Paul Auster

Winterjournal

Cover: Winterjournal
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498000875
Gebunden, 256 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Paul Auster spricht aus, was seine Hand, seine Füße, seine Glieder im Verlauf eines langen Lebens getan haben. Er lässt seine Liebesbeziehungen Revue passieren: viele zunächst und dann - dreißig Jahre lang - nur noch die eine, große Liebe. Die Kinder, die Abtreibungen, die Krankheiten. Er spricht über die Begegnungen mit dem Tod: ein Sturz als Junge, eine Herzattacke, ein Autounfall. Über die Körperlichkeit auch, die unendliche Empfindlichkeit jenes physischen Systems, das uns am Leben erhält und über das wir so wenig nachdenken, solange es funktioniert. Alkohol, Zigarillos, Süchte - all die Versuchungen, dieses System auszutricksen, sich dem Verfall, dem Alltag zu entziehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.01.2014

Rezensent Harald Jähner ist hin und weg von dieser Autobiografie Paul Austers. Der hat sich einen schönen Trick ausgedacht, um wirklich über sich zu erzählen und nicht nur von den Dingen, die er sah und über die er nachdachte. Auster erzählt seine Autobiografie als Geschichte seines Körpers, den er von Anfang an mit "Du" anredet. Die Narben werden ebenso aufgelistet, wie die Körpergefühle beim Sport oder Sex. Und es ist keineswegs ein besonders schmeichelhaftes Bild, das so entsteht, meint der Rezensent. Auster hat keinen Heldenkörper. Er ist oft krank, leidet unter Schwindelgefühlen und reagiert auf Ängste und Sorgen mit Magenkrämpfen. "Wunderbar assoziativ", mit Wärme und Klugheit erzählt, findet das Jähner. Besser, als manche Romane von Auster. Und "wunderbar übersetzt" von Werner Schmitz.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.12.2013

Als Litanei aus Alltag und Sinneserlebnissen liest Andrea Köhler Paul Austers Lebensrückblick. Den Vorwurf der Banalität findet sie nicht verfänglich, weil es dem Autor ja gerade darum zu tun ist, auch das Alltägliche ins Leben zu holen, den Körper, die Süchte, die Narben, schließlich die Lebensorte und -menschen. Entstanden ist laut Köhler eine rhythmisch mäandernde Kartografie dieses Schriftstellerlebens, beginnend mit der Mutter, fortfahrend mit der Erkundung der Welt und der eigenen Identität und endend in einem schönen Haus im New Yorker Stadtteil Park Slope.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.11.2013

Gut 20 Jahre ist seine Auster-Phase nun schon her, gesteht René Hamann, für den sich diese Wiederbegegnung mit dem zur Seite gelegten Schriftsteller anfühlt wie die mit einer alten Liebe, mit der man sich auf Anhieb wieder versteht. Und da sich die vorliegende, autobiografische Chronik des Älterwerdens stark am Körper orientiert, von den ersten Genüssen bis zu den ersten Gebrechen, berichtet der Kritiker auch von einem sonderbaren Effekt bei der Lektüre: Er erinnert sich an einen 20 Jahre jüngeren Autor, den er gelesen hat, als er selbst 20 Jahre jünger gewesen war. Der Erkenntniswert des Buchs jedenfalls ist enorm, führt Hamann weiter aus: Man erfährt viel von Auster, seinen Lebensumständen und biografischen Episoden, vor allem erhält man auch Einblick in die "wirklich so schöne wie unglaubliche Liebesgeschichte" zwischen Auster und seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Siri Hustvedt. Und weil das alles seitens des Rezensenten äußerst subjektiv geschrieben ist, unterstreicht er am Ende noch ganz unmissverständlich: Dieses Buch ist "grandios".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.11.2013

Paul Auster schlägt in seiner Autobiografie "Winterjournal" vertraute Töne an, berichtet Susanne Mayer: "sehr viel Moll". Auster inszeniert sich als der typische Intellektuelle am Rande des Nervenzusammenbruchs - wennauch weit weniger selbstironisch als ein Woody Allen, verrät die Rezensentin -, er gedenkt seiner Eltern und drückt einmal mehr seine tiefe Verbundenheit zu seiner Frau Siri Hustvedt aus, fasst Mayer zusammen. Auster-Veteranen werden sich von der Trübsal nicht anstecken lassen, eventuellen Kitsch verzeihen und sich lustvoll in diese Rückschau werfen, für sie ist dieses Buch gemacht, erklärt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.09.2013

Paul Ingendaay bekennt, nach den ersten sechs Romanen Paul Austers keine weiteren Bücher des erfolgreichen Schriftstellers gelesen zu haben. Mit seinem neuen Buch, in dem Auster von den zentralen Momenten, Stationen und Motiven seines Lebens erzählt, hat der Autor den Rezensenten als begeisterten Leser zurückgewonnen. Entwaffnend ehrlich beschreibt Auster für ihn die Empfindungen des Körpers, Liebesbeziehungen, Wohnungen, Erfahrungen von Krankheit und Tod. Dass der Leser dem Autor in "Winterjournal" sehr nahe kommt, ohne das es peinlich wird, hat Ingendaay sichtlich beeindruckt, zumal Auster auf Schriftstellerposen verzichtet und als normaler Mensch sichtbar wird.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.09.2013

In "Winterjournal" macht Paul Auster Inventur seiner körperlichen Erfahrungen und akkumuliert diese zu einer anekdotisch-assoziativen Autobiografie, erklärt Florian Kessler. Vieles, was Auster dafür "freundlich bis naiv" zusammenträgt, findet der Rezensent wenig erheblich, etwa die Süßigkeitenvorlieben des Autors als Kind oder wie oft er in seinem Leben von Brooklyn nach Manhattan gefahren ist - "fröhlichster Egozentrismus", wie er in Memoiren nun einmal üblich ist. Was Kessler dann aber doch ziemlich interessant findet, ist, dass hier ein völlig anderer Paul Auster auftritt als der verspielte Verrätselungskünstler aus seinen Romanen: "Der Selbstentwurf wird wehmütiger, weicher."
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