Reif Larsen

Die Karte meiner Träume

Roman
Cover: Die Karte meiner Träume
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100448118
Gebunden, 447 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Manfred Allie und Gabriele Kempf-Allie. T. S. Spivet ist zwölf Jahre alt und ein genialer Kartograf. Denn er weiß genau, dass nichts von Dauer ist. Der Whiskykonsum seines Vaters wird ebenso in Diagrammen festgehalten wie die Anatomie von Glühwürmchen. Inmitten seiner merkwürdigen Familie lebt er auf einer Ranch in einem flachen Tal in Montana. Und eines Nachts begibt sich T.S. auf die Reise nach Washington und damit in ein unglaubliches Abenteuer.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.2010

Die Anlage des Buches als explodierter Hypertext mit Karten, Fotos, Diagrammen und Text-Marginalien macht unserem Rezensenten nicht nur Spaß. Oft fragt sich Thomas Leuchtenmüller sogar, ob das Hin-und-her beim Lesen und Schauen in diesem schweren, großformatigen Wälzer nicht einfach nur müde macht. Zum Glück ist da auch noch die Story um einen zwölfjährigen Nachwuchskartografen auf einem Hobo-Trip durch die USA. Und hier zeigt der Autor Reif Larsen dem Rezensenten, was er kann. Amerikanische Mythen gegen den Strich bürsten zum Beispiel oder den Wissenschaftsbetrieb satirisch abbilden. Aber auch der glaubwürdige kindliche Blick aufs Menschsein hat Leuchtenmüller bewegt. Wie Larsen sich augenzwinkernd im Fundus von Fabel, Bildungs-, Abenteuer- und Jugendroman bedient, findet er gleichfalls imposant. Fazit des Rezensenten: Das Thema Wissensvermittlung kommt bei diesem Autor legerer rüber als bei "uns Kehlmann".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2009

"Ein solches Buch hat es noch nicht gegeben", schwärmt Thomas Steinfeld gleich im ersten Satz  seiner Rezension. Was dann folgt, ist eine beinahe uneingeschränkte Lobrede auf den Debütroman Reif Larsens, dessen Stil Steinfeld denn auch an niemand Geringeres als Mark Twain und Henry James erinnert. Sicher könnte man die Reise des zwölfjährigen Tecumseh Sparrow Pivet auf den ersten Blick als "altmodisch" und "ein wenig albern" bezeichnen, so Steinfeld, doch für ihn hat das Buch einen hohen Grad an Glaubwürdigkeit. Und diese macht der Rezensent an der augenfälligsten Eigenheit dieses Buches fest: den Zeichnungen und Karten. Beinahe auf jeder Seite lassen sich die Zeichenkünste des Romanhelden bewundern, so dass man beim Wechsel zwischen Text, Bild und Kommentar eher an den Besuch einer Ausstellung als an die Lektüre eines Fließtextes erinnert ist, wie Steinfeld bemerkt. "Unterhaltsam, rührend, ja betörend" ist schließlich das Fazit von Steinfeld, an dem auch das weniger ästhetische Ende des Romans nichts ändern kann.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2009

Nach anfänglichem Interesse an dem altklugen jugendlichen Helden von Reif Larsens Debütroman "Die Karten meiner Träume" macht sich bei Rezensent Tobias Döring Überdruss bemerkbar. Der 1980 geborene amerikanische Autor, der an der Columbia Creative Writing School studiert hat, lässt  einen Zwölfjährigen, der über ein gerade enzyklopädisches Wissen und Interesse verfügt, durch ganz Amerika reisen, weil er einen hochdotierten Preis für seine kartografischen Fähigkeiten entgegennehmen soll, fasst der Rezensent zusammen. Der Autor lässt verrückte Dialoge mit Lokomotiven, die den Jungen nach seiner Haltung zu Jean-Jacques Rousseau befragen, und überhaupt jede Menge schräge und skurrile Ereignisse und Exkurse einfließen, stellt der Rezensent fest. Als wäre dies alles noch nicht genug, erscheinen auf jeder Seite Karten, Zeichnungen, Randbemerkungen und Abschweifungen, die die Geschichte ziemlich ausufern lassen. Für Döring riecht das Ganze irgendwann nur noch nach allzu bemühter Originalität, die er zunehmend enervierend findet. Dass dann, nachdem man den frühreifen Jungen als Genie in den Talkshows gefeiert hat, auch noch ein wüstes Verschwörungsszenario zutage tritt, macht den Rezensenten noch unzufriedener. Allerdings weist er ausdrücklich auf die großartige Leistung der beiden Übersetzer hin, was aber den Roman in seinen Augen nicht retten kann.
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