Petra Gehring

Traum und Wirklichkeit

Zur Geschichte einer Unterscheidung
Cover: Traum und Wirklichkeit
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783593387352
Kartoniert, 280 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Was ist »geträumt« und was ist »wirklich«? Seit jeher beschäftigt der Traum unser Denken. Er fasziniert und erscheint doch als zutiefst fremd: etwas Andersartiges, Unwirkliches. Was aber ist es, das den Traum von der Wirklichkeit unterscheidet? Schon in der Antike gabes Erklärungen dafür, warum wir träumen und was den Zustand des Träumens von dem des Wachens abgrenzt. Um dieses Verhältnis von Traum und Wachwirklichkeit zueinander geht es hier und damit um eine elementare Unterscheidung, wie sie in der Philosophie und anderen Wissenschaften getroffen wurde. Petra Gehring führt uns dabei von der griechischen Antike über das Mittelalter und die frühe Neuzeit in das Zeitalter der Aufklärung, von der Romantik über die Psychoanalyse bis zur modernen Hirnforschung. Dabei leistet sie mehr als eine faszinierende Rückschau auf die wechselnden Traumtheorien. Ihre philosophische Geschichte der Unterscheidung von »geträumt« und »wirklich« untergräbt unsere oft allzu selbstverständliche Auffassung von »Wirklichkeit«.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.12.2008

Als herausragend feiert Rezensent Lutger Lütkehaus diese ”umsichtige und überaus besonnene Untersuchung” über den Traum, die er auch als ”Entdeckungsgeschichte des Unbewussten” gelesen hat. Gleichzeitig bescheinigt er der Darmstädter Philosophieprofessorin Petra Gehring und ihrem Buch ”beeindruckende Gelehrsamkeit”, ”Intelligenz und sprachliche Prägnanz”. Auch nimmt er dankbar zur Kenntnis, dass sich das Buch nicht am aktuellen ”Freud-bashing” beteiligt, sondern daran erinnert, dass Sigmund Freud sich ursprünglich als Philosoph verstanden habe und dies auch als Analytiker geblieben sei. Im Fall von Gehrings Untersuchung zum Traum habe diese Orientierung eine weit getriebene Deutungsskepsis zur Folge - also den Befund, dass Träume niemals zugänglich seien, weder beim Erwachen noch auf der Couch, weshalb im Zentrum des Buch die Unterscheidung zwischen Traum und Wirklichkeit stehe. Zwar hat der Rezensent vereinzelte Einwände, empfindet aber den vor der Folie des Wirklichen beschriebenen Traum als ”authentische, erfahrbare Erfahrung” eine Entdeckung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.10.2008

Letztlich scheitert die Abhandlung der in Darmstadt lehrenden Philosophin Petra Gehring an der Vielzahl der Variablen, nämlich Traum und Wirklichkeit sowie Geschichte und Unterscheidung, die miteinander in Beziehung gesetzt werden sollen, erläutert Thomas Meyer. Die Frage nach der Diskrepanz zwischen Traum und Wirklichkeit ist zwar richtig gestellt, da die Autorin die Begriffe aber nicht festschreibt, sondern sie als sich in der Geschichte wandelnde Bedeutungsträger annimmt, entsteht lediglich eine "kreuzbrave Ideengeschichte?von der Antike bis Heute", die darüber hinaus die Unterscheidungen nur vorträgt, anstatt sie selbst zum Gegenstand zu machen. So bleiben die Kapitel in den Augen des Rezensenten unverbunden wie Vorlesungseinheiten nebeneinander stehen und ergeben keine Systematik, die sich an der "hochproblematischen Minimalbestimmung" der philosophischen "Was ist?"-Frage, die sich die Autorin selbst vorgelegt hat, orientieren könnte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2008

In seiner Besprechung zu Christoph Türckes "Philosophie des Traums" kommt Rezensent Oliver Pfohlmann auch kurz auf Petra Gehrings "Traum und Wirklichkeit" zu sprechen, das er quasi als eine Geschichte der Traumtheorien gelesen hat. Gelernt hat er dabei, dass mit der Erklärung von Träumen immer auch die Erklärung der Wirklichkeit verbunden war. Auch die Unterscheidung zwischen beiden entwickelte sich erst mit der Zeit heraus: Für die Griechen bestand noch eine Einheit zwischen beiden, Träume wurden als Botschaften der Götter gedeutet, erst Descartes degradierte sie zur Illusion. Sehr erhellend findet Pfohlmann diese Studie der Darmstädter Philosophin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2008

Eingenommen zeigt sich Helmut Mayer von Petra Gehrings Buch über die Unterscheidung von "Traum und Wirklichkeit" im westlichen Denken. Begeistert folgt er der Philosophin auf ihrer Reise durch Traumtheorien von der Antike bis heute, die im Blick auf ihre Verhältnisbestimmung von Traum und Wirklichkeit unter die Lupe genommen werden. Neben Gehrings erhellenden Blick auf Traumtheorien von Denkern wie Platon und Aristoteles, Descartes, Schopenhauer und Freud, Lacan, Marcuse, Deleuze, Guattari hebt er ihre Skizzierung der künstlerischen, populärpsychologischen und popkulturellen Konjunktur des Traum sowie der empirischen Erforschung des Traums im Schlaflabor hervor. Deutlich wird für ihn immer wieder, "warum man aus den Theorien des Traums immer auch etwas über die Wirklichkeit lernt." Sein Fazit: ein ebenso "hinreißendes" wie "anregendes" Buch.
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