Patrick Roth

Starlite Terrace

Erzählungen
Cover: Starlite Terrace
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783518416624
Gebunden, 150 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Starlite Terrace - so heißt ein altes Apartmentgebäude um einen beleuchteten Swimmingpool in Los Angeles. Im Laufe eines Jahres erzählen vier seiner Bewohner - Rex, Moss, Gary und June - ihre aufeinander bezogenen Geschichten. In vier Geschichtskaskaden entfaltet Patrick Roth eine Welt, in die das Unerwartete einbricht und auf seltsam eigene Weise die Wirklichkeit verwandelt, die eben noch definiert und festzustehen schien. Starlite Terrace erzählt von Wundern im Alltäglichen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.02.2005

Rezensentin Maike Albath ist enttäuscht von diesem Episodenroman um ein paar Hollywood-Statisten. Dabei war sie zunächst ganz angetan von der Kernidee der Geschichte - "den Statisten der Filmgeschichte eine Hauptrolle zu verleihen, ist kein schlechter Grundgedanke" - und auch "Aufbau und Dramaturgie" der Erzählung sind ihrer Meinung nach eigentlich stimmig. Trotzdem geht die Geschichte am Ende nicht auf, und das liegt ihrer Meinung nach daran, dass sie mit Bedeutung überfrachtet ist. "Manchmal wirkt es, als habe er nachträglich ein Aquarell mit Ölfarben ausgepinselt." Auch die Bibelzitate, mit denen Patrick Roth seine Geschichte anreichert, verschärfen Albaths Problem mit der Geschichte eher, als dass sie es lindern. Und am Ende die ganze Ideenschwere nach Meinung der Rezensenten eher den gegenteiligen Effekt: "Die Subtexte werten den Kern der Geschichten ab und verwässern die Dramatik."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.01.2005

"Empfänglich für Menschheitsdämmerungspathos und frohe Botschaften" müsse man schon sein, findet Rezensentin Marion Lühe, um die Geschichten in Patrick Roths neuem Buch "Starlite Terrace" zu mögen. Ein "beeindruckendes handwerkliches Können" will sie dem Autor aber nicht absprechen und lobt seine "Mischung aus Realismus und Mystik, Hollywood und Heilsgeschehen, Poolpartys und Sintflut", wenn ihr auch der "Weihrauch" bisweilen "allzusehr in die Nase" steige. Die traurigen Geschichten, die dem Ich-Erzähler von seinen Mitbewohnern des Apartmenthauses "Starlite Terrace" erzählt werden, sind "ganz alltäglich", und dennoch ist die Handlung unberechenbar. Die vorgeblich sichere Realität wird immer wieder aufgebrochen und eine höhere Gewalt bricht ins Geschehen ein. Die letzte der vier Geschichten schrammt für die Rezensentin allerdings "hart am Kitsch vorbei". June, Exsekretärin in Hollywood, feiert ihren 77. Geburtstag und stellt sich der schmerzhaften aber reinigenden Erinnerung, wie sie einst von ihrem Mann mit einer gewissen Marylin Monroe betrogen wurde. Beim Lesen dieser Geschichte sehnte sich Lühe sehr "nach der Wortkargheit eines Gary Cooper".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.12.2004

Die neuen Erzählungen von Patrick Roth haben Michaela Kopp-Marx ausnahmslos sehr gut gefallen. "Starlite Terrace" ist der Name einer Appartementanlage bei Los Angeles, deren Bewohner einem atemlos lauschenden Ich-Erzähler ihr Glück und Scheitern, ihre Sehnsüchte und Abgründe mitteilen. Die vier Geschichten sind zu einem "lockeren Reigen" verbunden, der sich oberflächlich als Reflexion des American way of life lesen lässt. Doch die Rezensentin hat noch eine andere Dimension in den Texten entdeckt: beiläufig, aber effektvoll setzt Roth Transzendentes in Szene und lässt dadurch "hinter dem Anschein des Normalen etwas irritierend Fremdartiges" aufblitzen. Besonders erfreut zeigt sich die Kritikerin darüber, dass die "kaleidoskopischen Wunderwerke" des Autors nicht "raunend, hermetisch oder verschwiemelt" daherkommen, im Gegenteil: Taghell, leicht und spannend sind sie. Roth ist bei aller Hintergründigkeit eben kein Botho Strauß, der die schweren Zeichen von Kunst und Literatur gegen die vermeintlichen Trivialitäten der Massenmedien ins Feld führt, meint Michaela Kopp-Marx, die Vorliebe von Roth offenbar teilend: "Ihm sind Charlie Chaplin und Marilyn Monroe genauso teuer wie Hölderlin und James Joyce". 

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.11.2004

Legendäre Namen aufzuzählen, reicht noch lange nicht, um aus einem Erzählband eine Legende zu machen, urteilt Rezensentin Meike Fessmann. Patrick Roth lasse die durchweg tragischen Helden seiner vier Erzählungen zwar fleißig die Namen von Grace Kelly, Marilyn Monroe, Gary Cooper und Clark Gable nennen, beschwöre "Filmtitel wie Heiligenlegenden",  jedoch ohne dabei den gewünschten Erfolg - eine "allgemeine Verbindlichkeit" - zu erzielen. Dabei habe sich dieses Konzept in früheren Werken Roths durchaus bewährt, als der Autor die Aktualität biblischer Themen mit Verweisen auf christliche "Basistexte" aufzeigte. Doch wer den Unterschied zwischen Bibel- und modernen Filmszenen negiert, stellt sich "dümmer, als er ist", findet die Rezensentin. Durch "bloßes Benennen" moderner "Heiligenlegenden" lässt sich eben keine "Geschichte" erzählen. 
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.09.2004

Gerade mal "zehn, zwanzig Seiten" braucht Patrick Roth, um "ganze Romane" zu erzählen, weiß Rezensent Hubert Winkels. Die vier Geschichten seines neuen Erzählbands, die ein in Hollywood lebender Deutscher von seinen Mitbewohnern erfährt, sind stets nach der gleichen Dramaturgie aufgebaut, erklärt Winkels: Eine alltägliche Situation wird von einem besonderen Ereignis unterbrochen und somit die Bahn freigemacht für Roths besondere Art des Erzählens, in der er es "zur Meisterschaft gebracht" hat: Biografie, Filmstil und apokalyptische Vision "durchdringen sich zu einem Bild der Welt", das den Leser "verstören" kann, schreibt der Rezensent fast ehrfürchtig. Selbst wer sich gegen "Übersteigerungen", Pathos und Erhabenes "sperren" möchte, könne sich dem Roth'schen Stil nie entziehen. Dass der Autor dabei manchmal den "Punkt der erzählerischen Sättigung" verpasst, Dinge doppelt erklärt, die man längst verstanden hat, verzeiht ihm Winkels leicht.
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