Philipp Melanchthon

Melanchthons Briefwechsel

Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Pflichtfortsetzung. Regesten Band 9: Addenda und Konkordanzen
Cover: Melanchthons Briefwechsel
Frommann-Holzboog Verlag, Stuttgart - Bad Cannstett 1998
ISBN 9783772819728
Gebunden, 403 Seiten, 233,15 EUR

Klappentext

Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben von Heinz Scheible. Bearbeitung von Heinz Scheible und Walter Thüringer.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.02.2006

Selbst Kenner gerieten hier ins Staunen, schwärmt Rezensentin Isabelle Deflers, mit wem alles Melanchthon korrespondiert habe. Von den insgesamt projektierten 30 Bänden mit 9722 Briefen umfassten die vorliegenden Bände den Zeitraum von 1531 bis 1535. Sowohl die Briefe als auch die gleichfalls enthaltenen Gutachten, so die Rezensentin, zeigten einen stets lebendigen, menschlichen und pragmatischen Melanchthon, der in seinen theologisch-politischen Urteilen eigentlich "niemals" Gnade vor Recht hat ergehen lassen. Selbst im kniffligen Falle Heinrichs VIII. pläiderte Melanchthon nicht für den Kompromiss, weil er Heinrichs Frau vor der Scheidung bewahren wollte, sondern um der gesellschaftlichen Ruhe und Ordnung willen. Nicht weniger konsequent gnadenlos sei auch Melanchthons Briefwechsel mit dem Münsteraner Täufer Bernhard Rothmann, der sich in theologischen Fragen wie der Kindstaufe als unbelehrbar erwies, und erst von Melanchthon den freundlichen Gruß und später von der Exekutive das Leben entzogen bekam. Ein Recht auf Widerstand gegen die Obrigkeit haben sowohl Luther wie auch Melanchthon immer als Teufelswerk betrachtet, wobei Melanchthon sich genötigt sah, im Falle seines Landesfürsten gegenüber dem Kaiser eine kleine Ausnahme auszuhecken. Zur Qualität der Edition gibt die Rezensentin nur einen knappen aber völlig ausreichenden Hinweis: "vorbildlich".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2001

Beat R. Jenny widmet sich sachkundig und kritisch den abschließenden Ausgaben von Melanchthons mehrbändigem Briefwechsel. Bei der Herausgabe sei man 3-stufig vorgegangen: 1. die Regesten (Urkundenverzeichnisse), 2. Texte, 3. Kommentar, was der Rezensent "bahnbrechend" findet.
1) Melanchthons Briefwechsel. Regesten Band 9
Nach Jenny ist der Band 9 der Regesten "für die Forschung unentbehrlich" - er beinhaltet u.a. ungenau datierte Briefe, etliche Neufunde sowie Berichtigungen zu den Regesten, die "auch die jüngsten Forschungsergebnisse" berücksichtigen. Dank der chronologischen Anordnung könne man Melanchthons Lebensweg und Wirkungskreis gut nachvollziehen und es fänden sich sogar gelegentlich "köstliche Kuriosa".
2) Melanchthons Briefwechsel. Regesten Band 10
Im Gegensatz dazu habe man beim Band 10 zuviel Aufwand mit Unwesentlichem getrieben, nämlich einem Itinerar und einem Ortsregister, bei dem sich Angaben zum Teil überflüssigerweise überschnitten. Der Rezensent fragt, worin dessen "wissenschaftlicher Wert liege". Für wesentlicher hielte er das bereits 1977 angekündigte Personenregister.
3) Melanchthons Briefwechsel. Texte Band 3: 521-858 (1527-1529)
Im Textband 3 (Briefe zwischen 1527 und 1529), der eigentlichen letztjährigen Neuerscheinung, lege Herausgeber Richard Wetzel jedoch "erneut eine Probe bewundernswerter briefeditorischer Akribie vor, wie sie bisher für das 16. Jahrhundert wohl noch nie realisiert wurde". Interessant findet Jenny - besonders aus Schweizer Sicht - vor allem den "fugenlosen Schulterschluss" Melanchthons mit Luther und die gleichzeitige "verachtungsvolle Abwendung" von Erasmus, der als Wegbereiter des Zwinglianismus erkannt wurde. So schrieb Melanchthon, "er würde lieber sterben als zusehen zu müssen, wie die Anhänger Luthers von Zwinglis Lehre angesteckt werden", erzählt Jenny. Genau solche Äußerungen seien später von "Erzlutheranern" gegen Melanchthon selbst gewendet worden. Die Briefe im 3. Band zeigten daher oft auch einen Mann, der der "Amtsgeschäfte" reichlich überdrüssig geworden sei.