Ralph Bollmann

Angela Merkel

Die Kanzlerin und ihre Zeit
Cover: Angela Merkel
C.H. Beck Verlag, München 2021
ISBN 9783406741111
Gebunden, 800 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Mit Angela Merkel zog 2005 erstmals eine Frau und ehemalige Bürgerin der DDR ins Kanzleramt ein. Aus "Kohls Mädchen", der Ministerin und Generalsekretärin der CDU, wurde nun die beliebteste deutsche Politikerin und eine der mächtigsten Frauen der Welt. Ralph Bollmann zeichnet in seiner grundlegenden Biografie den Lebensweg Merkels nach und erzählt mit kritischer Sympathie die Geschichte ihrer Kanzlerschaft, die von der Finanzkrise über die Flüchtlingskrise bis zur Covid 19-Pandemie enorme Anforderungen an sie stellen sollte. Sein glänzend geschriebenes Buch zeigt uns eine außergewöhnliche Frau im Zentrum der Macht, deren Politik ein ganzes Zeitalter entscheidend geprägt hat.
In der Regierungszeit von Angela Merkel begannen sich Gewissheiten aufzulösen. Die vertraute Weltordnung der Nachkriegszeit verschwand, eine neue Unsicherheit trat an ihre Stelle, zuletzt in der Corona-Krise sogar bis in den Alltag der Menschen hinein. Durch die Erfahrung des Systembruchs von 1989/90 war die ostdeutsche Politikerin darauf besser vorbereitet als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. Sie wurde nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil sie von den veränderungsunlustigen Deutschen alle Zumutungen konsequent fernhielt. Doch mit der Flüchtlingsdebatte endete diese Harmonie. Merkel konnte und wollte Deutschland nicht länger von den Weltläufen abschirmen und polarisierte selbst im Konflikt zwischen nationaler Abwehr und Weltoffenheit. Ralph Bollmanns Biografie ist nicht nur ein fesselndes Lesevergnügen, sondern auch eine eindrucksvolle Geschichte Deutschlands und Europas seit der Wende.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.08.2021

Rezensent Stefan Reinecke findet die zurückhaltende Nüchternheit, mit der Ralph Bollmann Angela Merkel porträtiert, angemessen und produktiv. Denn in der Darstellung, die auf Kommentare weitgehend verzichtet, würden gewisse rote Fäden und innere Spannungen in Merkels Leben und Regieren ganz von selbst augenfällig, findet Reinecke - so etwa die deutliche DDR-Prägung, die Merkels auch fehlbare Marktgläubigkeit erkläre, oder die taktische Klugheit bei gleichzeitigem strategischem Versagen. Auch korrigierend fungiere Bollmanns Darstellung, beispielsweise in Bezug auf den Atomausstieg oder auf das Bild Merkels als "heimliche Sozialdemokratin", lobt Reinecke. Keine "Hagiografie", sondern eine bedachte Beschreibung und Analyse der Kanzlerschaft, die Standards für die Merkel-Forschung setzt, schließt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.07.2021

SZ-Politikchef Stefan Kornelius bespricht ein wenig uneindeutig die Merkel-Biografie seines FAS-Kollegen Ralph Bollmann. Das Timing ihrer Veröffentlichung sei hervorragend, bemerkt Kornelius, auf wenn die Archive noch verschlossen sind und sich Angela Merkels Kanzlerschaft nicht gesetzt habe, und die 800 Seiten sollen Kornelius zufolge genau das richtige Maß halten zwischen Kürze und Präzision. Auch wenn Bollmann als Historiker und Journalist alle relevanten Episoden, Anekdoten, Zitaten aus Merkels politischer Laufbahn zusammenträgt, lobt Kornelius die wohltuende Sachlichkeit. Am Ende fehlt dem Rezensenten vielleicht ein wenig Deutung zu Merkels Person und ihrer Kanzlerschaft. Nicht einverstanden ist er mit der Einschätzung, dass Merkel angesichts ihres früh verkündeten Regierungsendes wirklich an Macht verloren hat.
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