Ricarda Bethke

Die anders rote Fahne

Roman
Cover: Die anders rote Fahne
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783100067159
Gebunden, 284 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

In einer Kleinstadt an der Saale erlebt die kleine Candida das Ende des Zweiten Weltkriegs und die ersten Jahre der DDR mit dem zugleich träumerischen wie klarsichtigen Blick des Kindes, der bis in die feinsten Verästelungen des Alltags zu sehen vermag. Diesen Blick, der sich mit staunender Neugier vor allem auf den unmittelbaren Umkreis und das eigene Innere richtet, behält sie auch, als sie Jahre später zum Studium nach Berlin kommt. Unter den offiziell nicht anerkannten, von Armut und politischem Druck bedrohten Künstlern im Osten Berlins, träumt sie von einem anderen Sozialismus - und von Hans, dem Maler ohne Aufträge. Ricarda Bethkes autobiografischer Roman über ihr Aufwachsen in der thüringischen Provinz der 40er und 50er Jahre und ihr Leben im Berlin der 60er stellt nicht die großen politisch-historischen Ereignisse dieser Zeit in den Mittelpunkt, sondern die persönlichen Glücksmomente und Unglücksfälle eines Lebens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.12.2001

Alles andere als begeistert zeigt sich Rezensentin Katrin Hillgruber von diesem autobiografischen Roman der aus der DDR stammenden Schriftstellerin Ricarda Bethke. Da stört sie zum einen der "FDJ-konforme" und naive Blick, den Bethke auf die DDR wirft, der auch davon nicht in Frage gestellt wird, dass sie sich als Erwachsene in den systemkritischen Künstlerkreisen um Biermann aufhielt. Da ist zum anderen der Vorwurf der Beliebigkeit, den Hillgruber der Autorin macht: "Alles gerät in diesem Buch unterschiedslos zum staunenswerten Phänomen". Und dann der Umstand, dass die Autorin ihrem literarischen alter ego und deren Mädchenproblemen nicht wirklich Interesse und Sympathie entgegen zu bringen scheint: "Diese defätistische Haltung wirkt ansteckend". Bei so vielen Negativpunkten ist das Gesamtfazit nicht weiter erstaunlich: Der Roman ist in den Augen der Rezensentin "ein Künstler- und Entwicklungsroman, der indes keine richtige Entwicklung beschreibt".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.07.2001

Am erzählerischen Talent der 62-jährigen Berliner Autorin Ricarda Bethke hat Ute Stempel überhaupt keinen Zweifel. Wie schade, denkt die Rezensentin, dass Behtke ihren Roman über die Kindheit und Jugend in der DDR geschrieben habe, als hätte sie ihn zu DDR-Zeiten veröffentlichen wollen. Unverbindlich und vage blieben die Ausführungen über die Widersprüche im Leben der Protagonistin Candida, die die unschöne Realität mit Märchen und Geschichten von früher zu verdrängen suche. Die Rezensentin hofft auf eine Fortsetzung der Lebensgeschichte der Autorin. Auf eine Fortsetzung, die keine Kurven um das Tatsächliche ziehe, sondern Bedenklichem einen klaren Ausdruck verleiht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.06.2001

All denjenigen empfiehlt Andreas Nentwich dieses Buch, die noch immer auf der Suche sind nach dem deutsch-deutschen Roman. Zusammen mit Büchern wie denen von Irene Böhme und Caritas Fuhrer, meint er, gehört, was die Autorin hier als autobiografische Erzählung einer Geschichte vom Aufwachsen in der DDR zu Papier gebracht hat, bestimmt zu dessen "uneitelsten und wahrhaftigsten Kapiteln". Nentwich schätzt das Bemühen der Autorin um "retrospektive Authentizität", räumt allerdings ein, dass ebendieses Bemühen mitunter zu einem "allzu schlichten Erzählton" führt. Wie auch immer: das schwer entwirrbare Geflecht von Einverständnis, Anpassung, Verdrängung, Aufbegehren und Jungsein im DDR-Alltag, meint unser Rezensent, wird uns hier nahegebracht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.02.2001

Dieser Debütroman erinnert Beatrix Langner an Strittmatters "Der Laden", nur dass sie ihn viel komischer findet. Die Beschreibung des Werdegangs eines thüringischen Mädchens von einer Lehrerin für sozialistische Kunsterziehung zur aufmüpfigen Intellektuellen ist der "Roman einer Selbstfindung", meint die Rezensentin, die die "wunderbar leichte Geschichte" hinreißend findet und die "kräftig sinnliche Prosa" der Autorin lobt. Ihr gefallen die "kurzen, dichten Sequenzen" des Romans und sie preist begeistert die Mischung aus "Unschuld und Leidenschaft" der Protagonistin, die gewöhnlich nur im Märchen gut ausgeht, aber anscheinend auch in dieser Geschichte.
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