Miodrag Pavlovic

Einzug in Cremona

Gedichte
Cover: Einzug in Cremona
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518413470
Gebunden, 184 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Serbischen von Peter Urban. Mit einem Nachwort von Peter Handke. Ein Dichter von europäischem Rang ist zu entdecken, neu zu entdecken - Miodrag Pavlovic, der Grandseigneur der serbischen Gegenwartslyrik. Dieser vom Autor komponierte Auswahlband umspannt ein halbes Jahrhundert und präsentiert eine Vielfalt lyrischer Formen, Tonlagen, poetischer Ansätze - vom "Aufschrei am Rande der Existenz", den schockhaften lapidaren Gedichten des Anfangs, bis zu den ruhigen, zur Ursprungserzählung tendierenden späten Prosagedichten. Von den frühen traumatischen Erfahrungen mit Krieg und Revolution bis zur Tragödie Jugoslawiens in den 90er Jahren, die er in visionären Gedichten vorhergesagt hat, zieht sich ein Thema durch das gesamte Werk: das Verhältnis des Menschen zu seiner Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.01.2003

Dieser Auswahlband mit Gedichten von Miodrag Pavlovic hat Ilma Rakusa ausgesprochen gut gefallen. Den 1928 in Novi Sad geborenen Dichter würdigt Rakusa als den wohl bedeutendsten serbischen Gegenwartslyriker, dessen literarische Produktion ebenso Essays, poetische Prosa und Theatersrücke umfasst. Seine Leitmotive sind der Tod und der Krieg, die Mythen und die Helden der serbischen Geschichte. Dabei beherrscht Pacvlovic viele Tonarten, wie Rakusa lobt, "den lakonischen und den psalmodierenden, den erzählerischen und den elegischen, den ironischen und den reflexiven". Dass sich Pavlovics geschichtsträchtige Verse dabei nicht vereinnahmen lassen, dass sich die politische Lesbarkeit dieser Gedichte verschlüsselt ist, macht für Rakusa ihre Bedeutung aus.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.12.2002

Miodrag Pavlovic ist, da lässt Peter Hamm keinen Zweifel, der neben Vasko Popa bedeutendste serbische Nachkriegslyriker. Berühmt geworden sei er schon zu Beginn der sechziger Jahre mit seiner als regimekritisch sofort durchschauten Gedichtparabel "Versammlung der Hunde auf Knossos". Peter Urban, vom Rezensenten als "ebenso versierter wie engagierter Nachdichter" apostrophiert, hat nun eine Sammlung von 100 Gedichten Pavlovics herausgegeben, darin auch einiges aus dem, so Hamm, "noch ziemlich 'ungegenständlichen'" Frühwerk des Dichters, das in einem 1968 in deutscher Sprache erschienenen Band schon einmal zugänglich war. Ein Versäumnis hat der Rezensent jedoch zu beklagen, die Auslassung nämlich des "Schlüsselgedichts" "Epitaph des slawischen Urdichters". Zugestimmt wird dagegen dem kurzen Nachwort Peter Handkes, auch seiner Behauptung einer "Verwandtschaft" zum Polen Zbigniew Herbert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.10.2002

Bis zurück ins Jahr 1952 reichen die Veröffentlichungen des (einst) jugoslawischen, heute abwechselnd in Belgrad und in Süddeutschland lebenden Lyrikers Miodrag Pavlovic. Der Band versammelt Gedichte von damals bis heute, 30 Bände hat Pavlovic seither geschrieben - und ist so der erste "repräsentative Querschnitt" durchs Werk in deutscher Sprache seit 1961. Der Rezensent Jan Wagner macht Veränderungen aus - Pavlovic pendelt "zwischen schnellem Zeilensprung und dichter poetischer Prosa" - als Konstante aber bleibe der Bezug auf den französischen Surrealismus bestehen. Dem unmittelbaren Zugriff, der politischen wie jeder einfachen Deutung, verstehen sich die Gedichte, wie Wagner betont, dadurch immer wieder zu entziehen. Die Qualität bleibt durch die Jahrzehnte hoch, der Band insgesamt bietet, verspricht der Rezensent, "packende Lyriklektüre".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

Joachim Sartorius sieht Konstanten im Werk des berühmten serbischen Dichters. Miodrag Pavlovic bezog seine Themen stets aus der Antike und dem Mittelalter, der Mythologie und der slawischen Geschichte und hatte dabei das Verhältnis von Individuum und Geschichte im Blick, erklärt der Rezensent. Pavlovic gelingt es in beeindruckender Weise, schreibt Sartorius emphatisch, die alten Stoffe mit neuen Deutungen und "der Frische seiner Imagination" in die Gegenwart zu holen. Wer mag, kann nun Pavlovic' Schreiben Revue passieren lassen. Es sei dem Verlag hoch anzurechnen, so Sartorius, dass er eine alte Gedichtauswahl in den neuen Band aufgenommen habe und durch den alten und neuen Übersetzer Peter Urban geringfügig überarbeiten ließ. Für das "etwas lieblose" Nachwort sorgte Peter Handke, der Pavlovic mit dem großen polnischen Dichter Zbigniew Herbert vergleiche. Sartorius setzt zwei weitere Dichternamen hinzu: Miroslav Holub, den Tschechen, der wie Pavlovic über eine rational-naturwissenschaftliche Betrachtungsweise der Welt verfüge, sowie Konstantin Kavafis aus Griechenland, der ebenso einen illusionslosen Umgang mit den alten Mythen pflege. Die Gedichte Pavlovic' sind keine Gedankenlyrik, meint Sartorius, sie sind "nicht reich an Landschaften, sondern an Welt".
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