Emma Braslavsky

Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik

Roman
Cover: Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik
Claassen Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783546004329
Gebunden, 392 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Am Tag nach Leonid Breschnews Tod, am 11.11.1982, beginnt wie immer zur Stunde 11 die närrische Zeit. Die offizielle DDR trägt allerdings Staatstrauer, weshalb schon ein mutiger Narr sein muss, wer sich öffentlich maskiert. Sieben Geschwister von teilweise verschiedenen Vätern sind unterdessen auf dem Weg ins Westthüringische, zur Beerdigung ihrer Mutter Elfriede. Nur Herbert, der Älteste, fehlt. 1972 kam er auf mysteriöse Weise ums Leben. Dennoch scheint er anwesend zu sein, als seine Geschwister die Mutter zu Grabe tragen. Oder ist daran nur die fünfte Jahreszeit schuld?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.12.2008

Als "Familiengroteske" bezeichnet die Rezensentin Jutta Person diesen Roman. Am 11.11. des Jahrs 1982 kommen die sieben (plus ein posthumes achtes) Mitglieder einer Familie am Grab der Mutter in einem thüringischen Dorf noch einmal zusammen. Auch Clint Eastwood, den die Mutter obsessiv verehrte, ist irgendwie im Geiste dabei und sogar die verstorbene Großmutter noch, die von Familiengeheimnissen der im Roman aufzuklärenden Art umweht und umschwebt wird. Die Familienmitglieder: Vom Pastoren-"Softie", zum Frauenkleider-Günther über die Öko-Fanatikerin und den NVA-Nationalfetischisten ist manches versammelt, was nicht zusammengehört, lesen wir. Ein Kanarienvogel, berichtet die Rezensentin, pfeift erst ein Lied aus dem Eastwood-Western "Hängt ihn höher", um dann in der Kartoffelsuppe zu ertrinken. So ganz klar wird nicht, was Person alles in allem von diesem "Gag-Feuerwerk" hält. Gewiss glaubt sie nicht, dass es der Autorin an Witz mangelt. Ihre Bemerkung, dass der Witz "nicht endlos wiederholbar" sei, deutet eher darauf hin, dass sie ein bisschen zuviel davon hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.12.2008

Zwiespältig beschreibt Rezensentin Tanya Lieske ihre Leseeindrücke von diesem Roman, den sie als Erinnerungsbuch der neuen Generation gelesen hat. Einerseits findet sie Konstruktion und Thema durchaus interessant: der an einem einzigen Tag des Jahres 1982 spielende Roman konstruiert den Informationen der Rezensentin zufolge ein polyphones deutsches Vergangenheitsbild. Folie ist das Begräbnis einer Frau, die nach dem Krieg aus Schlesien nach Thüringen kam, und bei dem sich nun die sieben Kinder treffen. Einerseits freut sich Lieske am frischen Zugang der Prosa, der sie Leichtigkeit und Komik bescheinigt. Andererseits erscheint ihr vieles überambitioniert: zuviele Fährten, zuviele Möglichkeiten in diesem erzählerischen Spiegelkabinett, die manchmal schlicht in Sackgassen endeten. Zunächst findet die Rezensentin die multiperspektivische Anlage des Romans noch raffiniert und interessant. Am Ende trägt sie schwer daran. Und der Roman aus ihrer Sicht auch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.12.2008

Andrea Diener ist nicht angetan von Emma Braslavskys Roman "Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik" und hält ihn für einen "Laborversuch", der die Lust am Fabulieren vermissen lässt. Diener sieht ein Potenzial des Romans allenfalls in den kleinen Skurrilitäten, die ihm eine humorvolle Note geben, bemängelt aber die nur plakativ gezeichneten Charaktere. Einzig die Großmutter gewinne ein wenig Kontur. Wie die Geschichte selbst entwickelten sich auch die Charaktere nicht aus dem historisch-politischen background Schlesiens, sondern letzteres bleibt bloße "Pappkulisse für Pappkameraden", so Diener.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.10.2008

Wiebke Porombka hadert in ihrer Rezension mit Emma Braslavskys zweitem Roman "Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik". Während in ihrem Debütroman noch eine große Sinnlichkeit vorgeherrscht hatte, erscheint der Rezensentin Braslavskys neuer Roman als zu konstruiert: Anfang der Achtzigerjahre in der DDR treffen sieben Geschwister bei der Beerdigung ihrer Mutter zusammen und kommen abwechselnd zu Wort. Sie versuchen ihre Familiengeschichte zu rekonstruieren, vor allem die Geschichte ihrer geheimnisvollen Großmutter, die möglicherweise einst ihren Ehemann ermordet hat. Auch das "skurrile Beiwerk" mit allerlei grotesken und durchaus komischen Details könne dieser nach Ansicht der Rezensentin "doch recht starren Konstruktion" keine Leichtigkeit verleihen. Dazu erscheint ihr der Roman zu überambitioniert und in seiner Grundanlage zu traditionell.