Pablo de Santis

Die Fakultät

Roman
Cover: Die Fakultät
Unionsverlag, Zürich 2002
ISBN 9783293002968
Gebunden, 223 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke. Homero Brocca ist ein genialer Schriftsteller. Niemand hat ihn je gesehen, nirgends gibt es Bücher von ihm. Seine Texte existieren nur in unendlichen Varianten. Als der junge Esteban Miro seine erste wissenschaftliche Stelle im labyrinthischen, alten Fakultätsgebäude antritt, in dem nur noch obskure Institute ihr Dasein fristen, ahnt er noch nicht, dass er in einen gnadenlosen Kampf um den seltsamen Autor hineingezogen wird. Die wissenschaftlichen Gralshüter von Broccas möglicherweise gar nicht existenten Werken schrecken vor nichts zurück. Das Verhältnis zwischen Literatur und Leben, Fiktion und Realität wird immer unentwirrbarer.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Das Modell des Kriminalromans ist hier nicht Vehikel, auch nicht bloßer postmoderner Anspielungshorizont. Eher kommt es einem so vor, als hätte De Santis die längst Klischee gewordenen tragenden Pfeiler und Versatzstücke des Whodunit, vom rätselhaften Mord und dem überschaubaren Kreis der Verdächtigen bis zum neunmalklugen Detektiv, durch zeitgemäßere, philosophisch aufgerüstete Strukturelemente ersetzt und ins so runderneuerte Gebäude viele reizvolle Zerrspiegel, Tapetentüren und trompe l'oeuils eingebaut...
Lesen Sie mehr von Ekkehard Knörer in 'Mord und Ratschlag'

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.08.2002

"Killerprofessoren" lautet der schlichte Titel der Besprechung von Thomas Laux über den neuen Roman des Argentiniers Pablo De Santis und bringt damit schon den Inhalt zum Ausdruck. Es geht, berichtet der Rezensent, um mordlüsterne, karrierefixierte und konkurrenzbesessene Literaturwissenschaftler, die in einer "stillgelegten Fakultät" heimlich über das Werk des Schriftstellers Homero Brocca forschen, das wiederum offiziell gar nicht mehr zugänglich ist. Das klingt "absurd" und ist es auch, findet Laux. De Santis spiele mit "kriminalspezifischen" Elementen und nehme dabei recht ironisierend den Literaturbetrieb aufs Korn, so der Rezensent. "Eifersucht, Narzissmus und Geltungssucht" konterkarierten "ein ums andere Mal" "wissenschaftliche Seriosität". Und doch, warnt Laux, seien manche Passagen recht "ermüdend", gerade die, die etwas zu deutlich an Borges oder Kafka erinnerten und "eher dick aufgetragen" wirkten. Nichtsdestotrotz aber, so der Rezensent, auch wenn es dem Werk hier und da an Kohärenz mangele, De Santis Hang zur "Entweihung" ehedem geheiligter Orte könne er in seinen nächsten Werken gerne fortsetzen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.04.2002

So richtig warm wird Kersten Knipp nicht mit diesem Roman des Argentiniers Pablo de Santis. Das liegt vor allem daran, dass ihm das Erzählerische in diesem "theorieschwangeren Roman " zu kurz kommt: "zu flach und holzschnittartig sind seine Protagonisten gezeichnet, allzu spürbar auf die Entwicklung des plot hin angelegt". Knipp gesteht dem Autor zu, dass er seine Hausaufgaben im Bereich "Erzähltheorie " gemacht hat, aber ein packendes, plastisches Buch sei dabei nicht herausgekommen. Zu allem Überfluss spiele es auch noch im akademischen Milieu, das der Autor "mit kühlem Blick skizziert ", wie ihm der Rezensent zugesteht - ein Leben jenseits von "Theorie und Text" komme in diesem Roman jedoch nicht vor. Und so lautet das Fazit des enttäuschten Rezensenten: "Ein Buch von einem Akademiker, geschrieben für Akademiker ".
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