Peter Handke

Vor der Baumschattenwand nachts

Zeichen und Anflüge von der Peripherie, 2007-2015
Cover: Vor der Baumschattenwand nachts
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2016
ISBN 9783990270837
Gebunden, 424 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Kaum ein zweiter Autor hat in den letzten Jahrzehnten die Welt mit so viel Aufmerksamkeit angeschaut wie Peter Handke; und diese Aufmerksamkeit ist Wahrnehmung, die gelten lässt. Sie muss nicht mehr in Sprache übertragen werden, denn sie ist Sprache, der Blick ist das Wort, in dem das Gesehene sich tatsächlich wahrgenommen fühlt. In seinen Notiz- und Tagebüchern der Jahre nach der Jahrtausendwende hat Peter Handke sich zunehmend darauf eingelassen, seine Beobachtungen in aphoristischen Formulierungen zu bündeln, die für den Leser Anstöße in offenes Gelände sind, wo er im "Karawanenzug der Sätze" der Welt begegnet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.06.2016

Rezensent Franz Haas wird ganz feierlich zumute bei diesen Tagebucheintragungen Handkes. Es geht um Natur, Gott, Goethe, Tod, islamische Philosophen, katholische Rituale und "kulturelle Rangordnungen, auf die Handke offenbar großen Wert legt. Das alles in einer Sprache, die Haas ganz wunderbar findet. Offenbar besitzt Handke auch das "seelische Format", das seiner Ansicht nach Voraussetzung für einen meisterhaften Autor ist. Polemik gibt es hier nur selten, es findet sich sogar eine Distanzierung zu den umstrittenen Serbien-Zitaten Handkes. Das sollte jetzt auch mal das Nobelpreiskommittee zur Kenntnis nehmen, meint Haas.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2016

Der Titel, den Peter Handke für seine nun erschienenen Tagebuch-Notate aus den Jahre 2007 bis 2015 gewählt hat, mag ein wenig "prätentiös" sein, die hier versammelten Texte sind es keinesfalls, versichert Andreas Platthaus. Vielmehr liest der begeisterte Kritiker bildgewaltige, kluge und einfühlsame "Denkexerzitien", kaum Zeitkommentare, dafür umso mehr pantheistische Naturbeobachtungen, die ihm Handke als glaubensehnsüchtigen Menschen erscheinen lassen. Davon zeugen auch die zahlreichen Reflexionen über religiöse Themen, etwa Gedanken zur Bibel, dem Koran oder die wachsende Anzahl seiner elf Gebote, etwa: "Den Tolstoi in sich mobilisieren", informiert der Rezensent. Nicht zuletzt bewundert Platthaus Handkes Naturzeichnungen, denen er geradezu Feiningersche Qualität attestiert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.04.2016

Ina Hartwig ist gerührt: Mit dem Alter milde geworden erscheint ihr Peter Handke in diesen Aufzeichnungen. Vorbei die Wut (jedenfalls meistens), statt dessen sucht der Dichter Sanftheit und "Gereinigtheit", gern in der Kirche oder im eigenen Garten, denen er "lauter Stillleben" widmet, so die entzückte Kritikerin. Die Verbesserung des eigenen Selbst steht so im Vordergrund, dass der bei Paris lebende Handke sogar den islamistischen Terrorattacken kaum eine Zeile widmet. "Erstaunlich" findet das die Kritikerin, der Handkes Zug ins Enthaltsame alles in allem sehr imponiert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.04.2016

In Peter Handkes Aufzeichnungen aus den Jahren 2007 bis 2015 kann es vorkommen, dass ein Rotkehlchen "flaumt", das Wirkliche "wuchtet" oder die Zeit "skulpturiert", erklärt Rezensent Helmut Böttiger. Einmal mehr gibt er sich gern Handkes Zeilen, Reflexionen und Aphorismen hin, die den Krtiker in ihrer "spröden" Sentenzenhaftigkeit durchaus an den Goethe der "Wanderjahre" erinnern. Und doch bleiben die Worte des Dichters oft ironisch und luftig, auch wenn der späte Handke ein wenig ernsthafter erscheint, meint Böttiger. In diesem Band, in dessen Mittelpunkt das Schreiben steht, erlebt er Handke mal als Autor, der konzentriert und doch sanft nach Worten sucht, mal als polemischen Polterer gegen Kollegen und doch immer als Schreiber, der sich nicht um Peinlichkeiten oder Zuschreibungen der Literatur kümmere.
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