Gerald M. Edelman, Giulio Tononi

Gehirn und Geist

Wie aus Materie Bewusstsein entsteht
Cover: Gehirn und Geist
C.H. Beck Verlag, München 2002
ISBN 9783406488368
Gebunden, 368 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Susanne Kuhlmann-Krieg. Wie entsteht Bewusstsein überhaupt? Welche Vorgänge des Gehirns sind für die bewusste Erfahrung verantwortlich? Wie schlagen sich die subjektiv unterschiedlichen Erfahrungen in den Gehirnprozessen nieder? Wie lässt sich das wissenschaftliche Verständnis von Bewusstsein mit der ungeheueren Vielfalt menschlicher Wissens- und Erfahrungsformen verknüpfen? In dem vorgelegten Bewusstseins-Konzept werden die neueren Ergebnisse der empirischen Hirnforschung berücksichtigt. Auch wenn Bewusstsein aus gewissen Arrangements innerhalb des Gehirns hervorgeht, arbeitet das Gehirn dennoch nicht wie ein Computer. Die Einzigartigkeit jedes einzelnen Geistes werden wir mit wissenschaftlichen Mitteln allein nie völlig verstehen können.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.08.2002

Nicht weniger als eine abstrakte Theorie der "notwendigen und hinreichenden Bedingungen", unter denen aus Neuronenaktivität Bewusstsein entsteht, wollen die Autoren liefern. Kein geringer Anspruch, denn die empirische Hirnforschung ist noch weit davon entfernt, das Zusammenwirken der Neuronen im Hirn zu durchschauen. Edelman/Tononis Spekulation läuft darauf hinaus, eine gemeinsame Verschaltung, eine, wie der Rezensent Helmut Mayer formuliert, "kurzzeitige Arbeitsgemeinschaft" nur momentan zusammenarbeitender Neuronen-Cluster für jeweils wenige hundert Millisekunden als Einheit und Grundlage des Bewusstseins zu betrachten. Der Rezensent klingt nicht ganz und gar überzeugt. Manches können die Autoren plausibilisieren, räumt er ein, bis zur wirklichen empirischen Überprüfbarkeit ihrer Hypothesen werde aber noch viel Zeit vergehen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2002

Michael Hampe ist beeindruckt von der "Genauigkeit und der Vielfalt der Einsichten", mit denen die beiden Autoren in ihrem Buch aufwarten. Philosophische Naturen dagegen würden nach Lektüre des Buches "nicht ganz zufrieden sein", gibt der Rezensent zu, der den Autoren sprachliche Unschärfe bei ihren Versuchen vorwirft, Bewusstsein zu erklären. Die Metaphern, die Edelman und Tononi dafür verwendeten, seien überdies unvereinbar mit ihrer eigenen Prämisse, wonach das Bewusstsein als "etwas Privates und Phänomenales" zu verstehen sei. Immerhin hält Hampe ihnen zugute, dass sie sich in ihren Überlegungen nicht mit einem behaupteten Dualismus von Geist und Gehirn aus der Affäre ziehen, sondern statt dessen die "zeitlichen Aktivitätsmuster der Neuronengruppen" untersuchen, die Bewusstsein erzeugen. Auch wenn am Ende noch viele Fragen offen seien, sieht der Rezensent in diesem Buch eine Art "Ernte der Hirnforschung" des vergangenen Jahrzehnts.
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