Michael Chabon

Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay

Roman
Cover: Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2002
ISBN 9783462031362
Gebunden, 811 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Andrea Fischer. New York 1939. Josef Kavalier, einem jungen jüdischen Zeichner und Entfesselungskünstler, gelingt die abenteuerliche Flucht aus dem besetzten Prag nach Brooklyn, wo er bei seiner Verwandtschaft Unterschlupf findet. Josef, der sich bald Joe nennt, kennt nur ein Ziel: Schnell an viel Geld zu kommen, um den anderen Mitgliedern seiner Familie, allen voran seinem Bruder Thomas, ebenfalls die Freiheit zu ermöglichen. Gemeinsam mit seinem Vetter Sammy Clay versucht er, im neu entstehenden Comicgeschäft Fuß zu fassen...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.10.2002

Das "ausgeprägte Lesevergnügen", das Thomas Leuchtenmüller durch den Roman begleitet hat, führt er zurück auf den Gestus des Erzählens, das stattfindet "in einer poetischen Diktion, die nie Zuflucht bei süßlichem Kitsch sucht". Ihn hat besonders beeindruckt, wie die Geschichte der zwei jüdischen Comickünstler im New York der dreißiger und vierziger Jahre in "ein dichtes Netz von Verknüpfungen" gebettet ist; auffallend gut gelungen ist das alles für ihn durch "das Leitmotiv der Maske, die raffinierte Erzählweise und die lyrische Sprache", wobei Leuchtenmüller ausdrücklich auch die Übersetzung lobt. Das Ende des Romans hat ihm dann nicht mehr so gut gefallen, aber insgesamt findet er, dass sich Chabon mit diesem Buch in "die erste Garde scharfsichtiger Analytiker der Neuen Welt" geschrieben hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Nicht so überzeugt ist Ulrich Greiner von diesem Buch, das er disparat und "ein gutes Stück zu lang" findet. Zwar goutiert er die Geschichte des aus Prag geflohenen Joe und seines amerikanischen Cousins, die zusammen zu einem erfolgreichen Gespann von Comic-Autoren werden, und er schätzt auch die Recherche-Mühe, die sich Chabon gemacht hat, um "eine ganze Epoche" zu rekonstruieren und sich "eine fremde neue Welt anzueignen". Aber am Ende bedauert er dann aber nur, dass die deutschen Autoren sich dieser Mühe nicht unterziehen, um "dasselbe für die deutschen Leser zu tun". Seine Bewunderung für das "Spiel mit der Fiktion des Nichtfiktiven" und die Organisation der Masse des "historischen Materials" ist deutlich gedämpft dadurch, dass es sich um eine "eminent amerikanische" Geschichte handelt. Merkwürdig.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.10.2002

Ganz "toll" findet Gerrit Bartels, wie der Autor hier Comickultur und die Vielschichtigkeit Amerikas in den Vierziger- und Fünfzigerjahren zusammenbringt und miteinander verzahnt. Seine Protagonisten Kavalier und Clay bewegen sich, so erfahren wir von Bartels, durch das New York der erblühenden Supermänner und des jüdischen Exils als Helden des Texter-Zeichner-Booms und haben dabei gleichzeitig eine "Mission": Amerika über Nazideutschland aufzuklären. Wie die vielen Ebenen miteinander verwoben sind, wie Gutes und Böses, Trauriges und Lachhaftes sich hier miteinander verweben, hat Bartels ausnehmend gut gefallen, und auch die Übersetzung wird einmal gelobt: sie sei, so Bartels, ganz "hervorragend". Nur eine Crux habe das Buch: als Hommage an die Kultur der Hefte mit den kleinen Bildchen und schnellen Texten taugt es nur so lange, als man vergisst, dass dieses 'richtige' Buch nolens volens ein "Plädoyer für die Literatur" ist, denn, so Bartels, "schönere Bilder und schönere Worte als Michael Chabon sie findet, gibt es in keinem Comic."