Nelly Arcan

Hörig

Roman
Cover: Hörig
Claassen Verlag, Reinbek 2005
ISBN 9783546003872
Gebunden, 414 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Brigitte Große. Als "Hure" begegnet Nelly zahllosen Männern. Jetzt ist sie einem einzigen verfallen. Ist es erotische Faszination? Ist es Liebe? Was bindet sie an diesen Egoisten, der im Internet nach Pornographie sucht und sie rücksichtslos hintergeht? In einem schonungslosen Abschiedsbrief zieht sie eine endgültige Bilanz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.12.2005

Rezensentin Ursula März bedient sich eines kulinarischen Vergleichs für ihre liebe Not mit Nelly Arcans zweitem Buch. Wie schon in "Hure" sei alles "perfekt" angerichtet, "erzählerisch und motivisch" durchaus "Nouvelle Cuisine" - allein es schmeckt ihr nicht. Oder vielmehr, kühlte der allzu kalkulierte Erfolg das Mahl doch ein wenig ab. Zumal das von Catherine Millet ausgeliehene "Rezept" aus "Sex, gelebtem Leben und mittlerem Romanstil" nicht mehr das frischeste sei. Die Story, referiert März, erzähle von der amour fou einer 29-jährigen Frau mit einem "Konsumenten von Internet-Pornografie". In dieser menage a trois ziehe die Frau zeitgemäß den kürzeren, aber da sie sich so oder so schon immer vorgenommen hatte, mit 30 Jahren ihr Lebene zu beenden, schreibt sie kurzfristig ihre Memoiren, die der vorliegende Roman sind. Sauber durchdekliniert ist diese Konstruktion und insbesondere die "kulturelle Metaphorisierung" absolut "state of the art", konzediert die Rezensentin, doch die "psychologische Schlüssigkeit" gehe darob verloren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2005

Oh, die Kulturindustrie bringt allerorts "ausgehöhlte Klone" hervor, stöhnt Simone Meier. Auf der einen Seite die aseptisch puritanischen Gestalten der Telenovelas, auf der anderen Seite Sex und tote Gefühle im Stile von Nelly Arcan. "Willkommen im ultimativen Voyeurismus", seufzt die Rezensentin und gibt zu Protokoll, es sei eine "selten unlustige" Angelegenheit, dieses Buch zu lesen, in dem die angebliche Ex-Hure Arcan "endlos ausgekotzte Ekel-Ketten" aneinander reiht. Arcan und die Erzählerin gleichen Namens schreiben einen Abschiedsbrief an den Ex-Liebhaber, einen selbstverliebten Franzosen, dem zumindest die fiktive Arcan einmal hörig war. Meier kann mit den Themen Arcans, die es hier wieder im Übermaß zu geben scheint, wenig anfangen: Kokain, Selbstmordgedanken, Abtreibungen, Zukunftsangst, Sperma und Pornokinos. Aber was soll man machen, meint die Rezensentin, nun vollends resigniert: "Natürlich wird dieses Buch ein Bestseller."
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