Reiner Kunze

die stunde mit dir selbst

Gedichte
Cover: die stunde mit dir selbst
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783103973761
Gebunden, 72 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Zehn Jahre nach "Lindennacht" erscheinen neue Gedichte von Reiner Kunze. In poetischen Bildern lässt er die Leser teilhaben an dem, was ihn beglückt oder erschüttert. Wohin es ihn in der Welt auch verschlägt, sei es nach Helsinki, Czernowitz und Kiew - man erfährt niemals nur, was er sieht, sondern stets auch, was in ihm geschieht. Entschieden bezieht er Position gegen Gewalt, Verrohung und gegen das Vergessen. Ein besonderer Charakterzug der Gedichte ist Behutsamkeit. Mit großer Zartheit spricht Reiner Kunze vom Alter und vom Abschiednehmen. "Verneigt vor alten bäumen euch, / und grüßt mir alles schöne."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.08.2018

"1977 erhielt Reiner Kunze den Büchnerpreis. Heinrich Böll hielt die Laudatio", schreibt Christian Eger, und Kunze dichtet immer noch, und seine Lesungen füllen Säle, ergänzt der Rezensent. Es liegt wohl daran, dass diese Gedichte zwar von Abschied sprechen, aber "Kein Greisengemurmel" sind. Es sind manchmal scheinbar Kleinigkeiten, die zählen, wie der aufmerksame Rezensent feststellt. Etwa, dass Kunze neuerdings Punkte hinter seine Sätze macht. Hier kommt etwas zum Abschluss, unter anderem auch die große Tradition der DDR-Lyriker, die in den Sechzigern bekannt wurde, so Eger.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.08.2018

Genau die richtige Lektüre für heiße Sommertage sind laut Rezensent Jörg Magenau die neuen Gedichte von Reiner Kunze, der kurz vor seinem 85. Geburtstag und zehn Jahre nach seinem letzten Lyrikband die hier versammelten Verse veröffentlicht hat. Der Kritiker lässt sich von Kunzes "poetischen Skizzen" mit auf Streifzüge voller "Melancholie" und zugleich "Zuversicht" durch die Natur nehmen, spürt die Bedrohung der Natur ebenso wie die "Fragilität" der politischen Welt und lobt nicht zuletzt den Kniff des Dichters, jedem Abschnitt Motti, etwa von Rose Ausländer, Paul Celan oder Hannah Arendt voranzustellen. Kulturkritisches Raunen und Mahnen verzeiht der Rezensent angesichts der wunderschönen und eigensinnig "altmodischen" Lyrik Kunzes gern.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.08.2018

"Mehr als nur Abschied" ist dieser Band des 85-jährigen Lyrikers Reiner Kunze, versichert ein bewegter Björn Hayer in einer kurzen, viel zitierenden Rezension. Vor allem feiert Hayer Kunzes Sprachkraft bei großer Schlichtheit, ja Reduktion der Mittel. Kunzes Lyrik ist durchaus noch politisch, meint er, spricht etwa die Ukraine an als "land / verstümmelt, veruntreut / verraten" an. Aber es gibt auch anderes, Texte über die "Choreografie der Wolken" und Naturbetrachtung angesichts des kommenden Todes. Vor allem, so Hayer, bleibt Kunze trotz allen Pessimismus der Glaube an die Kraft lyrischer Sprache.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.08.2018

Sommer, Hitze, Alter - Kunze reimt frei, erfahrungsgesättigt und unsentimental, dabei hoch aktuell, findet Rezensent Dietmar Dath, und so leicht, wie es nur die "Größten der Stunde" können. Dath denkt dabei an Frederick Seidel und Kendrick Lamar. Kunzes Angst vor einer die Sprache verflachenden und einebnenden Gegenwart mag er allerdings nicht teilen. Da hält es der Kritiker lieber mit dem französisch-karibischen Philosophen und Dichter Édouard Glissant, der den schöpferischen Umgang mit der Sprache - der eigenen wie der der ehemaligen Kolonisatoren - begrüßte. Aber tatsächlich wissen das auch Kunzes Gedichte - besser vielleicht als ihr Autor, meint Dath.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter