Peter Waterhouse

(Krieg und Welt)

Cover: (Krieg und Welt)
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2006
ISBN 9783902497130
Gebunden, 672 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Immer wieder war der Vater fort, ohne Ankündigung und auf unbestimmte Zeit. Kehrte er dann wieder, erzählte er nichts. Einmal, er war für drei Wochen im Dschungel Malaysias gewesen, konnte er dem Kind nicht in die Augen schauen. An solchen Zeichen nur entzündeten sich Ahnungen. Es sind Nachkriegszeiten, und es ist Kriegszeit, die Zeit der Malaya Emergency; und die Arbeit in geheimer Mission schafft schwierige Bedingungen für Frau und Kind. Was bedeuten solche Ungewissheiten, Lücken für Versuche der Rekonstruktion? Wie denkt man in der Folge über Abwesenheit/Anwesenheit (tot/lebendig) nach? Und wie schlägt sich das in der literarischen Form nieder? Wo ist die Welt? Was ist die Welt? Das Kind entwickelt Antennen für Verborgenes - sie sind es auch, die das Erzählen leiten: Bei frühesten Eindrücken setzt der Erzähler an, bei Beobachtungen des vier-, fünfjährigen Kindes, die noch nicht von Kategorien überformt sind. Ihnen spürt er nach, sie setzt er in Verbindung zu später Gehörtem, Gesehenem, Gelesenem, sie übersetzt er. Geleitet von den Begriffen Traum und Verwandlung lässt er Leben und Tod ineinander gleiten, Annäherung und Verrat, Sprache und Aufdeckung, Geheimnis und Klang. Dabei entsteht fast eine Biografie, der Grundriss der eigenen Poetik und eine aus alten Festlegungen befreite Ordnung der Welt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.02.2007

Offenbar stark unter dem Eindruck der Lektüre schreibt Guido Graf seine Kritik zu Peter Waterhouses "(Krieg und Welt)". Was er dem Buch an Rätselhaftigkeit zuschreibt, kann auch für seine Rezension gelten, in der er die um Erinnerung, Tod, Verlust und Sprache kreisenden Gedanken des Autors nachzeichnet. Waterhouse erinnert sich darin an seinen Vater, einen britischen Geheimdienstoffizier, und den Verlust der Mutter seiner Kinder, wobei er der "Form der Erinnerung" mehr Bedeutung zuschreibt als den Ergebnissen dieses Erinnerns, erklärt Graf. Trotz der für den Leser dieser Kritik etwas kryptisch bleibenden Auslassungen preist der Rezensent das Buch für seine Transparenz und Eigensinnigkeit und demonstriert dabei, wie der Band ihn bis in die eigenen Formulierungen hinein beeindruckt hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.01.2007

Für Rezensent Michael Buselmeier ist dieses "vielstimmige" und gattungssprengende Werk das literarische Hauptwerk des Wiener Autors Peter Waterhouse geworden. Buselmeier zufolge handelt es sich um einen "halb(auto)biografischen Roman mit eingestreuten Gedichten" und ein halb essayistisches Buch. Als Referenzgröße fällt ihm in der Literaturgeschichte eigentlich nur noch Novalis? Buch "Heinrich von Ofterdingen" ein. Existenzieller Faden des Buchs sei der Tod, sein Ausgangs- und Mittelpunkt der Vater des Erzählers, der lange Offizier für den britischen Geheimdienst gewesen sei. Daher sei der Sohn stets auf Ahnungen angewiesen gewesen und versuche nun in diesem Buch auch, die Eindrücke und Vaterbilder zu rekonstruieren. Zu diesem Zweck kommen Buselmeier zufolge Saussures Sprachtheorien ebenso zum Einsatz, wie die poetologischen Konzepte der Romantik von der Romantisierung der Welt. Nicht immer scheint das Buch den Gesetzen der Verständlichkeit zu folgen. Oft spinnt sich der Text Buselmeiers Beschreibung zufolge nur in "hermetischen Reflexionen" und "privatem unverständlichen Murmeln" fort. Trotzdem erreicht Waterhouse immer wieder eine existenzielle Tiefe, die dem Rezensenten sehr nahe geht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2006

Als "triumphalen Schlag gegen alle verstaubte Väterliteratur" feiert Rezensent Paul Jandl Peter Waterhouses Opus Magnum, das er auch als "poetologischen Essay" und episches Gedicht gelesen hat. Zuallererst bemerkt Jandl das Interesse des Autors an der Sprache. Fasziniert folgt er dann den "subtilen Linien", die dieser Autor zwischen Wirklichkeit und Fiktion, an den Grenzen von Sprache und Sprachregelungen zieht, zwischen privater "Geschichtenschreibung" und offizieller Geschichtsschreibung. Im Zentrum sieht der Rezensent Waterhouses oft abwesenden und geheimnisumwitterten Vater, einen britischen Geheimdienstagenten, dem er mit seinem Buch ein Denkmal setzten würde. Immer spürt der Rezensent in diesem vom Autor "trotzig" nicht als Roman bezeichneten Buch den Krieg und Tod im Hintergrund wirken und seine Spur in den Jahrzehnten durch Kinderspiele, aber auch offizielle Quellen ziehen.
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