Patricia Clough

Hannelore Kohl

Zwei Leben
Cover: Hannelore Kohl
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart - München 2002
ISBN 9783421056153
Gebunden, 224 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Peter Torberg. Hannelore Kohls Leben war, zeitweilig dramatisch, von 68 Jahren deutscher Geschichte geprägt, die sie hautnah erlitten und durchlebt hat. Seit ihrem Tod im Sommer 2001 stellt sich die Frage, welche Leistungen Hannelore Kohl vollbracht und welche Brüche sie erlebt hat, die von der politischen Indienstnahme ihrer Person in der Öffentlichkeit verdeckt wurden. Die Herkunft aus den Trümmern hat lebenslang ein Bestreben in ihr wachgehalten: das nach Sicherheit und Kontinuität. Die Öffentlichkeit hat lange dieses Leben im Einfamilienhaus, im Schatten eines machthungrigen Politikers, als eine Maske abgewertet. Patricia Clough zeichnet ein Leben mit überraschend viel Selbstbewusstsein, Standhaftigkeit und Widerspruchsgeist. Sie hat zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen geführt, die zum ersten Mal Auskunft über das Leben Hannelore Kohls gegeben haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2002

Evelyn Roll bespricht in einer Doppelrezension zwei Bücher über Hannelore Kohl: "Patricia Clough: Hannelore Kohl. Zwei Leben" und Dona Kujacinski, Peter Kohl: "Hannelore Kohl. Ihr Leben".
Cloughs Arbeit sieht sie am "System Kohl gescheitert": Da Helmut Kohl sich gegen das entstehende Buch gewehrt habe, habe er auch Freunde, Verwandte und Bekannte daran gehindert, Informationen an die Autorin weiterzugeben. Trotzdem findet die Rezensentin, dass Cloughs Buch Qualitäten hat, denn sie habe "kluge Ausgangsthesen" in dieser Biographie gefunden, die über den privaten Menschen Hannelore Kohl hinaus reichten. Sie attestiert der Autorin "denken" und "schreiben" zu können und findet es lediglich schade, dass sie in Ermangelung von Einzelheiten aus dem Privatleben dem Engagement Hannelore Kohls für "Unfallverletzte mit Schäden des Zentralnervensystems" ein langes und "hoffnungslos uninteressantes Kapitel" widmet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.03.2002

Die Journalistin Patricia Clough, die vor vier Jahren bereits eine "viel gelobte" Biografie über Helmut Kohl geschrieben hat, hat sich nun das Leben der Gattin vorgenommen und versucht, die "öffentliche" und die "private" Hannelore Kohl zu porträtieren, berichtet Dorothea Schuler. Für den privaten Teil fehlte der Autorin allerdings der Zugang, denn sowohl Kohl als auch enge Freunde der Familie lehnten das Projekt der Journalistin ab und verwehrten ihr jegliche nähere Auskunft über die First Lady. Und so überwiegt, bedauert die Rezensentin, doch wieder die Schilderung der "offiziellen" Hannelore, die sich ganz und gar dem Streben und Leben ihres Mannes angepasst hatte. Die Biografie sei daher über weite Strecken hölzern und leblos, auch wenn die Autorin sich zumindest bemüht habe, den Bruchstellen im Leben der Kanzlergattin nachzuspüren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.02.2002

Zwei Biografien, die sich mit Leben und Sterben der Kanzlergattin befassen, stellt Elisabeth von Tadden uns vor: Patricia Cloughs "Hannelore Kohl. Zwei Leben" (DVA) und "Hannelore Kohl. Ihr Leben" von Dona Kujacinski und Peter Kohl (Droemer).
Die These, dass es bei den beiden Büchern weniger um die naheliegende Frage der Schuld am Freitod Hannelore Kohls geht als um die Frage der Deutungshoheit, stellt Thadden ihrer Besprechung voraus. Keines der Bücher, schreibt sie, öffne einen geheimen Abgrund, "keine neuen Nachrichten in Bezug auf Spenden oder Krankheitsbild". Auch das hier wie dort gezeichnete Bild der Kanzlergattin als klarsichtige Perfektionistin, die keineswegs Opfer ihres Mannes wurde, überrascht die Rezensentin nicht. Eher schon staunt sie über die leidvolle Geschichte von Kindheit und Flucht während des Krieges, die Clough mit Hilfe von Äußerungen Hannelore Kohls und bislang kaum bekannter Quellen, freilich so unangestrengt wie "zurückhaltend", entwirft. Anders im Buch des Sohnes. Nicht nur verzichte dieser auf die "Vorgeschichte" seiner Mutter; was er zusammen mit seiner Koautorin aufschreibt, erklärt Thadden, wirke auch "merkwürdig angestrengt", nicht zuletzt durch die Suggestion, eine Art Rufmordkampagne gegen den Ex-Kanzler sei Mitschuld am Tod der Frau. Als sollte hier ein bestimmtes Bild keine Kratzer bekommen.
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