Mircea Cartarescu

Die schönen Fremden

Erzählungen
Cover: Die schönen Fremden
Zsolnay Verlag, Wien 2016
ISBN 9783552057647
Gebunden, 304 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Aus dem Rumänischen von Ernest Wichner. Mit trockenem Humor erzählt Cartarescu von einem angeblichen Anthrax-Kuvert, einem Telefon-Interview mit Marilyn Monroe und von den Erlebnissen einer Reisegesellschaft, der er selbst angehört: Zwölf Schriftsteller aus Rumänien sollen während einer dreiwöchigen Tour das literarisch interessierte Frankreich erobern. Die großzügigen Gastgeber stellen ihnen dazu ein höchst ambitioniertes Programm zusammen … Ein Porträt des Schriftstellers als junger Mann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2016

Burkhard Müller fühlt sich nach der Lektüre von Cărtărescus Erzählungen "moralisch erschöpft". Sehr lustig sei dieses Buch, das macht Müller deutlich, aber auf eine traurige Weise. Wie sich rumänische Schriftsteller aus Neid gegenseitig das Leben schwer machen und wie sie von Zentraleuropa nicht ernstgenommen und als hinterwäldlerische Exoten abgestempelt werden, davon würden "Die schönen Fremden" zeugen - wobei der Rezensent davon ausgeht, dass Erzähler und Autor hier praktisch gleichzusetzen sind. Drei Teile entdeckt Müller: Präludium und Epilog, mit Rückblenden ins heimische Rumänien, sowie den langen Mittelteil, der von Lesereisen in den Westen erzähle. Cărtărescu berichte aus seinem Autorenleben "mit einer Art von lustiger Verzweiflung", schreibt Müller, deshalb habe das Buch bei allem Witz auch allerhand Quälendes an sich.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.06.2016

Rezensent Nico Bleutge schätzt die Fähigkeit von Mircea Cartarescu, unterschiedliche Sprach- und Wahrnehmungschichten miteinander zu verschränken und eigene Erinnerungen mit literarischen Anspielungen aufzuladen. In Cartarescus neuem, im Original bereits 2010 erschienenen Erzählband, der auch ältere Texte enthält, wie Bleutge erklärt, gibt es zwar auch Feines für den Leser zu entdecken, so Cartarescus "voltenreiche" Sprache oder die Anmerkungen des Übersetzers als Fußnoten, doch die Geschichten langweilen den Rezensenten mitunter doch sehr mit Gemeinplätzen und der Aneinanderreihung von Anekdoten. Dann wieder besticht eine Erzählung laut Bleutge durch strukturelle Besonderheiten, Wendungen und Ironie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.06.2016

Rezensent Tilman Spreckelsen entdeckt in Mircea Cartarescus Erzählungen ein literarisches Verweissystem, das den schreibenden Erzähler jeweils dazu anregt, über literarische Weggefährten und Vorbilder nachzudenken oder auch über Ethik und Artistik. Auf diese Weise erfährt Spreckelsen auch, was es heißt, als Schriftsteller auf Lesereise in die rumänische Provinz oder nach Frankfurt zu gehen. In einer Erzählung inszeniert der Autor das als Wechselspiel aus Erwartungen und Enttäuschungen, so Spreckelsen, der hier auch etwas über den Irrsinn des Literaturbetriebs gelernt hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.02.2016

Dass der rumänische Schriftsteller Mircea Cartarescu nicht nur grandiose Romane, sondern auch Erzählungen schreiben kann, weiß Rezensent Paul Jandl nach der Lektüre des neuen Buches "Die schönen Fremden". Die hier versammelten Erzählstücke erscheinen dem Kritiker zwar leichter, aber nicht minder tiefsinnig: Wie ein "umgekehrter Kafka" wirkt der Autor etwa auf den Rezensenten, wenn er von seiner Panik erzählt, in dem Päckchen, das ohne Absender aus Dänemark an ihn gesandt wurde, könne sich Anthrax befinden, worauf er stracks ins Bukarester Polizeipräsidium marschiert. Überhaupt muss der Rezensent häufig über diese herrlich selbstironischen und mit "anarchistischem Witz" vorgetragenen Erinnerungen aus einem nicht immer leichten Schriftstellerleben lachen.