Rainer Guldin

Philosophieren zwischen den Sprachen

Vilem Flussers Werk. Roman
Cover:  Philosophieren zwischen den Sprachen
Wilhelm Fink Verlag, München 2005
ISBN 9783770540983
Kartoniert, 386 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Flussers Schriften begründen eine andere Art zu denken: ein polyglottes Philosophieren zwischen unterschiedlichen Sprach- und Diskurswelten. Sein Werk ist jedoch, vor allem in Deutschland, von einem einseitig medientheoretischen Standpunkt aus rezipiert worden. Der Erfolg von Internet und den Neuen Kommunikationstechnologien in den frühen 90er Jahren hat sein deutschsprachiges Spätwerk zwar berühmt gemacht, dadurch aber auch eine Rezeption anderer Facetten seines Oeuvres erfolgreich verhindert. So gilt es, unterschiedliche Persönlichkeiten in Flusser noch zu entdecken: den Essayisten, Kulturanthropologen, Phänomenologen, Ironiker und Fabelnerzähler. In dieser ersten Gesamtdarstellung begegnet Guldin der voreiligen medientheoretischen Kanonisierung, die einer Zähmung von Flussers unkonventionellem Denkstil gleichkommt, mit einer Neulektüre. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema der Übersetzung, das für Flussers Leben, sein Philosophieren und seine schriftstellerische Praxis von zentraler Bedeutung war.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2005

Mit einem Immerhin beschließt Ralf Konersmann seine Rezension von Rainer Guldins Beschäftigung mit dem Werk Vilem Flussers, "Philosophieren zwischen den Sprachen". Immerhin liegt nun, das findet Konersmann in jedem Fall begrüßenswert, alles über Flusser vor, was man wissen muss, um das zu erledigen, was Guldin leider schuldig bleibt: Flussers Denken in den Kontext des 20. Jahrhunderts zu stellen und seine "Belastungsfähigkeit zu erproben". Denn Guldin bekommt vom Rezensenten zwar gute Fleißnoten; "enorme Textmassen" in brasilianischem Portugiesisch, Französisch und Deutsch hat Guldin bewältigt, um "die Genese einer gedanklichen Welt" nachzuzeichnen: Indem Flusser die Grenzen zwischen "Deskription, Epistomologie und Autobiografie" einriss, trachtete er danach, die "Einheit von Leben und Werk zu bewahren". Durch seine Sorgfalt möchte der Autor Flusser vom Ruch des "alerten Medienphilosophen" befreien. Auch mit Kritik, stellt Konersmann klar, geizt Guldin nicht; "Rezeptionslücken" und "argumentative Verkürzungen" werden genau aufgezeigt. Aber, und das ist der große Einwand, der im Immerhin mündet: Konersmann ist sehr im Zweifel, ob diese immanente Methode taugt, uns "das Denken des Philosophen näher zu bringen". Es fehlt Konersmann die Kontextualisierung, die das kritische Geschäft erst auf eine tragfähige Grundlage gestellt hätte. Aber immerhin.
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