Meinhard Saremba

Leos Janacek

Zeit - Leben - Werk - Wirkung
Cover: Leos Janacek
Bärenreiter Verlag, Kassel 2001
ISBN 9783761815007
Gebunden, 455 Seiten, 45,50 EUR

Klappentext

Mit 25 Abbildungen und Notenbeispielen. Nicht nur für Fachleute, sondern auch für Neugierige und interessierte Laien geschrieben, schildert diese neue Biografie des tschechischen Komponisten Leos Janacek (1854-1928) den Lebensweg eines der größten Musikdramatiker des 20. Jahrhunderts - der zugleich ein fanatischer Nationalist und rücksichtsloser Ehemann mit zweifelhaften Charakterzügen war. Dabei wird ein Blick hinter die Kulissen des "Janacek-Mythos" gewährt: Der Leser kann miterleben, wie kulturpolitische Meinungsbildung betrieben und Janacek noch zu Lebzeiten zu einem künstlerischen und humanitären Idol aufgebaut wurde. Das Buch gewährt aber nicht nur neue Einblicke in Janaceks Arbeits- und Privatleben, sondern zeichnet auch ein facettenreiches Porträt seiner Epoche und seines Landes und des Ineinanders von Musikgeschichte, Kulturpolitik und Geistesgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.01.2002

Wohlwollend bespricht der Rezensent Jakob Knaus Meinhard Sarembas Biografie des Komponisten Leos Janacek. Umso mehr als die Forschung über den unkonventionellen Komponisten bisher mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, so Knaus. Lange Zeit lagen nur tschechische Darstellungen vor, die die tabuisierten Bereiche (leider ist unklar, um welche Bereiche es sich handelt) nur vorsichtig streiften. Es wurde das Bild verbreitet eines "glühenden Humanisten", der jedoch als Privatmann "oft starrköpfig und unnahbar war", und dies ohne allzu großes Hinterfragen. Für den Rezensenten eröffnet Sarembas Buch die Zeit der Redefreiheit, die nach der Wende angebrochen ist und in der "diese Rücksichten nicht mehr notwendig" sind. Da jetzt auch die Aufzeichnungen von Janaceks Ehefrau und der Briefwechsel mit seiner Geliebten zugänglich geworden sind, gelingt es Saremba, die beiden Frauen gerechter als bisher zu beurteilen, lobt Knaus. Weiterhin würdigt der Rezensent, dass auch die neuesten Forschungsergebnisse eingearbeitet sind, auf gut lesbare Weise, dass auch einzelne, bisher unbeachtete Werke herausgehoben werden und dass der Autor Janaceks musiktheoretische Ansichten erläutert. Doch ein Satz des Autors hat es dem Rezensenten besonders angetan, weil er die Diskrepanz zwischen Privatmann und Komponist treffend beschreibt: "Der Musiker scheint seiner Zeit eher voraus zu sein als der Mensch."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2001

Weil er Dostojewskis Aufzeichnungen "Aus einem Totenhaus" vertonte und mit seinen Opern subtile Plädoyers für die ausgebeuteten Frauen hielt, hing dem tschechischen Komponisten Janacek lange das Etikett des "Gutmenschen" an, behauptet Friedrich Geiger. Stattdessen war er ein ausgesprochen unangenehmer Mensch und Macho vor dem Herrn, zudem ein "knochenharter Nationalist", wie Geiger schreibt, der die Eltern seiner Frau nicht empfing, weil sie der deutschen Minderheit angehörten. All diese unangenehmen Seiten des Komponisten sind in der neuen Biografie nachzulesen - lebendig erzählt, aber ohne erkennbares Konzept, meint Geiger. Mehr verdrießen ihn die Zwischenbetrachtungen, die einerseits von Fachvokabular strotzten, das zumindest auf schlechtes Lektorat schließen lässt, so Geiger, andererseits sachliche Irrtümer und ungeschickt gewählte Musikbeispiele enthielten. Geigers Resümee: eine Biografie, die für interessierte Laien zuviel Fachvokabular enthält und für Leute vom Fach zu viele sachliche Fehler hat.
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