Peter Stamm

Wenn es dunkel wird

Erzählungen
Cover: Wenn es dunkel wird
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020
ISBN 9783100022264
Gebunden, 192 Seiten, 21,00 EUR

Klappentext

Peter Stamm erzählt uns in seinen Geschichten davon, wie sich die Welt verwandelt, wenn es dunkel wird.Georg geht bald in Rente. Im Büro wird er schon nicht mehr beachtet, zu Hause wartet kein Essen auf ihn. Er scheint sich langsam aufzulösen und ein namenloser Schrecken erfasst ihn.Sabrina ist geschmeichelt, als ein Künstler sie anspricht. Aber als sie sich zum ersten Mal als Kunstwerk sieht, schaudert sie. David möchte eine Bank überfallen. Eine Maske hat er schon dabei, eine Eichhörnchen-Maske. Er wird sie heute aber noch nicht benutzen. Er hat gehört, dass Bankräuber oft wochenlang alle Einzelheiten beobachten, bevor sie zuschlagen. Er beginnt zu lauern. Wir haben uns an die Welt gewöhnt, und plötzlich wird sie uns unheimlich. Was, wenn unsere Phantasien realer werden als die Wirklichkeit?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.11.2020

Mit Begeisterung liest Rezensent Christoph Schröder den Erzählband von Peter Stamm, der von Randgestalten der Gesellschaft erzählt und dabei auf der Grenze zwischen Realität und Imagination, zwischen Eigen- und Außenwahrnehmung wandle, so Schröder. Die düsteren Geschichten packen den Rezensenten mit ihren absurden Anklängen und der mystischen, nicht aber "effekthascherischen" Motivik. Auch die minimalistische und daher sehr offene Sprache lobt Schröder und ist beeindruckt davon, wie der Schweizer Autor die Wirklichkeit "unmerklich kippen" lasse und mit einer Art Traumwelt zu einer Grundstimmung des Unheimlichen verschmelze - eine "schwarze Romantik des Alltags", die den Rezensenten an E.T.A. Hoffmann erinnert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2020

Rezensent Paul Jandl räumt ein, dass nicht jede der hier versammelten Erzählungen von Peter Stamm von Güte ist, manche wirkt auf ihn nurmehr wie ein noch nicht ausgearbeiteter Einfall. Andere aber bestechen laut Jandl durch die "Klugheit des Schweigens" und die "Kunst der kurzen Sätze". Stamms Geschichten drehen sich laut Jandl um Menschen in Kippmomenten. Sie brechen aus, oder etwas Veränderndes bricht in ihr Leben ein, präzisiert er: Ein Mann geht seiner Familie verlustig, ein anderer wird plötzlich von seiner Umwelt nicht mehr wahrgenommen. Wie Stamm das "ohne zu viel zu erklären" arrangiert, scheint Jandl allemal lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2020

Martin Ebel lobt diese Erzählungen, die von oft übersehenen Menschen erzählen, die sich wegträumen und hier endlich das Unerhörte tun dürfen, was manch einer sonst nur denkt: der Bankangestellte darf den Überfall planen, der Nicht-Wahrgenommene fliegt vom Fensterbrett aus gleich ganz weg, der von seiner Frau übersehene Ehemann gibt sich per E-Mail als seinen Nebenbuhler aus. Dem gesellschaftlich herrschenden "Überflüssigmachen von Arbeitnehmern"  wird hier eine phantastische literarische Form gegeben, findet der beeindruckte Kritiker, und die Übersehenen werden gesehen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.10.2020

Peter Stamm "bohrt Wurmlöcher ins Alltägliche", schreibt Rezensentin Meike Feßmann über Stamms Erzählband "Wenn es dunkel wird". Am Ausgangspunkt seiner Geschichten scheint noch alles ganz normal und alltäglich, so Feßmann, mitunter leider auch etwas trivial. In den meisten Fällen eröffnet sich im Laufe der Erzählung jedoch eine Art magischer Tunnel, der sie aus der Alltäglichkeit hinaus in etwas Ungewohntes, Neues und Überraschendes führt. Da wird eine Winterlandschaft zum Wunderland, ein ruinierter Börsenspekulant taucht in Robinson Crusoes Abenteuer ein, eine Polizistin wird durch ihre Ermittlungen in die eigene Vergangenheit geführt, lesen wir. Besonders augenfällig wird Stamms erzählerisches Können jedoch, wenn sich aus den kleinsten Szenen ganze Gesellschaftsanalysen entfalten, lobt die Rezensentin. Hier zeige sich die literarische Meisterschaft des Autors.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.09.2020

Rezensent Jürgen Verdofsky ist beeindruckt von Peter Stamms neuen Erzählungen. Wie der Autor über unbestimmte Sinnsuche schreibt, Verluste und Veränderung, scheint ihm lesenswert, auch wenn nicht jeder Text im Band die Erzählhöhe halten kann, und mancher gar ins Triviale abrutscht, wie der Rezensent einräumt. Stamms Feinfühligkeit beim kunstvollen wie lakonischen Herauspräparieren "erstickter Wahrheiten" und "verschütteter Gefühle" findet Verdofsky jedenfalls beeindruckend, ob der Autor nun eine Silmulantin in einer Klinik beobachtet oder einen Anwalt, der sein Vermögen verliert.
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