Paolo Prodi, Wolfgang Reinhard (Hg.)

Das Konzil von Trient und die Moderne

Cover: Das Konzil von Trient und die Moderne
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783428106417
Broschiert, 435 Seiten, 94,08 EUR

Klappentext

In dem vorliegenden Sammelband wird der Versuch unternommen, das Konzil von Trient in die fundamentale religiöse, kulturelle und politische Bewegung einzugliedern, die im 16. und 17. Jahrhundert alle europäischen Gesellschaften erfaßte. Darüber hinaus werden die Schnittpunkte der Entstehung des modernen Staates und der Wandlung der Kirchenstrukturen mit der Entstehung der Territorialkirchen lokalisiert. Die Beiträge des Tagungsbandes (Ergebnis einer Studienwoche des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient) befassen sich mit verschiedenen Aspekten der Konfessionalisierung und stellen die Frage nach der Bedeutung der Modernisierung durch die vom Konzil von Trient ausgehenden Reformimpulse.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.02.2002

Vier Jahrhunderte nach dem Konzil von Trient veranstaltete das Italienisch-Deutsche Historische Institut eine historisch bewertende Tagung über die große Kirchenreform. Ein bisschen provokativ sei die Fragestellung dieser Tagung schon gewesen, behauptet Walter Behringer. Zumindest war sie so fruchtbar, dass daraus dieser Sammelband mit 20 insgesamt lesenswerten Beiträgen hervorgegangen ist. Eine Umwertung sei da im Gange, vermutet Behringer, schließlich galt das Tridentinum, jenes für den Katholizismus bedeutende religionsgeschichtliche Ereignis im 16. Jahrhundert, bislang als "Inbegriff des Reaktionären" und niemand habe nach dessen Bedeutung für die Geschichte beziehungsweise den Fortschritt gefragt. Zwei der Autoren meldeten denn auch Bedenken gegen diese Umwertung an, berichtet Behringer. Unter anderem der Mitveranstalter Wolfgang Reinhard, der über die "Gegenreformation als Modernisierung" gearbeitet hat und das ganze eher als Folge denn als Motor größerer Entwicklungen ansieht, so Behringer. Ein Teil der Aufsätze liest sich ihm zufolge wie ein Resümee verschiedener Forschungsarbeiten (Chatellier, Prosperi) oder gar eines ganzen Forscherlebens (Prodi, Repgen, Brückner), weshalb sich diese besonders gut als Einstieg in das Thema anböten. Die "pfiffigen Fragestellungen" jüngerer Historiker wiederum verhinderten, diesen Tagungsband zu einer "Nabelschau" renommierter Forscher werden zu lassen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2001

Die Autoren versuchen, wider die herrschenden Ansichten, im Konzil von Trient "Tiefenschichten der modernen Welt" ausfindig zu machen. Im Konzil habe sich die katholische Kirche von ihrem universalistischen Anspruch gelöst und als den Nationalstaaten gegenüberstehende Struktur zu definieren begonnen. Auflösung von "Absolutheit" ist nach Auffassung der Mehrzahl der Autoren mindestens in der Rezeption Folge des Konzils von Trient. Jedoch gibt es in dem Sammelband auch skeptischere Stimmen, etwa im Hinblick auf das Kirchenrecht oder die Rolle der Frauen. Im einzelnen, so der Rezensent Andreas Holzem, biete der Band viele Differenzierungen und neue Informationen, eine neue "große Erzählung" über das Konzil springe aber letztlich nicht dabei heraus. Der Rezensent scheint darüber eher erleichtert: eine eindeutige Bewegung der Kirche Richtung Moderne kann er nicht ausmachen, denn "manche Spuren führen in ganz andere Richtungen".
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