Rachel Yoder

Nightbitch

Roman
Cover: Nightbitch
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2023
ISBN 9783608986877
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Eva Bonné. Eine Galeristin tauscht ihr aufregendes Berufsleben gegen den eintönigen und überfordernden Job als Vollzeitmutter. Doch der Drang, ihr Leben mit Kind gegen jede Konvention ungezähmt und frei zu gestalten, wird immer stärker - bis sich eine völlig neue Identität Bahn bricht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.10.2023

Viele Bücher wurden über das Thema Mutterschaft geschrieben, findet Rezensentin Verena Harzer, aber keines vermag "die alles verschlingende Unglaublichkeit" der Mutterrolle so darzustellen wie Rachel Yoders "Nightbitch". Anfangs lesen wir noch von einer Frau, die ihr Berufsleben aufgibt, um eine perfekte Mutter zu sein. Schnell stellt sich aber heraus, dass es immer Mütter geben wird, die besser sind als sie, resümiert Harzer. Daraufhin verwandelt sich die Mutter Nacht für Nacht in ein "Mutter-Hund-Wesen" und geht ihren animalischen Trieben nach, kauft ihrem Kind eine Leine und lässt es im Hundebett schlafen - und fühlt sich dabei so gut wie noch nie, staunt Harzer. Ihm imponieren die grotesken Momente, die diesem Szenario zugrunde liegen und in denen die Wut einer Mutter dargestellt wird. Ein Buch, dass Mutterschaft als "utopisches Potenzial" neu definiert, schließt der beeindruckte Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.09.2023

Eine Frau und ihr intimes Verhältnis zum Nicht-Menschlichen - das Motiv ist nicht neu, weiß Rezensentin Marie-Luise Goldmann. Da wären Marian Engels "Bär", Clarissa Pinkola Estés "Die Wolfsfrau" oder auch "Die Vegetarierin" von der koreanischen Autorin Han Kang. Mal hat die Frau eine nahezu liebevolle, sogar sexuelle Beziehung zum Tier, mal wird sie zur Pflanze, und mal zum Tier, wie in Rachel Yoders Version des Topos. Doch Yoders besonderer Witz, ihre Fähigkeit Spannung aufzubauen und zu halten, ihr authentischer Gebrauch von Umgangssprache, und die direkte Art, wie sie den Konflikt darstellt - "blutig und offen" - zwischen dem Streben nach Selbstverwirklichung und dem Bedürfnis nach Nähe zum eigenen Kind - diese Qualitäten machen "Nightbitch" zu einem starken und eigenen Buch über Mutterschaft. Dass für Goldmann unklar bleibt, ob die Verwandlung der Protagonistin in eine Hündin nun für eine aufgezwungene Tierhaftigkeit bzw. Unkultiviertheit der Frau in der Mutterrolle steht oder für eine Befreiung aus der gesellschaftlichen Zähmung, das kann ihrer hohen Meinung von diesem Buch nichts anhaben.