Jean-Pierre Abraham

Der Leuchtturm

Cover: Der Leuchtturm
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2010
ISBN 9783902497741
Gebunden, 160 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ingeborg Waldinger. Dieses Buch berichtet vom Leben auf einem Leuchtturm in den sechziger Jahren, also in einer Zeit, als die Feuer der Leuchttürme noch von Männern bedient werden mussten, die sich ein Leben zutrauten, in dem es außer den regelmäßigen Verrichtungen im Turm keine andere Abwechslung gab als das Wetter, die Vögel und die eigenen Gedanken, drei 'Dinge' also, die dazu neigen, unter den gegebenen Umständen trotz aller Varianten wie das Immergleiche zu wirken.
Armen ist bretonisch und heißt 'der Stein'; es ist der Name des am weitesten in den Atlantik hinaus gesetzten Leuchtturms der ganzen Bretagne. Dort hat Jean-Pierre Abraham drei Jahre lang als Wärter gearbeitet, zwar alle paar Wochen von einem Landgang unterbrochen - wenn das Wetter das Festmachen eines Küstenbootes zuließ -, ansonsten aber dem Toben des Meeres überlassen, bisweilen dem knappen Dialog mit einem Kollegen und zumeist dem eigenen Brüten und Sinnen, unterbrochen von den praktischen Arbeiten, dem Feuern, Reparieren, Putzen, Kochen und, in seinem Fall, Aufschreiben von Tagesnotizen - auch das eine Art Arbeit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.03.2011

Das Leuchtturm-Tagebuch, das Jean-Pierre Abraham 1967 in Frankreich bekannt machte, liegt jetzt zu Georg Renöckls Freude endlich auf Deutsch vor und es hat in seinen Augen nichts von seiner Ausstrahlung verloren. Der spätere Schriftsteller war zwischen 1959 und 1964 Wärter auf einem Leuchtturm eines häufig überfluteten Felsens im Atlantik, das vorliegende Tagebuch versammelt Aufzeichnungen zwischen November und Mai eines nicht benannten Jahres, lässt der Rezensent wissen. Die bedrückende Atmosphäre, die im Tagebuch vorherrscht, hat ihn offensichtlich gebannt, und er bewundert, wie der Autor aus diesem einsamen und äußerlich recht ereignislosen Leben eine derart fesselnde Spannung aufzubauen weiß. Dabei findet der Rezensent bemerkenswert, wie viel in den Notaten Allgemeingültigkeit beanspruchen kann und lobt ihre aphoristische Dichte. Viel von der Wirkung dieses Buches spricht er auch der in seinen Augen sehr gelungenen Übersetzung ins Deutsche durch Ingeborg Waldinger zu.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.11.2010

Ein beeindruckendes Dokument des Rückzugs und des Sichaussetzens hat Matthias Weichelt gelesen, das Tosen des Windes und des Meeres bleibt ihm noch lange im Ohr. Das erstmals 1967 erschienene, nun in "einfühlsamer" deutscher Übersetzung vorliegende Buch des Leuchtturmwärters und Schriftstellers Jean-Pierre Abraham lehrt den Rezensenten das Fürchten, den Respekt vor den Elementen, aber auch die "gnadenlose Schönheit des Meeres", die Geduld, das Warten auf den entscheidenden Augenblick der Inspiration in der Klausur im Turm, die Wege des Werdens beziehungsweise der Selbstfindung eines Schriftstellers. Wobei das Innen und das Außen, Meer und Satz einander zu spiegeln scheinen, wie Weichelt feststellt. Dass die Aufzeichnungen auch das Scheitern nicht verbergen, der Auslöschung der Erinnerung, hält er für groß.
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