jahre später, Greer hat den Abschluss hinter sich, geschieht, wovon sie nie zu träumen gewagt hätte: Faith lädt sie zu einem Vorstellungsgespräch nach New York ein − und führt Greer damit auf den abenteuerlichsten Weg ihres Lebens: einen verschlungenen, manchmal steinigen Weg, letztlich den Weg zu sich selbst.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.08.2018

Rezensentin Anne Haeming findet das US-amerikanische Feministinnen-Universum, das Meg Wolitzer in "Das weibliche Prinzip" entwirft, "zu schwesternschafthaft", um glaubwürdig zu sein. Zwar hat sie interessiert gelesen, wie sich die Hauptfigur Greer zu Beginn ihres Studiums politisiert und ihr Leben entlang ihrer sich festigenden feministischen Werte neu auslotet, allerdings hat das Happy End des Romans sie nicht überzeugt. Einerseits findet sie es zu unrealistisch, dass die Hauptfigur mit einem selbstgeschriebenen Manifest zur Ikone wird, andererseits stört es sie, dass die Kommerzialisierung genau dieser Schrift ihr, wie sie findet, als Rettung des Feminismus präsentiert wird. Als positive Bilanz nach #metoo eignet sich der Roman trotz seines Optimismus in Haemings Augen so jedenfalls nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.07.2018

Ambitioniert ist Meg Wolitzers neuer Roman durchaus, meint Rezensentin Marie Schmidt - immerhin hat sich die amerikanische Autorin eine epische Darstellung verschiedener Generationen des Feminismus vorgenommen - und eine künftige gleich mit ersonnen. Leider muss die Kritikerin aber bald feststellen, dass Wolitzer über die allzu schematische Darstellung verschiedener Frauen-Typen nicht hinauskommt, ihre Heldinnen zu sehr an realen Vorbildern wie Gloria Steinem oder Alice Schwarzer anlehnt, alte Konflikte verflacht und aktuellen Debatten, etwa zum Zusammenhang von sexistischer und rassistischer Benachteiligung, galant aus dem Weg geht. Und dass die Autorin auch sprachlich ebenso wenig subtil vorgeht wie in ihrem Anliegen, macht es für die Kritikerin nicht besser.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.07.2018

Rezensent Peter Praschl hat Meg Wolitzers Roman "Das weibliche Prinzip" offenbar gern gelesen, denn er bedauert die Männer, die sich an feministische Themen nicht herantrauen. Hier wird die Geschichte der strebsamen Greer Kadetsky erzählt, die sich von einer in sich gekehrten Studentin zu einer feministischen Erfolgsautorin mausert, resümiert er. Weil für seine Hauptfigur alles so glatt läuft - in Praschls Augen erlebt sie die "feministische Superkarriere" - und der Roman seiner Meinung nach voller Selbstermächtigungsbotschaften steckt, ist Praschl nicht sicher, ob er ihn als Satire oder als besonders warmherzige Solidarisierungsliteratur lesen soll, beides ist ihm möglich. Dass "Das weibliche Prinzip" ihm keine Eindeutigkeit bietet, hält er für einen der großen Vorzüge des Romans.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.07.2018

Rezensentin Antonia Baum nimmt mit Meg Wolitzers Roman ein wie ein Denkmal wirkendes Buch wortreich auseinander. Die Fallhöhe des Textes scheint ihr schwindelerregend, geht es doch um nicht weniger als um das feministische Erwachen der Protagonistin und um den Beweis, dass Frauenliteratur nur ein dummer Begriff ist. Beides findet Baum nicht so überzeugend. Thematisch scheint ihr der Text gegen die Wirklichkeit mit Trump und #MeToo gar nicht anstinken zu können. Für die überzeugende Absetzung von einem Genre, das sich laut Baum um das Innenleben von Frauen und Beziehungen kümmert, scheint der Rezensentin außerdem die "katastrophale" Übersetzung nicht eben hilfreich zu sein. Floskeln galore und eine infantile Sprache zerstören laut Baum den klaren Stil des Originals und den eigentlich komplexen, durchdachten, streng gebauten Roman gleich mit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.07.2018

"Jeder Mann, beziehungsweise jedermann", sollte diesen Roman lesen, rät der nicht nur überzeugte, sondern begeisterte Rezensent Christian Bos. Es ist bereits Meg Wolitzers zwölfter Roman, und sie beherrscht das Erzählen wie eine virtuose Spielmeisterin, versichert er. Die Themen "Ehe, Familien, Sex, Lust, Eltern, Kinder", um die es hier wieder mal geht, erweisen sich keineswegs als weich, so Bos. Es geht um Feminismus, um die Selbstverwirklichung der Heldin, um durchaus differenzierte Männerfiguren, und um Mentorinnen, die die Machtfrage stellen - fast verliert sich der Kritiker ein bisschen in Nacherzählung. Aber dieses Symptom spricht nur für seine Mitgerissenheit: Bos empfiehlt "Das weibliche Prinzip" als einen Zeitroman und Blick auf eine Epoche, in der sich Machtfragen - auch im Feminismus und auch wegen des anbrechenden Trump-Zeitalters - neu stellen .