Michail Schischkin

Montreux - Missolunghi - Astapowo

Auf den Spuren von Byron und Tolstoj: Eine literarische Wanderung vom Genfersee ins Berner Oberland
Cover: Montreux - Missolunghi - Astapowo
Limmat Verlag, Zürich 2002
ISBN 9783857914072
Gebunden, 320 Seiten, 31,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Franziska Stöcklin. 1816 entflieht Byron - nach dem Skandal um seine Liebe zu seiner Halbschwester Augusta - trotzig an den Genfersee. 1857 sieht Tolstoj in Paris, wie ein Mensch guillotiniert wird, und flieht schockiert in die Schweiz. Beide wandern sie vom Genfersee ins Berner Oberland, und beide führen sie dabei Tagebuch, über Landschaft, Tod, Liebe, die Schweiz. 2001 wandert Michail Schischkin auf ihren Spuren dieselbe Strecke. Er liest ihre Tagebücher und führt ein eigenes. Seine Füße wandern, seine Gedanken wandern. In sieben Wandertagen entstehen ein Buch und eine Welt, Schischkins Welt. Ein überraschendes und reiches Buch über zwei ungleiche Länder, über Byron und Tolstoj, Tell und Stalin, das Berner Oberland und Tschetschenien, Touristen, Flüchtlinge, Literaten, Terroristen, Denkmäler, Berge - über Wandern und Leben, Tod und Literatur.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.03.2003

In Russland wird nicht gern gewandert, philosophiert Hans-Peter Kunisch, was an der immer gleichen öden Szenerie liegen müsse: Ebenen, nichts als Ebenen und Wälder. Zwei Russen zumindest sind doch gewandert - nämlich durch die reizvolle Schweizer Berglandschaft. Leo Tolstoj und Michail Schischkin, Jahrgang 1961, der sich "mit dem Notebook auf dem Rücken", wie Kunisch sagt, auf die Spuren seines Landsmannes sowie eines anderen wandernden Dichters, nämlich Lord Byron geheftet hat. Tolstoj und Byron haben nämlich die gleiche Strecke - vom Genfersee bis ins Berner Oberland - nur zu anderer Zeit zurückgelegt. Die Natur allerdings beschäftigt Schischkin weniger, stellt Kunisch fest: viel mehr als touristische Impressionen kann er in dessen Reisebericht nicht finden. Was Mischkin dagegen interessiere und wandernden Fußes verfolge, seien die Kulturbeziehungen zwischen Ost und West - wie begeistert Byron von den Russen rezipiert worden sei, wohingegen die russische Literatur im Westen erst mit Tolstoj Anerkennung gefunden habe. Manche dieser Betrachtungen geraten Mischkin etwas zu ausschweifend, meint Kunisch, dennoch sei das Buch unkonventionell und von der "schönen Freiheit eigener Interessen geprägt".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.01.2003

Ulrich M. Schmid ist begeistert von diesem Buch, das eine Wanderung vom Genfersee ins Berner Oberland beschreibt, die Michail Schischkin auf den Spuren Tolstois und Byrons unternahm. Der Blick des russischen Autors, der seit 1995 in der Schweiz lebt, entdeckt im für Schweizer Selbstverständlichen "Merkwürdigkeiten", die sie in einem anderen Licht erscheinen lassen, so der Rezensent angetan. Er lobt das "elegante und gleichzeitig tiefgründige" Buch über eine intellektuelle Wanderung und sieht den "besonderen Reiz" des Buches in der Schilderung des "kulturellen Kontrasts zwischen Russland und der Schweiz". Dass Schischkin trotzdem nicht bei dem Klischee der "unüberbrückbaren Kluft" zwischen den beiden Kulturen stehen bleibt, sondern von seinem eigenen Sohn, den er mit seiner Schweizer Frau hat, als dem "Kronzeugen" für eine "kulturübergreifende Wahrheit" erzählt, beeindruckt den Rezensenten besonders.