Michael Pauen

Grundprobleme der Philosophie des Geistes

Eine Einführung
Cover: Grundprobleme der Philosophie des Geistes
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783596145683
Broschiert, 320 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Eine Überblicksdarstellung über die zentralen Positionen und Diskussionen im Feld der Auseinandersetzungen um ein angemessenes Verständnis geistiger Prozesse, die besonderes Augenmerk auf neuere empirische Erkenntnisse aus der Hirnforschung und von ihnen angeregte Modellvorstellungen legt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.09.2004

Auch das Gehirn ist nur ein Organ, und doch nehmen wir uns als "geistig- seelische Wesen" wahr - Manfred Geier stellt zwei Binsenweisheiten gegenüber, um die Arena abzustecken, auf denen die Philosophie des Geistes ihre Gedanken errichtet. Und um zu erklären, was der Unterschied zwischen Monismus (wobei alles aus einem Prinzip heraus erklärt wird) und Dualismus (da sind's der Grundprinzipien zwei) ist, denn diese philosophischen Modelle stehen sich gegenüber, schon länger zwar, aber gegenwärtig auf ganz besonders verwirrende Weise. "Zwischen immer komplizierteren Problemen und immer subtileren Lösungen droht man den Durchblick völlig zu verlieren" schreibt Geier - also immer her mit den Einführungen! Vor allem, wenn sie so "verlässlich" Kurs halten im Gewirr der Positionen wie Michael Pauens Buch, das im ersten Teil zunächst die dualistischen Erklärungen der Dichotomie Gehirn/Bewusstsein referiert, um dann von den Problemen dieser Modelle die Konjunktur monistischer Ansätze abzuleiten, die jene Dichotomie bestreiten. Im zweiten Teil geht es dann um einzelne Probleme, bis hin zur großen Frage: Wenn alles eine Funktion gesetzmäßiger Hirntätigkeit ist, wie weit ist es dann mit unserem freien Willen her?
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.03.2002

Das Rätsel des menschlichen Geistes zu erkunden, Begriffe wie "Bewusstsein" oder "Subjektivität" zu klären, das Problem der Willensfreiheit zu lösen, war seit jeher eines der großen Projekte der Philosophie. Insbesondere in den letzten fünfzig Jahren im Zuge der Philosophy of Mind wurde die Thematik intensiv und höchst kontrovers diskutiert. Eigenschaftsdualismus, Identitätstheorie, Eliminativismus und Epiphänomenalismus sind nur einige Ansätze in der für den Laien kaum mehr zu verstehenden Diskussion. Michael Pauens Einführung in die Grundprobleme der Philosophie des Geistes will hier ein wenig Klarheit schaffen. Dieser Versuch ist nach Ansicht der Rezensentin Käthe Trettin aber leider gescheitert. Zwar hält sie es für unfair, Pauen begriffliche Schlampigkeit vorzuwerfen, da diese auch in der Diskussion der anglo-amerikanischen Philosophy of Mind und ihrer europäischen Adaption anzutreffen sei und Pauen zwangsläufig auf dort verwendete Terminologie zurückgreifen müsse. Aber Pauen hätte wenigstens "Warnschilder" in dieser Hinsicht aufstellen können. Dies bleibt nicht der einzige Kritikpunkt: Pauens Tendenz zur Naturalisierung mentaler Phänomene gefällt der Rezensentin ebenso wenig wie seine "unzulässig verkürzte" Darstellung der mentalen Repräsentation, wobei Pauen einerseits Brentanos Begriff der "Intentionalität" in Anspruch nimmt, andererseits als "kaum haltbar" abgekanzelt. Bleibt der Rezensentin, nur noch ihrer Hoffnung Ausdruck zu geben, dass "die Studenten nach der Lektüre dieses Buches nicht so eingelullt sind vom unkritischen Umgang mit den Begriffen, dass es ihnen einfach egal ist".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.2001

Ansgar Beckermann bietet in seiner Doppelrezension eine vergleichende Lektüre, die geradezu zu einem Wettbewerb ausartet: zwischen dem Naturwissenschaftler Roth und dem Philosophen Pauen. Der Ausgang ist klar, Sieger nach Punkten, wenn nicht gar durch philosophischen KO: Michael Pauen.
1.) Gerhard Roth: "Fühlen, Denken, Handeln"
Der Neurologe Gerhard Roth plädiert für ein neues Menschenbild: das (angeblich) alte vom Menschen als Herrn im eigenen Haus, als selbstverantwortlich Handelndem, vom Ich als der Zentrale aller Entscheidungen des Individuums, möchte er entsorgen. Dagegen will er eines setzen, das den Menschen in evolutionärer Kontinuität mit den Tieren sieht und vor allem die Willensfreiheit als die Mär erkennt, die sie seiner Ansicht nach ist. Beckermann kann Roth dabei kaum einmal folgen, und zwar vor allem deswegen, weil dieser von falschen Vorannahmen und schlechten Oppositionen ausgehe. Insbesondere Roths ständiges von "dem Ich" findet Beckermann fatal; das ist, seiner Meinung nach, "philosophischer Unsinn" und zeuge "ex negativo" von dem Cartesianismus, den Roth gerade abschaffen will.
2.) Michael Pauen: "Grundprobleme der Philosophie des Geistes"
Die richtig gestellten Fragen und noch dazu gute Antworten findet der Rezensent dagegen bei Michael Pauens Überblicksdarstellung, die den Stand der Diskussion, wie er findet, "solide" und "lesbar" zusammenfasst. So versteht er die Entwicklung der Subjektivität als komplexen Lernvorgang, dessen Ergebnis "die Fähigkeit kognitiver Wesen, sich selbst als Teil der eigenen Umwelt zu repräsentieren" ist. Auch zum Problem der Willensfreiheit hat Pauen nach Ansicht Beckermanns die überzeugenderen und vor allem differenzierteren Antworten. So zeige er etwa, dass die Libetschen Experimente, die zu zeigen scheinen, dass Entscheidungen dem Bewusstsein voraus liegen, durchaus mit einer modifizierten Auffassung von der Willensfreiheit kompatibel sind.
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