Rabindranath Tagore

Das Goldene Boot

Lyrik, Prosa, Dramen
Cover: Das Goldene Boot
Artemis und Winkler Verlag, Düsseldorf 2005
ISBN 9783538069886
Gebunden, 672 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Bengalischen von Rahul Peter Das, Alokeranjan Dasgupta, Hans Harder, Martin Kämpchen und Lothar Lutze. Herausgegeben von Martin Kämpchen. Für den Gedichtband "Gitanjali" (Liedopfer) erhielt Rabindranath Tagore 1913 als erster Schriftsteller außerhalb des westlichen Kulturkreises den Nobelpreis für Literatur und wurde weltweit geehrt und gefeiert. In Deutschland brach in den darauf folgenden zwei Jahrzehnten eine wahre Tagore-Euphorie aus. Man sah in dem Freund und Vertrauten Mahatma Gandhis einen Vorkämpfer für politische und religiöse Toleranz und den Verkünder eines erneuerten politischen Lebens. Seine Werke wurden aus dem Englischen übersetzt und avancierten zu Bestsellern. In seinem Heimatland Bengalen gilt Tagore bis heute als Aufklärer und Schöpfer der modernen bengalischen Literatur. Diese Ausgabe präsentiert den Schriftsteller in all seinen Facetten als Autor von Weltrang. Sämtliche Gedichte, Lieder, Erzählungen, Dramen, Essays, Briefe wurden aus den Originalsprachen Bengalisch und Englisch übersetzt. Erstmals erscheinen auf Deutsch Tagores Gespräche mit Albert Einstein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.06.2006

Elmar Schenkel begrüßt den Ikonoklasmus dieser Werkauswahl. Der nunmehr dritte Anlauf zur Befreiung Rabindranath Tagores von schwüler Exotik scheint ihm gelungen. Das liegt für ihn zum einen an dem "breiten Querschnitt", den der Herausgeber Martin Kämpchen mit Lyrik, Prosa, Dramen und vermischten Texten Tagores anbietet, zum anderen stößt Schenkel, vermittelt durch den Bezug auf bengalische Originaltexte, auf "besondere Konturen", auf einen "vielseitigen Geist und Poeten", der mit einem neu zu entdeckenden "Realismus und Lakonismus" auch für heutige Leser interessant ist. Schenkel begegnet Kafkaeskem genauso wie surrealistischen Figurenkonstellationen und empfindet den indischen Altmeister als "viel weniger romantisch" als in den alten Übersetzungen, den Band aber als Windstoß im "esoterisch-akademischen" Dialogdunst.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.06.2006

In seiner umfangreichen Besprechung beschäftigt sich der Rezensent Peter Schreiner weniger mit Tagores Werk als mit dem Zugang, den die vorliegende Anthologie darauf eröffnet. Lobenswert erscheint dem Rezensenten dabei zum einen die chronologische Anordnung, die es dem Leser ermöglicht, jede Gattung, jede Lebensepoche innerhalb des Gesamtwerkes "im Lichte der anderen" zu lesen und dadurch neu zu entdecken - dadurch verringere sich insbesondere, und glücklicherweise, die "Kluft" zwischen dem "klassischen" Tagore und dem "anderen" Tagore des Alterswerkes. Ebenfalls lobenswert findet der Rezensent, dass die ursprünglich auf Bengali verfassten Texte direkt - ohne den bisherigen Umweg über das Englische - ins Deutsche übersetzt wurden. Neben dem "gehaltvollen" Anhang wird auch die editorische Leistung von Martin Kämpchen vom Rezensenten herausgestrichen, der sich auch als wortgetreuer Übersetzer der frühen Lyrik verdient macht und durch seine präzisen übersetzerischen Anmerkungen dem Leser immer vor Augen führt, wo er steht, und ihm dadurch Lust aufs Original macht. Allein die "literarische Würdigung" im Anhang hätte angesichts des expliziten Anspruchs, Weltliteratur zugänglich zu machen, nach Ansicht des Rezensenten "etwas umfassender, kritisch relativierend" sein können. Insgesamt jedoch macht der Band seinem Titel alle Ehre, befindet der Rezensent. In der Tat ist das "goldene Boot" eine Metapher Tagores für das, was der Mensch an die Gesellschaft als Werk weitergibt, und das er nicht festhalten, sondern loslassen sollte. Und genau so begreift der Rezensent dieses Buch: als großzügige Gabe, der hoffentlich ein gutes Schicksal beschieden ist.