Michael Tomasello

Warum wir kooperieren

Cover: Warum wir kooperieren
Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783518260364
Kartoniert, 141 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Henriette Zeidler. Seit vielen Jahrhunderten wird die Frage nach der Natur des Menschen von zwei grundsätzlichen Positionen bestimmt: Hobbes Meinung, dass die Menschen egoistisch zur Welt kommen und die Gesellschaft sie zur Kooperation erziehen muss, und Rousseaus Darstellung, nach der die Menschen von Natur aus kooperativ sind und später von ihrem Umfeld zu Egoisten gemacht werden. In "Warum wir kooperieren" berichtet Tomasello von wegweisenden Studien mit Kindern und Schimpansen, die neues Licht auf diese uralte Frage werfen. Kinder sind von Geburt an hilfsbereit und kooperativ, lernen aber im Laufe ihres Heranwachsens, eher selektiv zu kooperieren und beginnen den sozialen Normen ihrer Gruppe zu folgen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2010

Diesen schmalen Band über Kooperation und Hilfsbereitschaft bei Kleinkindern (14-18 Monate) fand Rezensent Hans-Georg Deggau ausgesprochen anregend - gerade weil er die Schlussfolgerungen des Anthropologen Michael Tomasello nicht teilt. Tomasello hat in Versuchen Kleinkinder beobachtet, die von einem Erwachsenen um Hilfe gebeten werden. Und tatsächlich: sie helfen. Heißt das, dass Kinder von Geburt an mitfühlende, altruistisch handelnde Wesen sind? Tomasello glaubt ja und liest Besorgnis aus den Gesichtern der Kinder. Der Rezensent hat Zweifel: Auch Kleinkinder können schon "Gesichter machen". Ihren Gesichtsausdruck als unmittelbaren Ausdruck ihrer Gefühle zu interpretieren, findet er gewagt. Doch inspiriert ihn das Buch zu vielen weiteren Fragen, über die er offenbar gerne nachdenkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.11.2010

Was hat es auf sich mit unserem Sonderweg, mit kooperativer Sozialität als Alleinstellungsmerkmal der Spezies Mensch, ganz im Gegensatz zu Hobbes' Egoismus-Verdikt? In diesem Band des Anthropologen Michael Tomasello kann Helmut Mayer sowohl dem vorsichtigen empirischen Einkreisen entsprechender Formen sozialen Handelns als auch der entschiedenen Darlegung großer Entwicklungslinien im Hinblick auf die Ausbildung im kulturellen Prozess folgen. Sowie, und das ist für Mayer wirklich etwas Besonderes: den Einwänden anderer Vertreter des Faches und der Psychologie und Philosophie. Die Schwierigkeit und Komplexität der Ausgangsfrage, findet Mayer, ließe sich besser kaum vor Augen führen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.10.2010

Rolf Wiggershaus stellt das neue auf Deutsch erscheinende Buch des Evolutionspsychologen und Primatenforscher Michael Tomasello vor, der darin beim Vergleichen von Mensch und Primat eine "Sonderstellung" für den Menschen proklamiert. Tomasello versucht darin unter anderem in Tests nachzuweisen, dass der Mensch im Gegensatz zum Schimpansen, seinem nächsten Verwandten, von "Natur aus sozial veranlagt" sei, erklärt der Rezensent. Wiewohl er den Untersuchungen und Begriffsbildungen des Autors sehr interessiert folgt, stellt sich bei ihm ein Unbehagen ein, das er schon bei anderen Kritikern wahrgenommen hat. Denn bei Tomasellos Experimenten "verspürt man die Enge von Labor und Zoo", zudem lässt der Forscher den "unpersönlichen Blick" vermissen, indem er Mensch und Primat solchen Tests unterzieht, in denen ein in Gefangenschaft aufgezogener Schimpanse schlechter abschneidet als ein behütet aufgewachsene Menschenkind, so Wiggershaus skeptisch.